Montag, 1. August 2011

Von Uojan nach Kuanda der BAM entlang

29.7.  Angarakan

Nach dem Aufstehen gibt es erst einmal Müsli. Anschliessend gehen wir in den Supermarkt unter unserem Zimmer (die VIST-Kette betreibt beides). Leider ist das frische Brot noch nicht fertig, soll aber gleich kommen (es wird selbst gebacken). Wir packen erste einmal fertig und besorgen uns im kleinen besser sortierten Markt noch Flocken und Schokopulver. Im Supermarkt ist mittlerweile das Brot und auch leckere Teilchen (mit Mohn und Birne) fertig. Nun kann es zum Bahnhof gehen, wo Dinas Rad noch parat gemacht werden muss. Zuerst kommt die Elektritschka von Severobaikalsk, das ist aber nur ein Zug mit einem Anhänger. Ein anderer Gast aus dem Hotel mit einem riesigen Rucksack wartet wohl auch auf den Moskauer Zug. Wir denken uns noch, dass die Elektritschka dem grossen Zug langsam mal Platz machen muss, da es nur an Gleis 1 einen Bahnsteig hat. Aber da kommt auch schon der Moskauer Zug auf Gleis 2 angefahren. Die gesammelte Menschenmasse rennt schon los, hier tut man gut daran nicht auf die Abfahrtszeit, sondern auf die Ankunftszeit zu kommen, auch wenn der Zug hier 20 Minuten steht. Der Zug ist ziemlich lang , als hangeln wir uns zu Wagen 12 durch und lassen erst einmal alle aus- und einsteigen. Das Rad ist dann aber kein Problem. Als der Schaffner aber noch ein Billet für das Gepäck sehen will, sage ich, dass es nicht über 30 kg ist aber viel Wasser dabei ist. Dina hat halt Angst in der Bahn zu verdursten. Damit gibt sich der Zugbegleiter zufrieden. Die Leute besteigen alle viel früher als die Abfahrtszeit den Zug, auch die Zugbegleiter machen Anstalten abfahrtsbereit zu sein. Daher geht Dina auch rein, aber der Zug bleibt noch eine Weile stehen. Nachzügler, die wohl im Ort einkaufen waren, werden ermahnt, der Zug fahre ohne sie und nach einer ganzen Weile fährt der Zug dann doch los. Gute Heimfahrt Dina.
Nun muss ich mich alleine auf den Weg machen. Die ersten Kilometer kenne ich ja von gestern, der Sand ist nicht so schlimm, wie befürchtet und zieht sich nicht bis Jantschukan hin. Als ich in der Früh nach der nächsten bewohnten Ortschaft fragte,. war ich erst einmal erstaunt. Im Kiosk wusste man von keiner bewohnten Ortschaft östlich von Uojan. Aber die Taxifahrer gaben mir an, dass es in Jantschukan Geschäfte gebe und danach wieder in Severomuisk. Also frage ich unterwegs immer mal wieder die Fahrer, wie weit es noch bis Jantschukan ist. Mal ist die Strasse besser, mal weniger, es sind einige Jeeps und LKW unterwegs, aber es kann auch mal nur ein Fahrzeug die Stunde sein. Auch wenn die Strasse nicht direkt an den Bergen entlang führt, geben diese ihr einen wunderbaren Rahmen, zumal bei dem guten Wetter. An einem schönen See mache ich Halt , dort steht auch ein windschiefer Pavillon. Wegen der Mücken bleibe ich jeweils nur kurz. Unterwegs fragen die Fahrer immer wieder woher (ot kuda) und wohin (kuda). Ich bekomme zu hören, dass es nach Tynda keine Brücken gäbe. Hier sind nicht nur extreme Gelände-LKW unterwegs. Ein LKW hat sogar ein Schiff geladen und ist nur wenig schneller als chi. Als ich bei einer der kleinen Stationen halte, sehe ich, dass diese ja laut meiner Karte schon hinter Jantschukan liegen sollte. Daher frage ich einen LKW-Fahrer, der zufällig hält. Aber der meint ich würde es schon sehen, es sein noch 25 km nach Jantschukan. Meine Karte ist von vor dem endgültigen Eisenbahnbau, eine alte Generalstabskarte halt, da sind die Orte wohl doch noch woanders hingekommen. Kurz vor dem Ort kommt mir ein Motorrad mit Seitenwagen entgegen, ziemlich