Dienstag, 12. Juli 2011

Schöne Wege zur Teerstrasse


10.7.
Wir fahren wieder zurück zur grossen Strasse, aber benützen tun wir sie kaum, da es sich viel besser rollt auf den Lehmnebenwegen. Das sehen wohl auch die Autofahrer so, denn die meisten von ihnen fahren auch dort. Und dann kommt auch schon der Teer.... Für uns nur wenige Kilometer, da wir Öndör Ulaan abbiegen. Kurz vor dem Abzweig ist gerade die Strasse gesperrt und die alten Nebenwege werden wieder benutzt. Ein Automobilist ist wahrscheinlich zu schnell gefahren, und hat sein Wagen auf den Kopf gedreht. Geschehen ist ihm wohl nichts, aber sogar die Polizei ist da und dies scheint im zumindest nicht sehr zu behagen.

Irgendwie hier ungewohnt, einsames Gebäude
Eine Ferienhaussiedlung
Schöne Schlucht
Sicht bei der Brücke wo es eine kleine Ortschaft hat
Öndör Ulaan ist grösser als wir dachten. Und so wird nochmals eingekauft und Glace verspeist. Hier gibt’s es in den Läden erstaunlich viele Kosmetikprodukte und Haarfärbemittel in allen Tönen. Irgend ein riesiger Betongebäude ist noch im Bau, aber es hatte wohl erst vor kurzem gebrannt auf der Baustelle, was dies wohl werden soll? Da es nun schon um 11 Uhr ist, beschliessen wir zu schauen, ob es schon was zu essen gibt. Gibt es, und wir sind für einmal nicht die einzigen. Eine ganze Gesellschaft sitzt schon in einem Nebenraum wo der Fernseher läuft. Es ist nicht ganz klar ob ein Teil zur Familie gehört oder alles Gäste sind. Sehen tun von ihnen auch nicht mehr alle ganz klar. Immer mal wieder kommt einer von den schon ziemlich sturzbetrunkenen an unseren Tisch und wird aufdringlich. Sie weisen sich dann zwar gegenseitig zurecht. Wir empfinden es dennoch als nicht sehr angenehm, zumal es ja noch morgen ist, und sind schon kurz vor dem gehen. Doch das Essen schmeckt ganz gut. Ein Reisköpflein mit Fleisch ohne Fettklösse und sogar Gemüse hat es drauf (Peperoni, Tomate und Gurke).
Draussen wird ein fast weisses Yak vor einen Wagen gespannt. Irgendwie sehen diese viel individueller aus, als unsere Standardkühe.

Noch nicht ganz fertig
Überal schön anzusehen, die farbigen Tore
Schönes Holzhaus in Öndör Ulaan
Radbetrachtung von oben - Yak als Zugtier im Hintergrund
 Gestärkt geht es weiter. Die Weiden sind hier stark genutzt, das Gras steht nur Millimeter hoch. Und schnell versammeln sich wieder Fliegen um unsere Köpfe, an unserem Rücken, am Lenker .... Bei mir scheinen sie besonders gerne an den Brems- und Schalthebeln bei den Gelenken zu sitzen. Mit der Zeit gewöhnt man sich an sie, dass man ab und an mal eine verschluckt ist normal und wohl Nahrungsergänzung. Wie sich wohl das einatmen der Fliegen auf die Gesundheit auswirkt?
Ausser kurzen steilen Zwischenpassagen ist der Weg angenehm zu fahren. Umso höher wir kommen umso höher wird auch das Gras. Es wurden somit wohl erst die unteren Weiden benutzt. Am Pass oben gibt es dann sogar Wald und wieder schöne Blumenwiese. So bleibt es auch vorerst beim runterfahren. 

