Freitag, 5. August 2011

Abbruch

Das Billet kann ich hier auch im Zug lösen. Neben mir ist ein relativ griesgrämiger Herr eingestiegen, der dennoch das Bedürfnis nach Unterhaltung hat. Er hält es für leichtsinnig hier in der Bärengegend alleine Rad zu fahren. Zudem macht er mir wenig Hoffnung auf Wetterbesserung, der Winter habe ja quasi schon begonnen. Unterwegs steigen vor allem Eisenbahnarbeiter zu, vor allem in Leprindo ist viel Wechsel im Passagieraufkommen. Die Landschaft sehe ich heute leider nicht, es hat weiter Dauerregen. Selbst kleine Bäche kommen mit braunem Hochwasser daher, die wenigen Blicke auf die Piste verheissen kein Fahrvergnügen auf dieser.
Als ich in Novaja Tschara angelange, macht mir mein Sitznachbar zudem wenig Hoffnung ein Schaltwerk zu finden. Dafür führt er mich zu einem Kollegen, der eine Autowerkstatt hat. Dieser schüttelt ebenfalls den Kopf. So etwas findet man weder hier noch in Taksimo, selbst für Tynda würde er mir das nicht sicher zusagen können. Dabei hat es durchaus ein paar Billig-Mountainbikes, diese werden im Laden aber als Einwegartikel verkauft. Der Garagenbesitzer nimmt mich dennoch auf eine Tour mit und wir klappern alle möglichen Läden ab, leider ohne Erfolg. Als einzige Möglichkeit sieht er, das Teil in Chita zu bestellen und dann herfliegen zu lassen, es gibt wohl zwei Flüge die Woche. Für den Heutigen reicht es natürlich nicht mehr.
Ich lehne erst einmal ab und suche mir eine Unterkunft. Am Bahnhof hat es ein einfaches Hotel, in welches ich mich einquartiere. Am nächsten Tag versuche ich weiter ein Schaltwerk aufzutreiben, aber leider lassen sich Radbesitzer mit einem Mountainbike nicht überzeugen, mir eines ihrer Schaltwerke abzugeben. Zumindest erfahre ich, dass es hier sogar ein Internetcafé hat, welches am Abend offen hat. Dort recherchiere ich erst einmal das Wetter. Das könnte leider nicht schlechter sein, sämtliche Wetterdienste zeigen Regen bis zum Prognoseende an. Auch die Einheimischen machen mir keine Hoffnung. Ohne Schaltwerk, bei schlechtem Wetter und in meiner Stimmung ist das Internet gefährlich. Langsam mache ich mir nämlich Gedanken früher heimzufahren. Eine Radtour bei Dauerregen macht mir keinen Spass, zudem ist mein Zeitplan sowieso schon durcheinander. Als ich im Internet eine recht günstige Verbindung von Krasnojarsk nach München mit der S7 finde, schlage ich zu. Nun muss ich nur noch Zug-Tickets finden.
Die sind allerdings alle ausgebucht, so dass ich noch drei Tage in Novaja Tschara bleibe und dann nur noch eine Nacht in Krasnojarsk verbringen muss. Eine weitere Nacht habe ich am Moskauer Flughafen.

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