unpraktisch für diese Strasse und in der Tat sind die beinen nur in Ortsnähe unterwegs. Einer der Beiden erkennt mich von in der Früh, als wir am Bahnhof waren. Der Ort solle nun gleich kommen. Kurz darauf bellt mich ein aggressiver Hund an und verfolgt mich. Ich werfe daraufhin den verdienten Stein. Das findet sein Frauchen wohl nicht so fein. Ich frage sie dennoch nach dem Weg in die Stadt. Sie liegt jenseits der Schienen. Wie in Uojan auch hat es Hochhäuser und kleine Hütten. Es dauert etwas, bis ich einen Laden gefunden habe, ich will aber sowieso nur eine Cola und sehe noch Gummibärchen, als ich die Endsumme höre, 185 Rubel, muss ich schlucken, die Gummibärchen werden einzeln verrechnet. Ein Cafe scheint es nicht zu geben, die Ladenbesitzerin lädt mich aber auf einen Tee ein. Gleichzeitig wirft sie noch Teigröllchen in die Mikrowelle. Diese bekomme ich noch zum Tee dazu, und zudem noch Smetana, genial! Der Laden ist einfach in einer Appartmentwohnung eingerichtet, Kühlschrank, Badewanne etc. dienen als Aufbewahrungsraum. Der Mann der Ladenbesitzerin gibt mir noch den Tipp, dass die übernächste Station, Angarakan, noch bewohnt wäre. Auch wenn es schon nach 18.00 ist, setze ich mir diese gut 30 km entfernte Station zum Ziel. Das gibt noch einen abendlichen Runout. Aus der Stadt heraus fahre ich über die Bahngleise, um nicht zurückzufahren, das war noch ein Tipp aus dem Laden. So kann ich sogar noch den asphaltierten Bahnsteig nutzen. Der LKW mit dem Boot hat wohl eine Pause gemacht als ich in der Stadt war, denn kurz darauf überholt er mich wieder. Die Strasse hat nun viele Schlaglöcher, daher kann ich sogar auf den LKW mit dem Boot aufschliessen. Er ist manchmal schneller, manchmal langsamer, bergauf hängt er mich aber ab. Schliesslich überhole ich ihn und er ward nicht mehr gesehen. Auf der Piste sind manche Brücken kaputt, so dass es immer eine Umfahrung gibt. Die Abendstimmung ist super und es geht in die Berge. Als es auf 21 Uhr zugeht bin ich aber froh, als ich die Station Angarakan endlich zu Gesicht bekomme. In der Tat sieht sie bewohnt aus, es gibt Blumen und das Fenster ist offen. Während ich noch davor stehe, ruft schon jemand heraus, ich solle doch hinten rum rein kommen. Er ist wohl der Einzige hier. Bevor wir uns unterhalten können muss er zum Funkgerät. Es scheint gerade so eine Art Abendreport hineinzukommen. Schnell ist eine DinA4-Seite vollgeschrieben. Dann dar er auch was sagen, anscheinend ist hier Geschwindigkeit gefragt. Es scheint wohl eine Art Bericht über die heutigen Vorkommnisse zu sein. Danach hat er Zeit und wir trinken Tee. Er heisst Bulat und kommt aus Novoj Uojan, gerade hat er Abendschicht. Zur Arbeit kommt er mit der täglichen Elektritschka, die 3 Stunden braucht. Gerade kommt die abendliche Elektritschka nach Taksimo vorbei. Es steigt aber niemand zu, noch aus. Es ist schon lustig, was hier eine Elektritschka ist, nur ein Wagen hängt auch hier an der Lokomotive.
Bulat bietet mir an in einem anderen Zimmer zu schlafen, dort hat es ein Sofa. Gerne nehme ich an, das erspart das Zelt aufbauen. Wir unterhalten uns noch etwas, u.a. über die Züge und die Strecke. Ich kann wohl ein Mal am Tag an jeder kleinen Station einen Zug nehmen. Bulat erzählt mir ganz stolz, dass in Angarakan sogar der Moskauer Zug eine Minute hält. Er zeigt mir auch seine Zuglaufpläne, diese kannte ich bisher noch nicht. Er bekommt seine Instruktionen von Irkutsk.
Langsam ist es Zeit für mich ins Bett zu gehen und so lasse ich Bulat in seinem Operatorraum. Das Sofa ist bequem und so geht ein erster ereignisreicher Tag ohne Dina zu Ende.