Beim Wald ist die Passhöhe
Schöner, lichter Wald
Blumenwiese, krasser Gegensatzt zu dort wo geweidet wurde
Ausgerechnet wieder dort wo wir gerne Pause machen und waschen möchten leben die kleinen beissenden Fliegen und so fahren wir ein Stück weiter. Schön, dass sie immerhin nur lokal auftreten, denn an diese kleinen, überall reinkriechenden Viecher, die an mein Blut wollen, werde ich mich kaum gewöhnen.
Fast im Flusstal des Хануй гол (Khanui Gol) stehen immer wieder Gruppen von Holzverschlägen an den Hängen der sanften Hügel. Sie scheinen als Stähle zu dienen, sind aber zur Zeit nicht bewohnt.
Als wir vollends im Flusstal sind, wird der Weg vorübergehend schlecht für Fahrräder. Viele grössere Steine liegen darauf und leider auch daneben, so dass es kaum Ausweichmöglichkeiten gibt. Schwarze Wolken ziehen auf und ein kräftiger Wind beginnt zu wehen, zum Glück Rückenwind auch wenn mit ihm die Wolken näher kommen. Der Weg ist wieder besser und so geniessen wir es, trotz drohendem Gewitter, mit Zug über die leicht gewellte Strasse fahren zu können. Wir haben Glück und richtig zu Regnen beginnt es bei uns nicht. Strassen gibt es wieder mal mehrere, wir entscheiden uns für die obere, da wir nicht sicher sind, ob die andere nur zu Jurten am Fluss führt, leider kommen wir so nicht direkt zum Fluss. Wir finden aber dennoch einen schönen Platz für die Nacht mit dafür traumhafter Aussicht übers Tal.

Zur Zeit nicht bewohnte Stallung
Mit Rückenwind geht es gut vorwärts
Es sieht grau aus
Blick von unserem Zeltplatz - alles frisch gewaschen
11.7.
Der Wind hilft leider nicht mehr mit, aber das Tal ist dennoch schön zu fahren und auch anzusehen. Dies scheint auch eine Gruppe von Mongolen zu denken, die ganz im westlichen Stil an einem Bach neben ihren Autos campiert. Sie wohnen wohl sonst in der Stadt. 

Der Punkt ist wieder mal Dina
Besuch an der Strasse
Für einmal eine graue Jurte
Für einmal mal Kühe
Sieht mystisch aus
Эрдэнэмандал (Erdenemandal) ist unerwartet gross. Hat mehrere stattliche staatliche Gebäude, Banken und natürlich Einkaufsläden. In einem der Läden findet Christian sogar vergorene Stutenmilch zum kaufen. Auch wenns viele Ausländer nicht mögen, ich finde diese sehr erfrischend. Da aber zur Zeit Naadam ist hat keine der Banken offen. Einheimische erklären uns, dass nun für 5 Tage vieles geschlossen ist. Somit ist leider nichts mit Geldabheben, da es auch keine Geldautomaten gibt. Kritisch ist es noch nicht mit unseren Geldvorräten, dennoch möchten wir die nächsten Tagen noch mal was weniges Tauschen oder abheben um nicht auf gewissen Luxus wie wenn vorhanden im Restaurant zu essen verzichten zu müssen. Internetkaffee gäbe es auch, doch auch dieses ist geschlossen, die Einheimischen, die uns schon über die geschlossenen Banken aufgeklärt haben, versuchen sogar den Besitzer anzurufen, doch der ist wohl zu Naadam weggefahren. Somit schon wieder kein Internet und da international Calls am selben Ort gewesen wären auch keinen solchen. Dafür finden wir wieder ein anmächelig aussehendes Restaurant. Das Bestellen gestaltet sich wiederum eher schwierig, da wir mit der Karte nicht besonders viel anfangen können. Die Besitzer sind nett, und zeigen uns die mögliche Vorspeise direkt um zu fragen, etwas ähnliches wie russischer Salat. Es schmeckt vorzüglich, und auch die Hauptspeise ist hervorragend: Geschnetzeltes mit vielen Peperonis zu Reis. Leider habe ich seit heute früh leichte Magenschmerzen und so darf Christian auch noch von meiner grossen Portion haben. Wohl gestärkt geht’s wieder los. Aus der Stadt hinaus begleiten uns zwei Jungs auf ihren ganz ordentlich aussehenden Rädern. 

