19.7.
War es die zu grosse Buchweizenportion oder doch eher Viren oder Bakterien? Christian ist heute nicht wirklich fit, Übelkeit und Bauchschmerzen. Aber aufs Fahrrad soll’s dennoch gehen.
Besondere Stimmung zaubern die Nebelschwaden die sich örtlich über die Landschaft legen. Die Strasse führt mal direkt am See, dann wieder weiter Inland durch den Wald. Möchte man an jedem schönen Ort Rast machen, hätte man sehr, sehr lang.
Максимиха (Maksimikha) ist eher touristisch, an einem Felsen im Ort wird sogar geklettert. Kurz darauf kommt uns ein Tourenradler entgegen, von der Beladung und dem Fahrraddress her denken wir Russe. Dem ist aber nicht so, und das Gespräch ist deutsch. Eigentlich ist für ihn die Reise hier am Baikal (auf der anderen Seeseite nach Olkhon und mit dem Schiff nach Ust-Barguzin) nur Anfahrt. Sein eigentliches Ziel ist die Mongolei wo er an der Mongolian Bike Challenge teilnimmt, einem MTB Rennen das etwa zwei Wochendauert und neben den auch technischen und anstrengenden Etappen auch der Reiz die Landschaft ist.
Die Fahrt nach Ust-Barguzin wird anstrengender gedacht, dass es über einen kleinen Pass geht wussten wir, und dort sind wir auch schnell oben, aber dahinter endet wieder der Teer und es gibt grobes Wellblech, das einem durchschüttelt. Nicht ideal bei Bauschmerzen.
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Mal nicht der Baikal, sondern leicht oberhalb |
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Hier nicht gut zu sehen, aber die Strasse hatte mächtige Blasen |
Устъ-Баргузин (Ust-Barguzin) begrüsst uns mit einer grossen rauchenden Mülldeponie. Die Ortschaft selbst ist auch gross, scheint aber ihre Blütenzeit hinter sich zu haben. Da gerade Stromausfall ist, gibt’s wiedermal kein Internet, und ausser in einem etwas grösseren Kaufhaus mit Generator ist in den Läden eher düster. Den Einwohner scheinen Touristen aber etwas wert zu sein, denn als uns ein wohl geistig Behinderter (oder nur Betrunkener?) uns anquatscht wird er kaum hat er sich uns genähert von einer anderen Passantin zurecht gewissen, er solle gefälligst die Touristen in Ruhe lassen.
Sehr schön ist das Mündungsdelta des Barguzin, gerne möchte man es mit dem Schiff weiter erkunden. Die Fähre darüber ist klein, fährt aber oft. Beim kurzen Warten machen wir Bekanntschaft mit Jura, einem Mann geboren in Nuovo Uoian. Er fährt mit seiner Familie auf die nahe Halbinsel. Als er erfährt, dass unser nächstes Ziel seine Geburtsstadt über den Winterweg ist, meint er wir seien verrückt, das sei viel zu anstrengend, und dann noch Christian alleine weiter entlang der BAM, mit all den Bären. Er will Christians Telefonnummer, dass er im September uns anrufen kann um sich zu versichern, dass wir heil zurück sind. Ein Anruf von ihm ist nie gekommen, hoffentlich ist auch Jura und seine Familie wieder heil daheim angekommen.
Die Fähre wird von einem kleinen Schlepperboot auf die andere Seite gezogen, faszinierend die Kraft die es hat, und die Präzisionsarbeit, die sein Fahrer leistet.
Da der Tag schon fast vorbei ist, nehmen wir den erst besten Zeltplatz am Rande einer Moorwiese. Solange die Sonne scheint geht’s mit den Mücken, dann schnell ins Zelt.
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Schiffe im Hafen von Ust Barguzin |
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Das kleine Schiff zieht die Fähre |
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Der Barguzin schimmert tief blau |
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Wiedermal steht das Haus für die Nacht |
20.07.
Das Radfahren wird immer mühsamer, nicht nur dass wir trotz Jacken ziemlich feucht sind, sonder viel mehr auch wegen der nun aufgeweichten und darum klebenden Strasse (Naturbelag). Unsere Hoffnung auf ein feines Nachtessen im trockenen Restaurant wird leider zerschlagen, dieses ist zwar vorhanden aber gerade in Renovation.