 Piste hinter Uojan
 Waldarbeiterfahrzeug
 Mittagspause
 an schönem See
 Ruhiger Fluss
 Es hat unzählige Eisenbahnbrücken
 Bei diesem Wetter macht es Spass

Blick durch die Büsche
 Lokalverkehr


Jantschukan


Bergland
Transporte
Kurz vor Angarakan
Angarakan
Abendstimmung

30.7. Taksimo

Nach dem langen Vortag, bleibe ich am Morgen etwas länger liegen. Als ich Frühstücken will, und in den Operatorraum komme, sehe ich, dass Bulat auch eingenickt ist. Daher gibt es Frühstück am Bahnsteig. Wegen der hohen Berge ist die Sonne gerade erst da. Als der nächste Zug kommt ist Bulat aber auch wieder wach. Nach dem Frühstück und Packen verabschiede ich mich von Bulat. Es geht jetzt weiter in die Berge, die Strasse ist nicht so schlecht. Auch die Steigungen sind nicht hart, dafür ist die Landschaft bei dem Wetter sagenhaft.  Anfangs ist noch kein Verkehr unterwegs, erst weiter oben am Pass überholen mich 2 LKW. Hier oben hat es viele Eisenbahninstallationen, die Strecke muss hier ja Serpentinenmachen. Es hat auch den Anschein, als ob man hier anfangs noch nicht über die Streckenführung schlüssig war (in der Tat findet man an der BAM oft verschiedene Streckenführungen, teils schon wieder demontiert, hier am Sevoromuisker Pass, hat man Jahrzehnte länger für den Tunnel gebraucht, weshalb die Bergstecke eingerichtet werden musste). Dem blauen Himmel fügen sich leider bald einige kräftige Cirren hinzu, bei gleichzeitig auffrischendem Gegenwind. Mir schwant schon Böses. Aber erst einmal sorgt das für eine noch bessere Himmelsstimmung. Und so geht es weiter rauf den recht niedrigen und flachen Pass.Oben hat es noch einen schönen See, dann geht es auf die Abfahrt nach Severomuisk. Auf der Piste mache ich schon frische Spuren aus, wohl von einem Seitenwagenmotorrad. Kurze Zeit später sehe ich tatsächlich 2 Leute ein solches Gefährt schieben, sie haben einen Defekt. auch Velospuren sind zu sehen, zudem sehe ich seit gestern immer wieder das gleiche schmale Mororradprofil. Die Seitenwagenleute meinen, dass ich gleich in Severomuisk sei, ich soll mich aber rechts halten. Am Ortseingang kommt auch schon ein Radler entgegen. Die Häuser hier sehen interessant und nicht nach Plattenbau aus. Eine schöne und schön gelegene Siedlung ist das hier. Im ersten Laden gibt es Cola und Hefegebäck. Leider hat das Café nur abends offen. Also mache ich Brotzeit am Fluss hinter Severomuisk. Nach dem Ort hat es noch einigen Verkehr, aber wohl nur im Umfeld der Stadt, denn später wird er sehr spärlich. Erst bei einer zerstörten Brücke ist wieder mehr los. Dort muss man durch einen Bach mit etwas mehr Wasser und Blockgeröll. Ein Pärchen ist mit einfachem Auto zu einem Ausflug hergefahren, weiter wollen und können sie wohl nicht. Auf der anderen Seite stehen zwei LKW nach erfolgter Querung. Ausserdem sehe ich einen Motorradfahrer am anderen Ufer. Sind von ihm die Spuren? Zu meinem Erstaunen geht er aber wieder in die Gegenrichtung. Er schiebt durch den Bach. Ich will auch gerade runter gehen. Doch beim Mororradfahrer sieht es so mühsam aus, dass ich wieder rauf und auf die Eisenbahnbrücke schiebe. Vor ihr sind Wälle aufgeworfen um LKW und Autos das queren zu verunmöglichen. Während ich schon drüben bin, müht sich der Motorradfahrer noch ab. Im nachhinein sehe ich in einem Motorradfahrerforum, dass hier immer mal wieder LKW im Bach stecken bleiben (Photos zu unterschiedlichen Zeitpunkten).
Ich radle an den staunenden LKW-Fahrern vorbei. Die Strecke ist hier extrem mühsam, lauter grosse Steine sind im Belag eingebaut. Ein Autofahrer aus Ulan-Ude bestätigt mir das eine gute Stunde später und meint, das ginge noch 37 Kilometer so weiter. Ich sehe mein Abendessen in Taksimo in Gefahr. Und in der Tat komme ich nicht sehr schnell vorwärts. Zwischendurch treffe ich Pilzsammler. Hier hat es so viele Pilze, dass man mit dem Auto langsam die Strasse entlangfahren kann und die Kollegen die Körbe füllen. Der Himmel zieht immer mehr zu, es scheint ein klassischer Frontaufzug zu sein. Daher ist es wohl doch nicht verkehrt noch bis Taksimo zu fahren. Aber