Sieht noch unfertig aber luxuriös aus
Die der Stadt nähere Brücke ist leider nicht mehr passierbar. Um zum einen nicht einen kleinen Umweg in kau zu nehmen und zum anderen weil Christian einfach Lust hatte den Fluss zu furten zu versuchen, benutzen wir die Furt neben der kaputten Brücke. Das Wasser kommt zwar bis über die Knie, aber die Strömung ist nicht stark und so ist es angenehm durch den kühlen Fluss zu waten. Die zwei Jungs krempeln auch ihre Hosenbeine hoch, entschliessen sich dann aber vernünftiger weisse, den Fluss nicht zu queren sondern nur ihre Räder darin zu waschen. Auf der anderen Flussseite ist eine Familie neben ihrem Kleinwagen am picknicken, das von ihnen angebotene Bier lehnen wir dankend ab. Die kaputte Brücke ist übrigens nicht nutzlos, sondern dient als Schattenspender für eine Pferdeherde, denn Bäume sind gerade wieder Mangelware.

Brücken sind hier bei Pferden sehr beliebt
 Zuerst geraten wir auf den falschen Weg, können unsere Richtung aber mit einer kurzen Querfeldeinpassage wieder so ändern, dass wir ins Richtige Tal reinfahren. Hier herrscht wesentlich mehr Verkehr als weiter im Osten, vieles sind normale Autos, die einem scheinen nicht so richtig auf die Naturstrassen passen zu wollen. Viele von ihnen sind wohl auch die restliche Zeit eher auf Teer in der Stadt unterwegs und begleiten nun ihre Besitzer für die Feiertage aufs Land.
Auf dem Weg hoch zum Pass, welcher nach Хайрхан (Khaikhan) führt kommen uns zwei Fahrradfahrer entgegen. Es ist ein Pärchen aus der Schweiz, welches mit ihren Bikes die Mongolei erkundet. Gepäck haben sie auf den Rädern fast keines dabei, dafür einen Minibus mit Fahrer und dessen kleiner Tochter die sie begleiten und auch das Gepäck transportieren. Wahr scheinbar gar nicht so einfach einen englisch sprechenden Begleiter zu finden. Sie wollten aber nicht ganz auf eigene Faust unterwegs sein, da die Strassenfindung mangels Schilder und eindeutiger Führung (viele Wege z.T. parallel nicht immer einfach ist. Sie scheinen mit ihrer Lösung ganz zufrieden zu sein, und geniessen so auch den Vorteil, dank übersetzter zu wissen, was im Restaurant bestellt wird.

Klar zu erkennen - Schweizer
Als wir Хайрхан (Khaikhan) erreichen ist schon Abend, der nahe Fluss an dem wir hofften ein Übernachtungsplatz zu finden ist leider zu nah an der Ortschaft. Er glitzert aber wunderschön im Abendlicht und mehrere Picknicks finden an seinem Ufer statt. 

Die Strasse steigt nicht sehr fest
Die Passhöhe ist erreicht - die Fliegen haben es auch geschafft
... und wollen nun auch aufs Foto
Mal eine etwas spitzere Hügelform
Beruhigendes Bild
Direkt beim Ort, hier sind einige am Picknicken
Wir kaufen nur kurz ein, und fahren noch über den nächsten Hügelzug (den Pass Холбоогийн даьаа), wo es auch einen Bach geben sollt. Zwischen zwei Jurten finden wir einen Übernachtungsplatz in der nähe des Baches. Der Bach führt leider nur sehr wenig Wasser und ist ziemlich verschlammt. Wie wohl meist, werden wir von den Jurten beobachtet, denn es gibt Besuch von einer der Jurten, einen grossen Kessel mit warmem Wasser zum Waschen und Abwaschen und eine Flasche mit Milch. Nette aufmerksam und gastfreundliche Personen unsere „Nachbarn“ und dabei gar nicht aufdringlich. Die frische Milch schmeckt herrlich.
Blick vom Zeltplatz

