5.7. Schnee
Am Morgen ist es
aussergewöhnlich kalt im Zelt, die Erklärung liegt
draussen parat, die Landschaft hat einen
weissen Anstrich bekommen, eine dünne Schneeschicht liegt um uns herum, vor allem auf den höher gelegenen Hängen. Das bisschen Schnee wird uns aber nicht stören über den Pass zu fahren. Wir brechen also, zwar nicht beizeiten, auf. Im Tal folgen noch einige
Jurten und weiter oben finden wir auch noch einmal
fliessend Wasser. Unterwegs überholt uns noch ein einfaches Auto auf Familienausflug, der Mann ist wohl am Auskundschaften ob ganz oben am Pass schon genug Gras für seine Herden da ist. Hier in der Mongolei trifft man oft eher auf das, was man sich früher als Russenauto vorgestellt hat. Ältere
UAZ-Jeeps aber sonst auch normale ältere westliche PKW, die hier noch unter schwierigen Bedingungen den Dienst versehen. Mit Abstand am häufigsten gebraucht werden allerdings die Mopeds. Diese sind teils recht neue Importe aus China (Mustang).
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Mit seinem Fell gegen kaltes Wetter gerüstet |
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Es geht nicht sehr steil dem Pass entgegen |
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Die nahen Hügel sind schön verzuckert |
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Der Pass ist erreicht |
Während die Trasse den Pass
rauf oft eine selbst organisiert gelegte
Spur ist, finden sich weiter oben richtig
planierte Abschnitte, die aber teils schon wieder nicht genutzt werden, weil sie etwas abgerutscht sind oder ein Rutsch von oben drauf liegt. Mit unserem Dahinradeln geht auch die Schneedecke mit, so dass wir gar nicht in den Schnee müssen. An der Passhöhe wird die Trasse wieder gut geschoben und geht auch ins andere Tal so weiter, fast
zweispurig mit teils
grossen notwendigen
Geländeumlagerungen. Wieder im Tal angekommen gibt es dann erst einmal Mittag. Wir versuchen uns vor dem kalten Wind hinter ein paar Kieshaufen zu verstecken. Unser Auto von vorhin hat es auch über den Pass geschafft und stoppt bei den einzigen
Jurten hier hinten im Tal.
Nach der Stärkung geht es eher flach abfallend weiter. Eine
direktere aber
bergigere Variante wird ausgelassen. Dafür fahren wir jetzt unterhalb von einem
buddhistischen Schrein weiter, er ist ganz oben auf einem spitzigen Hügel positioniert.
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Auf der anderen Seite des Passes hat die Strasse ein richtig gemachtes Trasse |
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Christian setzt an für eine Bachquerung |
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Das Wetter ist am bessern |
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Ein kleines Kloster ist auf dem Hügel |
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Wiesenbewohner |
Es geht flott weiter, bis bei
Dina ein Problem auftaucht, es scheint wieder der Gepäckträger zu sein, der ist nicht mehr ganz fest. Bei näherer
Examination stellt sich heraus, dass die Schraube unten auf der rechten Seite raus ist. Doch halt, die schraube hat sich nicht gelockert, die Rahmenöse ist abgebrochen. Zum Glück hat es deren zwei. Wir schrauben also den
Gepäckträger auf die verbliebenen Rahmenösen. Eigentlich hatte das Rad heute nicht so
ruppige Fahrstrecken und
Dinas Gepäck ist doch sicher nicht überschwer, auch wenn wir Gepäck nur hinten am Gepäckträger haben. Da mache ich mir gleich Sorgen um meinen vielfach belasteten Gepäckträger, der schon mehr km auf dem Buckel hat. Nach Abschluss der Reparatur stelle ich fest, dass
Dinas Rad
unrund läuft. Und siehe da, der nächste Defekt.