die versprochene bessere Strasse lässt auf sich warten. Immerhin geht es über einen grossen Fluss, eine meiner Wegmarkierungen, womit ich wieder weiss, wo ich genau bin. Die Strasse wird leicht besser, aber erst nach einer weiteren grossen Flussquerung ist es wieder gut fahrbar. Zum Glück ist die Brücke hier noch benutzbar, wenngleich der Bach wenig Wasser fährt. Die Brücke ist an sich zusammengestürzt, aber sie ist wohl für Atuos noch befahrbar, es geht tief runter und wieder rauf. An der Brücke treffe ich noch Leute, die fischen. Hier häre ich zum ersten Mal seit längerem wieder ein besseres Englsich, wahrscheinlich besser als mein Russisch. Sie sind aus Taksimo und teils staatlich angestellt. Auf den Ort muss ich mich wohl noch gedulden, 20 oder 30 Kilometer ist die Auskunft. Hier fängt aber auch eine Kilometreriung an und damit eine andere Qualität Strassenbelag, zwischen Severomuisk und hier war die Piste eigentlich aufgegeben und nicht mehr wirklich gepflegt worden. Mittlerweile fahre ich schon am Zahnfleisch daher, dafür gibt es zu Abwechslung mal ein Bauarbeitercamp und schliesslich die Eisenbahnbrücke, welche direkter als die Strasse nach Tasksimo führt. Die Ortsnähe macht sich auch in der Landschaft bemerkbar, es hat hier Wiesen, welche gerade gemäht werden. Das erfolgt allerdings mit mässigem Erfolg, da die gemähten Wiesen unter Wasser stehen und mit ihnen das zum trocknen ausgelegte Gras. Hier hat es wohl auch viel geregnet. Auf der gut ausgebauten Piste heizen leider auch die Autofahrer ziemlich durch die Gegend und so ist das Weissliche in der Luft nicht Tau, sondern der aufgewirbelte Staub. Bei der Brücke wird der Belag wieder Teer und so komme ich doch noch bis 21 Uhr in Taksimo an. Gleich das erste Cafe am Ortseingang wird gestürmt, Borschtsch und eine kalte Kartoffelsuppe gibt es. Alles aus Plastikgeschirr. Als Hotel wird mir das VIST empfohlen, das ist ja das Gleiche, wie in Novoj Uojan. Nun geht es in den Ort, erst einmal ist aber wieder Wald, das Café war wirklich ganz am Ortseingang. Im Ort frage ich gleich beim ersten Gostiniza-Schild, das Gebäude sieht ähnlich schmucklos aus, wie jenes in Uojan. Aber es ist doch nicht das VIST, sie hätten zwar einen Platz, aber nur für Leute mit russischem Pass. Also fahre ich weiter zum richtigen Hotel. Bevor ich dort angelange werde ich noch von Viktor angesporchen, der sich wohl für Touristen interessiert, er meint, dass wohl alles ausgebucht wäre. Aber erst einmal checke ich die Lage selber, in der Tat ist kein Platz mehr frei. Die Dame in der Rezeption ruft noch in einem anderen Hotel an, aber das war wohl das Hotel von vorhin. Dafür wird Viktor aktiv. Er ruft noch irgendwo an und dort scheint Platz zu sein. Ich soll ihm folgen, es scheint wohl ein Stück weit zu sein, da ich erst einmal vorausfahre. In der Tat geht es nach Alt-Taksimo, dort hätte ich auch noch einen Hotel-Waypoint. Ich hoffe, dass es kein zu teures Hotel wird. Wir kurven noch ewig durch die Gegend, bis ich in einer kleinen Reihenhaussiedlung zum Stehen komme. Es geht wohl doch nicht zu einem Hotel, sondern in eine Privatunterkunft. Der Hausbesitzer kommt aber auch erst gerade und zeigt mir kurz, wo ich unterkommen kann, wohl in seinem Schlafzimmer. Nun gibt es erst einmal eine kalte Dusche - warmes Wasser gibt es wohl nur im Winter oder mit einem Tauchsieder. Die anderen sind mittlerweile verschwunden, nur der ältere Bruder des Hausbesitzers ist noch da. Er bietet mir Tee an. Er heisst Alexej und ist Fahrer eines Urals. Da muss ich ihm gleich sagen, wie toll doch Kamaze sind. Den 110 kennt auch er, aber mehr vom Winter. sonst kann er mir noch Einiges zur Strecke sagen aber auch von seinen Fahrten nach Jakutsk über die gefrohrene Lena. An der Fjäll Räven Hose hat sich am Hintern leider ein grosses Loch gebildet, welches ich noch versuche zu nähen. Dabei ist die Hose erst seit 4 Wochen in Verwendung, da hat meine Alte deutlich länger gehalten. Kurz vor Mitternacht komme ich endlich ins Bett. Die Mücken lassen mich aber wenig schlafen, da ist das Zelt schon besser.

