Sonntag, 26. Juni 2011

Erste Mongolei-Eindrücke, positive wie negative

Sa. 25.6. In die Mongolei
Übernachtungsplatz vor der Grenze zur Mongolei
Zwei fahren zur Grenze
Es geht früh los, wir möchten möglichst noch vor der Öffnung an der Grenze sein, um LKWs fragen zu können für die Überfahrt. Christian versucht sein Glück schon während der Hinfahrt. Und siehe da, schon der zweite nimmt uns mit. Es ist ein Kleinlaster ähnlich dem, der uns das letzte Mal mitnahm. Vorne eher Auto, hinten Ladefläche, diesmal mit Plane, interessant ist, dass der Motor bis in den Fahrerraum reicht, so dass man eigentlich vom Fahrersitz daran rumhantieren kann. Wahrscheinlich hat das aber im Winter Vorteile. Vorne ist schon alles voll, scheint ein Familienausflug nach Ölgi zu sein. Wir dürfen hinten rein samt unseren Fahrrädern. Im Nu sind wir, natürlich viel zu früh, an der Grenze, die doch erst um 9 Uhr öffnet. Die Holländer, letzte Verbliebene von einer Mongol Rally, sind auch hier. Leider erfahren wir erst spät, dass wir noch zur Migration müssen, die ist wie könnte es anders sein nicht direkt an der Grenze, sondern ca. 500 m entfernt. Also rennen wir hin, offen hat sie noch nicht, obwohl sie sollte, der Diensthabende hat wohl verschlafen, kommt dann doch mit dem Auto angebraust. Von unserer Mitfahrgelegenheit werden wir auch schon vermisst, denn vorne an der Grenze scheint nun Bewegung reinzukommen. Zurückrennen wäre aber nicht notwendig gewesen, da es trotz Bewegung noch nicht extrem schnell vorwärts ging. Leider streikte dann auch noch der Computer, der Dame, die die Ausweiskontrolle vornehmen sollte. Aber als er wieder funktionierte, gings gut voran. Interessant war, dass alle Passagiere ihr Gepäck durchleuchten lassen mussten. Unsere Fahrräder mit Packtaschen interessierten sie aber trotz Nachfragen nicht. Schlussendlich sind wir nicht die einzigen Fahrgäste auf der Ladefläche. Uns begleitet ein Lastwagenfahrer, dessen Lastwagen kurz vor der Mongolischen Grenze eine Panne erlitt. Sollte man wohl den Grenzübertritt auch für Lastwagen verbieten?
Zurück zum Lastwagen im Niemandsland
Wir steigen vor der Mongolischen Grenzkontrolle aus. Die Grenzer sind ganz klar auf Geld aus. Schon der am ersten Kontrollpunkt will was für den Grenzübertritt des Fahrrades. Das Migrationspapier wird unter Horrorattacken von beisenden, kleinen Fliegen ausgefüllt – schöner Empfang. Die nächste Stelle will zwar keine komische Sondergebühr, aber uns Geld wechseln, dass heute Samstag die Bank im Örtchen zu hat könnte sein, und da viele drum rumstehen wechseln wir 100 Dollar. Kurs wäre in der Bank wesentlich besser gewesen, denn die hat dennoch offen, oder besser gesagt öffnet, als Christian in der kleinen Grenzortschaft nach ihr fragt. Der Migrationsmann ist dann der Hartnäckigste, für Geld will er das Formular ausfüllen, das es nur auf Russisch und Mongolisch gibt. Nein, wir wollen selber ausfüllen, er ist nicht erfreut und will danach dennoch eine Gebühr, wir eine Quittung. Nun wird er vollends wütend und Packt unsere Pässe ein. Christian will hart bleiben, ich habe weniger Durchhaltewille. Schlussendlich zahlen wir halt eine kleine „Gebühr“, aber deutlich niedriger als zuerst verlangt. Die Grenze macht das Land unsympathisch, da hilft auch die immer nett lächelnde Englisch sprechende Grenzbeamtin nicht, die eine gute Reise wünscht. Der Grenzort trägt nicht zur Verbesserung des ersten Eindruckes bei, ein paar steinige Hütten, fast jede ist mit Hotel, Magazin, Bank u.s.w. angeschrieben, aber wirklich Geld scheint dem Ort der Grenzverkehr nicht zu bringen, eines der erbärmlichst aussehenden Dörfer die wir sehen werden. Die Kinder fragen nach Essen. Hm, hätten wir doch besser unseren ganzen Urlaub in Sibirien verbracht, wie mal angedacht?
Wir fahren ein kurzes Stück weg von den Horrorfliegen und erholen uns am Strassenrand bei Smetana und Aprikosenkonfiture vom vermeintlichen „Kulturschocks“ des Grenzübertrittes. So sieht die Welt doch gleich wieder anders aus. Der noch funktionierende Jeep der Holländer der Mongol Rally hält, für sie hatte es wesentlich länger gedauert und der Lastwagen, der den defekten alten Jaguar transportiert ist noch lange nicht durch, der Papierkram scheint da komplexer zu sein. So ist für sie warten angesagt. Wir sehen sie nicht mehr bis ihre Strasse nach Ölgi abbiegt und in die Ortschaft Цагааннуур fahren.