Zwei Speichen sind gebrochen. Zum Glück nicht auf der Zahnkranzseite. Die Speichen sind aber schnell getauscht, nur beim Schlauch muss nun ein neuer ran, da ich ja beim Aufpumpen mal die Spitze vom
Sclaverandventil abgerissen hatte, zum Glück hat der Druck ein paar Tage gehalten.
Dina ist allerdings etwas beunruhigt, dass ausgerechnet ihr Fliegengewicht ein paar Speichen
reissen. Zum Glück hat jeder von uns ein paar passende Ersatzspeichen dabei.
Nun geht es den Rest vom Tal heraus, in der Ferne sieht man schon vereinzelt Autos fahren, die Strecke zwischen
Ulistai und
Telmen ist sicher eine der
befahrendsten Strecken, die wir hier nach unseren einsamen Pisten im Westen antreffen. Wir fahren im Haupttal aber erst einmal parallel zur
grossen Strasse, bis wir zu einer Brücke kommen, wo die
Strasse auf unsere Seite wechselt. Hier hat es auch ein paar Hütten, die von Hunden bewacht werden. Die Hauptstrasse ist in der Tat recht breit angelegt und wohl erst kürzlich mal neu gemacht worden. Dennoch hat sich einiges an Wellblech angesammelt. Zum Glück gibt es hier immer eine Nebenpiste, die sehr gut fahrbar ist und sich maximal 100 m von der Hauptpiste entfernt. So ersparen wir uns auf der breiten Piste Schlangenlinien beim Suchen des Weges des geringsten Wellblechs zu fahren. Auch muss man weniger auf den Verkehr achten, der hier zwar schwach ist, aber wiederum stark im Vergleich zum Verkehr der letzten Woche. Es geht jetzt eher flach dahin, nur wenige
Abzweiger unterbrechen die
Fahrspur. So geht es eine ganze Weile in den Abend hinein, bis wir uns endlich für einen Zeltplatz entscheiden. Nachgeholfen hat am Schluss wohl, dass die Nebenwege nun immer sandiger wurden, so dass wir teils schieben mussten. Am Schluss kommt noch ein Lieferwagen vorbei und drückt uns eine interessante Limonade in die Hand, so eine Art
Ayurvedagetränk, mit Kakteenfleisch, das schwimmen richtige Stücke drinnen, das ganze gibt dann ein sehr
glibberiges Getränk.
Kaum haben wir das Zelt aufgebaut und fangen an zu kochen, kommt schon eine
grosse Pferdeherde daher. Die scheint ganz neugierig auf unser Zelt zu sein, denn sie kommt immer näher und näher, bis dann doch die Vorsicht überwiegt und nur noch einzelne ganz mutige Pferde sich vorwagen.
Diese Nacht wird es nicht so kalt, aber der
Kindle hat sich leider dennoch noch nicht erholt.
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Klein am Hügel auszumachen eine Stallung, solche hats mehrere zur Zeit keine bewohnt |
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Wir bekommen Besuch |
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Bald wird es dunkel |
6.7. Nach Tosontzengel
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Die neben unserem Zelt wohnende Maus ist auch schon wach und lässt sich breitwillig fotografieren |
Erstaunlich grün und gepflegt ist es in Telmen, und die Häuser sind ungewohnt nahe beieinander gebaut, so, dass zum Teil nur Gehsteige zwischendurch führen. Es gibt einen bewässerten Dorfgarten mit Gemüse und eine Ladengasse mit vielen Geschäften, die wir aber erst nach einigen Erkundigungen finden. Die Wege dorthin sind sehr schmal. Doch wir scheinen noch zu früh zu sein, denn noch nicht alles ist offen. Aber die Gassen füllen sich langsam. Die Auswahl ist reichlicher als bisher ausser natürlich Gemüse, und Brot lässt sich leider keines auftreiben. Da hilft auch die nette junge Dame nicht, die Christian bei der Brotsuche unterstützt und von Laden zu Laden danach fragt. Dafür gibt es ein reichliches Angebot an Haribo Schleckwaren und anderen deutschen Importen. Internet gäbe es auch, aber anscheinend hat der Laden erst später offen. Und nachdem die Einheimischen meinen, dass dann die Verbindung meist unsicher ist, fahren wir ohne Internet weiter.