 Bulat in Angarakan
 Vor dem Severomuisker Pass
 wieder grüner
 leichte Steigung
 Viele Bahnbauten
 Cirren ziehen auf
 und verheissen nichts Gutes
 dafür ist die Wolkenstimmung eindrucksvoll
 Bahnquerung
 Gut ausgebaute Piste
 Am Pass
 Es hat nur wenig Verkehr
 Bevor die Bahn kam war hier absolut Nichts
 Severomuisk
 hat seinen Charme
 und seine Antiquitäten
 Fluss hinter Severomuisk
 Diese Kette geht es jetzt entlang
 Brücke I
 Brücke II
 Brücke III
 Hier ist wieder gut geschoben
 An einem Bahnübergang
 Wildwuchs
 Flussquerung
 Nachmittagsstimmung
 
 tiefer gelegte Brücke
geflutete Wiesen
 Taksimo
Denkmal

31.7. Vitimbrücke

Am nächsten Morgen bin ich ganz alleine im Haus. In der Nacht hat der Regen eingesetzt, den ich befürchtet hatte, daher wird lange ausgeschlafen. Aber auch das hilft nichts. Nach dem Frühstück mache ich mich im leichten Niesel auf. Erst wird noch eingekauft und dann geht es aus dem Ort Richtung Kuanda. Anfangs ist die Trasse noch gut. Leider bringt mir das nichts, da sie total durchgeweicht ist. Ich komme erst um 11 Uhr los. Bei Taksimo hat es noch etwas Verkehr, der dann zunehmend dünner wird. Leider setzt dann auch wieder der Regen ein. Bald hinter Taksimo treffe ich einen Bahnarbeiter, der mir noch eien Tröte in die Hand drückt. Er meint, die sei gut gegen Bären, es ist so eine Art Vuvuzuela. Kurz darauf kommen mir 3 Usbeken zu Fuss entgegen, sie gehen nach Taksimo. Sie haben wohl eine Panne aber keinen Handyempfang. Nach ca. 30 Kilometern geht in der Tat ein Weg nach rechts ab, der nach Kuanda gehen soll, im GPS wäre es erst 2 km weiter abgegangen, aber ich verlasse mich auf die Schilderung von Alexej. Auf dieser Strasse treffe ich heute auf kein Fahrzeug mehr. Einzig ein Tier wartet einmal auf mich, ein Wolf? Es verschwindet im Wald und taucht dann wieder nahe mir auf. Es ist ein Hund. Er begleitet mich einige Kilometer, vor allem durch ein Pfützenstück. Hier werden meine Schuhe auch noch platschnass, da es sowieso keinen Sinn macht vor jeder Pfütze die Schuhe auszuziehen und das gleiche Prozedere wenige Meter weiter wieder. Die Pfützen nehmen die ganze Strasse ein und sind zum Teil recht tief, auch die Strassenränder stehen unter Wasser, so dass einem keine Wahl bleibt. Der Wald engt die Strasse sehr stark ein, so dass mit der Regenstimmung eine recht düstere Stimmung entsteht. Da ist der treue Begleiter eine willkommene Abwechslung, er jagt aber