Kurz nach dem Grenzort
Mongol Rally
Mitten im Dorf gibt es ein kleiner Laden, Wasser haben sie aber nicht. Hilfe kommt von einem nahe wohnenden Dorfbewohner, wir dürfen unsere Wasservorräte von seinen füllen. Denn ein Brunnen direkt im Dorf gibt es scheinbar nicht. Der Mann und seine Töchtern sind nett. Er spricht sogar ein wenig Russisch und so erkundigt sich Christian nach unserem weiter geplanten Weg. Aber gross Auskunft geben kann er nicht, obwohl er ein Auto besitzt, scheint er nicht weit rumzukommen. Interessant ist wie er das Wasser besser geniessbar macht, er hat dazu einen speziellen Stein, über welchen er das Wasser laufen lässt. Dies scheint gemäss ihm super zu funktionieren. Wir bleiben konservativ bei der Chlor/Silber Kombi.
Der Weg aus dem Dorf ist nicht einfach zu finden. Wir fragen immer wieder. Als wir schon fast draussen sind und hinter einer Kamelkarawane nachschauen, stellt sich ein Mann auf die Strasse und deutet uns an, dass die Strasse gesperrt ist. Wir sollen doch zu ihm Tee trinken kommen. Dina ist verunsichert, aber Christian glaubt ihm nicht, denn sonst hätte sicher schon jemand zuvor dies auch gewusst. Der Mann und seine Kinder scheinen in erbärmlichsten Verhältnissen zu wohnen, die Kinder sind zerzaust. So fahren wir weiter.
Ein schöner Zeltplatz findet sich auf grüner Wiese mit Bächlein. Etwas mehr als einen Kilometer entfernt steht eine Jurte. Es scheint noch mehr zu geben, grosse Herden ziehen auf der „Hauptstrasse“ auf der gegenüberliegenden Seite des Tales vorbei. Ein etwa achtjähriger Hirtenjunge kommt uns besuchen. Wir sind gerade beim essen, um nicht unhöflich zu sein bietet Dina ihm auch an. Eine Nudel wird probiert, das Gesicht verzogen und der Behälter schnell wieder zurückgestellt, scheint ihm ganz und gar nicht zu schmecken. Er geht zurück zu seiner Herde und kommt uns später nochmals mit zwei anderen Jungs und einem Pony besuchen. Sie schauen uns einfach interessiert zu, wie wir unser Zelt einräumen, während das Pony grast. Auf der Hauptstrasse fahren vier Jeeps vorbei, schön im gleichen Abstand, wohl auch Touristen, sie kommen nicht wieder zurück, die Strasse scheint offen zu sein. Da wir es schade fanden mit den Hirtejungs nicht mal zu rudimentären Kommunikation fähig zu sein, vertiefen wir uns noch in unseren Mongolischsprachführer und schreiben wichtige Wörter raus. 
Zudem muss noch der Wasserfilter repariert werden, da wir ihn ja hier sicher dringend brauchen können. Indem ich per Mund Gegendruck aufgebaut hatte konnten wir sehen, wo die Luft raus kommt. Es ist am unteren Ende der Filterkerze, zwischen Metall und dem porösen Ton. Zum Glück, denn ein Riss im Ton wäre wohl nicht zu reparieren gewesen. So versuche ich mit Zweikomponentenepoxy einfach das untere Ende einmal im Kreis abzukleben. Der Kleber müsste zwar 24 h härten und würde verlaufen, aber mit ein bisschen erhitzen soll er in wenigen Minuten hart sein und zudem noch fester. Dafür sorgt der Benzinkocher, über dem die Filterkerze nun gehalten wird. Und in der Tat klappt die Reparatur, der Drucktest zeigt zumindest keine grossen Undichtigkeiten. Am nächsten Tag beim Pumpen wäre mir ein etwas leichtgängigeres Filtern aber lieber. Aber eigentlich schreibt der Hersteller in so einem Fall natürlich den Austausch der Filterpatrone vor. Das geht wohl in Europa, wo man den Filter nicht braucht, hier sind wir aber doch darauf angewiesen, wie wir bald sehen.
Wo Wasser ist wirds Grün
Sicht von unserem Zeltplatz