Gezeltet wird leicht erhöht über der Strasse, hier ist es dank leichter Hanglage immerhin nicht allzu sumpfig, nur einen bärensicheren Baum zum aufhängen des Essens hat es nicht. Obwohl es wohl die Bären hier selten vorbei kommen, lässt es Christian keine Ruhe, und er stellt unser Essenstaschen einfach vom Zelt weg. Wo sie auch am nächsten Morgen noch liegen.
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Hier musste es erst kürzlich gebrannt haben |
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Der verworrene Lauf des Barguzin hier in der Ebene |
21.7.
Der Tag beginnt trocken, die Berge verstecken sich aber immer noch hinter einer dichten Wolkenhülle. Die Strasse klebt zum Glück nicht mehr ganz so sehr wie am Vortag, aber so ein richtiges Rollgefühl gibt’s nicht, bis .... plötzlich wieder Teer ist. Wir denken zuerst, es sei nur bis durch die nächste Ortschaft durch. Doch er hält an bis 13 Kilometer nach Курумкан (
Kurumkan). Kurumkan ist erstaunlich gross und es gibt einen sehr guten modernen Supermarkt mit breitem Angebot nur Brot hats keines, dies gäbe es in Alla erklärt später jemand Christian. Restaurants hats natürlich auch und somit gibt’s schon wieder ein feines Mittagessen. Beim warten vor dem Supermarkt werden unsere Räder bewundert, obwohls daneben modernere zu kaufen gibt. Bevors weiter geht, geht’s noch bei einer Autowerkstatt vorbei. Bei Christians Gepäckträger ist eine Strebe gebrochen. Da noch zwei weitere da sind, hebt er zwar noch aber wir wollen dennoch schauen was sich machen lässt. Der Träger wird mit einem Stift wieder zusammen geflickt. Beim Warten erfahren wir noch, dass der Barguzin, den wir morgen queren müssen momentan sehr hoch sei und zu Fuss kaum durquert werden kann da fast manneshoch. Zudem hält ein Mann nur um mit uns schnell ein Foto zu schiessen, er ist voll begeistert, dass wir mit dem Rad die Gegend hier anschauen.
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Überall hat es noch Pfützen |
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Und die Wolken hängen noch tief |
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Christians Gepäckträger wird repariert |
Frisch auf die nicht mehr geteerte Strasse gefahren treffen wir einen netten Lastwagenfahrer, der Zieglsteine nach Ulyunkhan transportiert, und dann Holz zurück nimmt. Zwei Tage braucht er von Ulan Ude, aber mit einem Auto lasse sich die Strecke auch in unter sieben Stunden schaffen. Er bietet an uns mitzunehmen, wir lehnen dankend ab, da wir gern die Gegend hier weiter vom Velo her betrachten wollen. Auch seine Überredungskünste helfen nichts. Wenn schon nicht mitnehmen, dann will er uns immerhin noch Limo schenken (Solche hat er neben den Ziegelsteinen ebenfalls beladen). So bekommen wir mindestens drei Flaschen.
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Es sieht wieder nach Regen aus - sonst wären hier höhere Berge zu sehen |
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Unser Limonadespender |
Trocken sollen wir wohl auch heute nicht bleiben, obwohl es aussah wie schönes Wetter kommt, regnet es jäh heftig los und dies obwohl nicht wirklich eine Wolke da ist für eine erstaunlich lange Zeit. Abendessen kochen wir heute im Strassengraben, da wir im dichten Wald keinen besseren Platz finden, und nicht an unserem späteren Schlafplatz kochen wollen. Verkehr hat es fast keinen mehr. Kurz nach dem Essen kommt uns ein weisser Kastenwagen entgegen, der nach Touristen und 4 x 4 aussieht. Christian winkt, sie halten an, und tatsächlich, es ist eine Gruppe Letten die den Weg fuhren, den wir machen wollen. Zu ihnen würde noch ein zweiter Kleinlaster gehören, doch der ist leider auf der Strecke mit Achsbruch stecken geblieben. Nach dem sie schon davor sehr viel Zeit gebraucht hatten Dauerte für sie die Querung nun volle zwölf Tage. Der bestellte Abschlepplastwagen mit dem Kleinlaster soll später am Abend nach kommen. Natürlich fragen wir sie aus über den Zustand des Weges und die Wasserstände. Leider stellten sich viele Infos im Nachhinein als falsch raus.
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Fliesst bald über |
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Zum Glück am Abtrocknen |
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