immer mal wieder in den Wald hinein, wohl auf der Suche nach Nahrung. Nach einiger Zeit ist er dann endgültig verschwunden. Zwei Mal weiche ich auf die Eisenbahnschienen aus, um nicht durch einen Fluss zu müssen. Diese führen sehr viel Wasser, selbst die Kleinen. Kurz vor dem Vitim schaue ich zu einem Bahnhäuschen, dort steht ein LKW herum, aber niemand ist da. Ein paar 100 Meter weiter steht noch ein Bahnwagen herum, bei dem weitere LKW sind. Ich frage nach dem Dorf, da ich gerne im Trockenen übernachten würde. Aber sie schicken mich einfach die bahntrasse entlang weiter. Hätte ich nur die normale Piste genommen. An der Trassenstrecke wurden Zweige geschnitten und es geschieht das Unvermeidliche, bzw. das Unpassendste. Ein Zweig kommt wieder ans Schlatwerk, welches sich dann ins Rad Wickelt. Ein lauter Schrei des Entsetztens, nein das darf doch nicht sein, ist die Tour damit vorbei?
Es sieht schlimmer aus, als beim ersten Mal, das Schaltwerk ist wieder in einer unmöglichen Stellung. Es dauert etwas, bis ich es auch dem Laufrad gewickelt habe. Das Schaltauge hat sich wieder ordentlich verbogen. Eine erste Schnellreparatur bringt nicht viel, ich muss wohl erst einmal zum Dorf schieben. Vielleicht kann ich dort noch etwas richten. Nach einer Minute steht ein Bauwagen und einige Raupenfahrzeuge am Wegesrand. Eventuell kann ich ja mit ihrem Werkzeug etwas machen. Ich bitte um eine grosse Zange und biege mit aller Kraft das Schaltauge wieder halbwegs hin. So einigermassen sieht das wieder gut aus, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich das Schaltwerk wieder hinein bekommen, das Auge sieht schon sehr oval aus. Aber es klappt. Die gelängte Speiche muss auch noch auszentriert werden. Aus dem Bauwagen wird mir zugeschaut und ich auf einen Tee eingeladen. Ich komme gerne in den warmen Bauwagen um mich zu trocknen, es regnet weiter . Nahe dem Bauwagen stehen ein paar Leute, anscheined fahren sie nach Taksimo mit der Elektritschka. Eine Stunde später geht die Elektritschka nach Kuanda. Ich bleibe erst einmal beim Bauwagen und will dann dort oder beim Dorf zelten. Die beiden Jungs aus dem Bauwagen (einer von ihnen heisst Nicolai) wollen mich aber nicht auf der Strasse schlafen lassen, wenn es auch im Bauwagen geht. Ich werde von ihnen noch zum Abendessen eingeladen. Den Abend nutze ich noch um meine Sachen am Ofen zu trocknen, leider reicht es nicht für trockene Schuhe.