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Einkaufstrasse von Telmen | | |
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Das örtliche Solarkraftwerk |
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An das Traditionelle Zelt angelehnte Form |
Vorerst geht es dem Fluss entlang weiter, der sich glitzernd durch die grüne Ebene schlängelt. Anfangs ist die Strasse wieder eine breite Kiespiste, wir nehmen aber wieder lieber Seitenwege. Nach ein paar Kilometern halten wir um uns zu waschen. Doch das Wasser ist kalt, so dass die Haarwäsche Kopfschmerzen bereitet. Die zwei Pferde die mit Reiter den Fluss queren sollten haben wohl auch nicht Lust sich der kalten Strömung auszusetzen. Es braucht mehrere Anläufe. Doch nachdem sie den Fluss gemeistert haben, nehmen sie noch eine Fussgängerin mit über den Fluss, das Wasser kommt den Pferden über die Bäuche. Brücken gibt es in der Nähe keine, zu Fuss wäre der Fluss wohl nur schwerlich zu queren.
Da die Hauptstrecke Wellblech hat, halten wir uns an lehmige Paralellstrassen zum Fluss hin. Plötzlich blockieren drei Hunde die Strasse. Sie sind sehr aggressiv, und hören nicht auf zu bellen und ihr Missfallen auszudrücken. Bisher war uns in der Mongolei noch kein so scharfer Hund untergekommen. Dina fährt an ihnen vorbei und ich will sie auch nicht weiter mit Steinen reizen. Nachdem wir die Stelle passiert haben, sehen wir den Grund. Es liegt ein totes Schaf neben der Fahrspur und die Hunde haben es wohl verteidigt. Die hätten wohl nicht gescheut zuzubeissen.
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Kam angaloppiert um Hallo zu sagen |
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Im Flussqueren sind uns Pferde um einiges Überlegen |
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Über die Ebene geht es zum Hügelzug im Hintergrund |
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Auto- und Velofriedhof - Nein, Christians ist noch nicht reif dafür |
Irgendwie verlieren wir die Hauptstrasse dort wo sie weiter vom Fluss weg führt hinter einer Hügelkette. Mit unseren Russenkarten versuchen wir uns zu orientieren, doch diese zeigen eigentlich unseren Weg. Und so gelangen wir auf eine Strasse mit Markierungssteinen die auch in die von uns gewünschte Richtung führt. Es ist die alte Passstrasse wie wir später erfahren. Sie zu nehmen ist sehr zu empfehlen, sie führt durch ein schönes blumenreiches Tal in angenehmer Steigung zu einem Pass. Sogar richtig schönen Wald gibt es hier, und Dina stürzt sich hungrig auf die Sauerampfern die am Strassenrand wachsen. Nur am Anfang kommt trotz schmaler Strasse ein LkW mit Anhänger entgegen, dann noch ein Jeep der Holz holen war. Sonst ist es wunderbar ruhig, nur vereinzelt gibt es eine kleine Pferdeherden. Richtig hohes Gras hat es, nicht Millimeter kurz wie unten am Fluss, durch die totale Überweidung.