12.7.
Nachdem in aller frühe wieder mal eine Ziegenherde bei/über unser Zelt weg auf die Weideplätze zog geht’s wieder los. Kessel und Milchflasche werden dankend zurück gebracht. Wir wollen eigentlich über Сайхан (Sajkhan) auf die Hauptstrasse A0902 fahren. Unser Atlas zeigt uns zwar an, dass es neben dem auf der Karte eingezeichneten Weg noch andere gibt, aber trotz dem Bewusstsein, finden wir den Abzweiger nach Сайхан (Sajkhan) nicht, wir nahmen an, dass die Strasse zur Ortschaft die meist befahrene sein sollte, dem war aber nicht so, denn es gibt in der Gegend eine neue Strasse die von der Teerstrasse zu einer Mine führt und nun als Verbindung nach Хайрхан (Khaikhan) verwendet wird. Wasser ist rar in der Gegend, die kleinen Bäche und Wasserflächen, stehend und versumpft zu der Jahreszeit sowie z.T. auch salzig. Da wir planten in Sajkhan Wasser zu fassen, haben wir nur wenig Reserve dabei und überlegen schon bei einer der weitverstreuten Jurten danach fragen zu gehen. Dies lässt unser Stolz aber doch nicht zu, zumal wir ja noch nicht komplett auf dem Trockenen sitzen und auch die Einheimischen das Wasser von weiter her holen müssen. Vom Abzweiger zur Mine an ist die Strasse zwar nicht geteert aber sehr breit und mit Kies geschüttet, da aber vor kurzem erst erstellt, hat sie noch fast keine Schlaglöcher und ist darum auch bei den Autofahrern beliebt auch wenns ein kleiner Umweg bedeutet. Uns hätte wohl der andere Weg mindestens gleichgut gefallen, aber auf Umkehren hatten wir auch keine Lust, zumal die Richtung einigermassen stimmte.

Sanfte Hügelzüge

Die Gers stehen weit verteilt
Für einmal mal ein Haus
Jeweils Abwechslung auf der Strasse

Von weitem an der Staubfahne zu erkennen

Auch Schafe fahren mit

Schon bald bei der Hauptstrasse
Es ist schon gegen Abend als wir die geteerte Hauptstrasse erreichen. Diese ist fast ein Kulturschock nach den bis jetzt eher einsamen Strassen in der Mongolei. Die Strasse ist in einem super Zustand, zum Teil noch nicht komplett fertig gestellt, aber die Bautrupps sind dran. Auf dem ersten kleinen Pass Richtung Булган (Bulgan) gibt es sogar zwei Restaurants, und so können wir unsere Wasservorräte wieder auffüllen. Pferde fotografierend am Strassenrand stehend treffen wir ein älteres Deutsches Ehepaar mit ihrem zum Überlebensmobil ausgebauten gelben MAN-LKW. Sie beklagen sich über die katastrophale und allgemeingefährliche Fahrweise der Mongolen. Diese lernen wir aber zum Glück nicht kennen, meist wird mit wirklich genügend Abstand überholt und die meisten Hupen eher zum Grüssen als um uns von der Strasse zu verscheuchen, wie sie es mit Kuh- oder Schafherden machen (obwohl es vor allem die Kühe kaum beeindruckt).

Passhalt

Liebliche Landschaft
Für die Nacht finden wir einen schönen Platz an einem Bach unweit der Strasse, der aber von dieser schlecht einsehbar ist. Wir geniessen wieder mal schönes, fliesendes Wasser direkt vor dem Zelt zu haben und machen noch Grosswäsche, denn es hat sogar einen kleinen Baum zum aufhängen. Auch das Innenzelt wird gewaschen und geschruppt, damit dieses wieder Bärenkonform ist für Russland. Ab sofort wird somit wieder draussen gekocht und gegessen. Als es schon eindunkelt ziehen noch drei Jungs mit einer Pferdeherde vorbei in Richtung Dorf. Touristen scheinen hier nicht allzu selten zu sein, sie schauen nur kurz vorbei und treiben dann die Pferde weiter.

Schöner Zeltplatz am Bach

Vorbei ziehende Pferdeherde

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