 Durchweichte Fahrbahn
 Verkehrsfreie Piste
 Sumpf
 Es wird gekocht
 Übernachtungsplatz

1.8. Kuanda und Novaja Tschara

Am nächsten Morgen regnet es noch immer. Als es ein bisschen schwächer regnet mache ich mich auf. Heute kann ich nur ganz langsam radeln, da das Schaltwerk ständig Anstalten macht wieder in die Speichen gezogen zu werden. Dafür steht das erste Highlight des Tages gleich an, die Überquerung des Vitim. Es ist einer der grossen Flüsse an der BAM und er hat gleich zwei sehr lange Brücken, die Eisenbahnbrücke und eine zweite Brücke, die ursprünglich für ein zweites Gleis gebaut war, nun aber für Fahrzeuge verwendet wird. Auf ihr liegen einfach Eisenbahnschwellen und es gibt kein Geländer. Dabei führt die Brücke ziemlich hoch über den Fluss. Sicherheitshalber schiebe ich über die Brücke. Eigentlich müsste man gleich im Hintergrund ein paar Bergketten sehen, doch bei dem Dauerregen ist keine weite Sicht gegeben. Das ist sehr Schade, da ich ja eigentlich für die Landschaft da bin. Der Vitim ist in der Tat eindrucksvoll und mit dem Regen auch ziemlich angeschwollen. Die 25 Kilometer nach Kuanda sind zwar kein grosses Problem, durch das Schaltwerkproblem trete ich aber einmal ins Leere und stürze in eine Pfütze. Kurz vor Kuanda sehe ich ein, dass es mit dem Schaltwerk nicht mehr weiter geht, es ist durch die Spannung zu ausgeleiert um noch zuverlässig zu funktionieren, selbst wenn man es nicht schaltet. In Kuanda klappere ich daher die Geschäfte nach Schaltwerken ab, in Ongudai hat es ja auch geklappt. Das Ersatzschaltwerk hat Dina vorgestern mit nach Hause genommen, da es ja mit dem Schaltwerk in der Mongolei gut geklappt hat. Leider hat kein Laden nennenswerte Radteile und ich werde auf Nowaja Tschara oder Taksimo verwiesen. Daher eile ich zum Bahnhof um nach Taksimo zu fahren. Es steht gerade eine Elektritschka da, die nach Nowaja Tschara fährt. Daher beeile ich mich und wir verladen das Rad auf die Plattform.

 Vitim - Strassenbrücke
 Bahnbrücke
 Grüner Dschungel
 Ein Freischnitt wäre keine Luxus
Kleiner Bach mal grösser

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