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Sanft steigende Strasse zum Pass |
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Heuwagen in Blumenpracht |
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Hier ist es richtig erholsam |
Zuerst
führt die Strasse kurz in der Höhe dem Hügelzug entlang, dann sanft hinunter in
das Tal der Hauptverbindung. Doch wir biegen nicht auf diese ein, sondern
folgen weiter einer Nebenstrecke, die uns auf einen kleinen Übergang nach
Tosontsengel führt. Christian ist natürlich wieder vor mir oben und als ich
ankomme schon ins Gespräch mit einem Russisch sprechenden älteren Mongolen
vertieft. Er und sein Freundeskreis sind hier mit Sicht auf die Stadt am
feiern, wohl des Geburtstages eines anderen älteren Mannes, der wohl schon so
manchen Tost auf sich Trinken musste und deshalb auf einer Decke sass. Eine
Frau verteilt Bombons. Christian im Gespräch auf unsere weitere Routenfahrt
gekommen, erkundigt sich welche Strecke der Herr uns empfehlen würde. Der Herr
meint das Tal von Raschaant sei sehr schön, er sei dort vor einigen Jahren mal
über den Pass gefahren.
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Ebenso schön wie rauf führt die Strasse wieder runter |
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Übergang nach Tosonzengel |
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Frisch gefertigte Strasse |
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Blick auf Tosontzengel |
Vom
Übergang ist es nicht mehr weit in die Stadt. Die Nebenstrasse über den
Übergang wird wohl aufgewertet, denn ab hier ist sie neu und breiter gezogen. Die
Ortschaft ist grösser als gedacht. Gleich bei der Einfahrt findet sich eine
Tankstelle, im Tankwart liegt Autotanksbefüllen hoffentlich, wohl besser als
Kocherflaschen, den da geht ziemlich was daneben.
Auf der
Suche nach Internet finden wir richtig gutes frisch gebackenes Brot, aber kein
funktionierendes Internet. Entweder haben sie gerade kein Strom oder das Netz
funktioniert nicht. So begnügen wir uns mit Einkaufen, richtig gross ist hier
die Auswahl und es gibt sogar Selbstbedienungsläden. Beim warten auf Christian werde
ich von zwei Englisch sprechenden jüngeren Männern angesprochen. Sie arbeiten
als Pilot und Mechaniker auf dem Flughafen der Stadt. Es ist heute der
Jungesellenabend des Mechanikers, auch wenns wohl interessant gewesen wäre,
lehnen wir die Einladung dazu ab, denn wir wollen noch aus der Stadt zum
Übernachten. Zum Abschluss gehen wir noch Essen, wirklich wissen was wir
bestellen tun wir zwar nicht, aber es schmeckt uns sehr gut. Das einte ist Reis
mit einer Art Voressen und Bohnen und das andere gebratene Nudeln mit Gemüse
und Fleisch darunter. Vor allem das Voressen ist sehr fettig, aber laut
Reiseführer gilt fettes Fleisch hier als gutes Fleisch. Dina schmeckt es hier
mit dem kalorienverbrennenden Radfahren, zu hause würde sie es wohl
wegschneiden.
Beim Aus
der Stadt fahren kommen wir am Industriequartier, dem Wasserkraftwerk und auch
dem Flughafen vorbei. Uns gefällt Tosontsengel mit seiner Mischung aus Fortschritt
und Tradition.
Das Tal nach Рашаант (Raschaant) ist
wunderschön im Abendlicht. Grosse Tannen breiten majestätisch ihre Äste aus, im
Kontrast zum Grün immer wieder kleine Sanddünen. Die Strasse ist zum Glück
meist gut zu fahren. Viele Jurten stehen am Fluss. In einem grösseren Abstand
zwischen zweien finden wir einen traumhaften Zeltplatz am Fluss. So stelle ich
mir Kanada vor.
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Hier gehts zum örtlichen Flughafen |
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Im Hintergrund die Stadt mit Industrieviertel |
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Wohnen im Grünen in Stadtnähe |
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Der Fluss der aus dem Tal Raschaant kommt |
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Eher wenige Tiere grasen im Verhältnis zu Gers, einige Leite Arbeiten wohl auch in der nahen Stadt |
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Das Abendlicht wird immer eindrücklicher |
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Ein einsamer Baum auf Düne verleitet zum Fotografieren |
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Hier das Resultat |
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Trotz sandigen Stellen grün und auch bewaldet |
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Unser Zeltplatz am Fluss |
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