Die Nachbarsjungs kommen uns besuchen
Traumplatz zum Zelten













So. 26.6. Über abwechslungsreiche Pisten zum Ачит нуур
Auf nicht sehr ausgefahrener Piste geht es hoch zum Дешийн дабаа. Doch die Strasse ist eigentlich gut fahrbar, da meist nicht allzu steil. 
Spiegelglatter See im Hintergrund
Als die Höhe gewonnen ist, geht es über leichte Hügel. Immer wieder sind grüne Flecken in der sonst eher kahlen Landschaft zu sehen. Meist ist dort auch irgend ein halb zerfallenes Gemäuer auszumachen, bewohnt scheinen sie zur Zeit nicht zu sein. Einsam die Gegend, da doch ein alter Hirte mit seiner Ziegen und Schafherde. Ja, wir sind auf dem richtigen Weg. Dann folgen schöne Blumenwiesen. Hinter dem nächsten Hügelzug weiden Kühe. Nun geht’s an zwei Jurten mit struppigen Yaks vorbei. Wir scheinen die Attraktion des Tages zu sein. Mühsam kommt uns das schon alte Familienoberhaupt auf einem Stecken gestützt entgegen gehumpelt um zu Grüssen. Die bellenden Wachhunde müssen zurückgehalten werden. Auto haben wir noch keines gesehen.
Da wartet man doch gerne

Abertausende von kleinen Blumen

Blick in die Ebene
Zwei einsame Pferde
Die Landschaft wird steiniger, es geht runter Richtung Ачит нуур. Mittagessen gibt’s im eher dürftigen Schatten eines Busches. Die Strasse führt zum Teil im ausgetrockneten Bachbett. Dort wo wir es von der Trockenheit her eher nicht erwarten steht ein Brunnen mit Tränke. Und dann öffnet sich der Blick auf den leuchtend blauen See. 
Ein Brunnen, doch zur Zeit führt er kein Wasser
Wir beschliessen nicht gleich runter zur Hauptpiste zu fahren, da es dort gemäss Berichten sandig sei, und versuchen unser Glück auf einer Nebenpiste weiter oberhalb des Sees. Vom Sand werden wir so zwar auch nicht ganz verschont, aber die Strecke ist interessant und abwechslungsreich zu fahren. Besonders schön ist ein Teilstück auf roter Erde mit beständigen Wellen, die einem das Gefühl geben auf einer extra gefertigten Bikepiste zu sein. Christian möchte eigentlich nicht über die Brücke beim Ausfluss des Sees fahren, sondern eine Fuhrt nehmen, die direkt über den Fluss führen soll. Doch der Abzweig lässt sich nicht finden. Wird sie wohl gar nicht mehr befahren? Der Sand holt uns nun wirklich ein, zum Glück geht es runter und er ist dadurch meist knapp fahrbar.
Die vielen Jurten, die am Rand des Sees stehen, erinnern eher an ein Dorf und Herden sieht man im Verhältnis eher wenige.
Blau leuchtend im Hintergrund der Ачит нуур

In der Gegend selten - Verkehrszeichen
Kaum auf der Hauptstrasse, passieren uns zwei Lastwagen, ob wir mit wollen, fragen sie, wir verneinen und sie finden bei den Jurten andere Mitfahrer. Das Wetter ist trüb geworden und der See ist somit mit seinen wenigen toten Fischen am Ufer zu wenig verlockend für ein Bad. Als Trinkwasser taugt er uns auch eher nicht und wir beschliessen es am Ausfluss bei der Brücke zu versuchen. Aber auch dort ist das Wasser eher trüb. Christian entscheidet sich zu filtern (Zum Glück haben wir den am Vorabend geflickt). Ich warte umringt von mehreren Personen auf der Brücke die hier Treffpunkt zu sein scheint. Unsere Fahrräder werden bewundert, obwohl sie schön glänzende Motorräder haben. Es beginnt zu Tröpfeln, die Leute suchen Schutz unter der Brücke und entdecken dort Christian beim Wasser filtern. Scheint noch unterhaltsamer zu sein als unsere Fahrräder, und so wird ab sofort Christian umlagert. Da schon das Filtern an sich mühsam ist, gibt er es schnell auf und wir fahren nur mit dem nötigsten Wasser noch ein wenig weg von den Jurten um zu übernachten. Die Strasse ist immer noch sandig, aber meist fahrbar. Als wir unser Zelt aufstellen fährt gerade ein Minibus mit Mongolischen Touristen vor. Einer spricht Englisch. Nach dem sie sich mehrmals versichert hatten, dass bei uns alles in Ordnung ist fahren sie weiter.
Feierabend für uns und die Räder

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