Freitag, 1. Juli 2011

Vom Khargas Nur durch die Wüste nach Urgamal

30.6. Kaltes, klares Brunnenwasser
 In der Nacht kommen noch einige Fahrzeuge die Piste entlang gerumpelt, teils Kleinbusse, teils LKW und sogar ein richtiger Bus. Hier ist wirklich viel Verkehr und entsprechend weiterhin Wellblech. Mal sehen, wieviel von dem Verkehr unsere Route nimmt. Die Piste führt nun wieder etwas weg vom See, es sollen aber laut Russenkarte noch ein paar Wasserpunkte kommen. Ein Brunnen, den wir sehen können wir nicht bedienen und sehen kein Wasser. Teils wurden die Brunnen hier für Pumpen vorbereitet. Bei einigen Jurten ist es wieder grüner. Wir fahren weiter auf das Seeende zu. Man sieht auch die Gegenseite des Sees in der Ferne, dort sollen bizarre Felsen sein. Ein letzter Punkt um noch Wasser für unsere Querung nach Urgamal zunehmen soll noch kommen, ein Flusslauf, aber eigentlich sollten wir schon genug Wassser haben, sicher ist sicher.

Gers am Chjargas Nuur
Kamele und Staubfahne in der Ferne
Was wollen denn die Radfahrer hier?
Ehemaliger Brunnentrog, der Ziehbrunnen dafür hatte aber auch kein Wasser
Einsame Wolke über Dina
Dort wo der kleine Wasserlauf sein soll, tauchen aber 2 Jurten und einige LKWs auf. Nanu, noch eine Raststätte. Wir machen kurz Halt und werden von dem Fahrer eines Klein-LKW angesprochen, Tee in der Jurte zu trinken. Dort läuft, wie üblich der Fernseher, dafür sind die Solarpanels da. Der Tee schmeckt eher salzig, aber das hatte es gestern bei Dina auch schon, scheint also typisch zu sein. Wir fragen noch nach Wasser, aber bekommen nicht so recht eine Antwort. Dafür aber eine Beschreibung, wo unser Weg abzweigt, aber unsere Gastgeber wissen auch nicht ob viel Verkehr drauf ist. Als wir gehen wollen, frage ich nochmals nach Wasser. Daraufhin wird einer der Söhne mit mit geschickt, um mich zum Wasserloch zu begleiten. Es befindet sich in einer Schilfregion mit vielen Mücken, aber bietet einen grausigen Anblick, total veralgt und mit braunem Wasser. Daher wohl vorher die komische Reaktion, die Leute nehmen hoffentlich ihr Wasser woanders her. Als Reserve nehme ich dennoch 2 Flaschen mit, wir müssten in jedem Fall filtern. Nun wollen wir aber erst einmal Mittag machen. Daher suchen wir gleich nach den Jurten nach etwas Schatten, immerhin sind wir hier an einem der tiefsten Punkte der westlichen Mongolei und daher sind die Temperaturen etwas höher. Leider finden wir Schatten nur bei niedrigen Sträuchern, unter die wir uns verkriechen müssen. Beim Auspacken stellt Dina einmal mehr fest, dass es in ihrer Tasche feucht ist. Sehr zum Leidwesen ist es nicht Wasser, sondern Saft. Wir kaufen ja immer mal wieder Fruchtsaft und seit Naranbulag sind schon ein paar km vergangen. Die Rüttelpiste hat es geschafft, die Packung durchzukriegen. Somit ist 1 l Apfelsaft in Dinas Tasche. Auf unseren Schattensträuchern werden daher die Sachen aufgehängt. 1 l Trinken weniger.

LKW Parkplatz vor Restaurant Ger

Kein Abfallhaufen - Apfelsaft durchtränkte Sachen mit Besitzerin am Trocknen

Nach der längeren Pause geht es unserem Abzweig entgegen. Dank GPS können wir ihn gut ausmachen, es hat schon Spuren, aber natürlich nicht so viele, wie auf der Hauptpiste. Dafür gibt es nur eine Trasse. Hier kommen wir bald auf einen guten Untergrund, eine Tonebene, die jetzt wo sie trocken ist, ein gutes Vorankommen zulässt. Doch irgendwann ist die Tonebene auch zu Ende und die Piste steigt leicht an. In der Russenkarte ist ein Brunnen eingezeichnet, der leicht abseits liegen soll. Oft sieht man diese Brunnen dann nicht, aber eine erste Wegmarke wäre er. Zu unserer Überraschung befindet sich der Brunnen aber direkt an der Piste. Der Punkt hier scheint von Viehherden angelaufen zu werden, zumindest ist der Boden in weitem Umkreis zugeböllert. Es hat dort sogar einen Eimer und ein Seil. Das Wasser steht nicht tief unter der Oberfläche, eventuell 2-3 m und es ist schön klar und kühl. Zwar schwimmen Insekten und weiteres Kleinzeug drinnen, aber das ist leicht gefiltert. Also wird das andere Dreckwasser ausgeleert und das klare Wasser als Reserve genommen.

Hier rollt es sich gut

Zur Hügelkette am Horizont müssen wir
Gute Brunnenanlage

Das Wasser ist erfrischend kühl und klar

Die Strecke wird nun immer sandiger und es geht bergauf. Immer wieder müssen wir kurze Stücke schieben oder mühen uns in Schrittgeschwindigkeit das Rad auszubalancieren um nicht umzufallen. Bis wir am höchsten Punkt sind, dauert eine ganze Weile. Einen sehr eindeutigen Pass gibt es nicht, wir zelten oben, nach einem weiteren Viehsammelpunkt in einer offener werdenden Landschaft. Bis jetzt sind wir keinem anderen Fahrzeug begegnet.

Wir kommen dem Hügelzug näher

Die sandigen Abschnitte nehmen zu

Nach dem Pass geht es zuerst nicht wirklich gross runter

Unser Platz für diese Nacht

In den nahen Felsen hat es viele Vögel, sie kommen uns besuchen


1.7. Durch den Sand bis an den Khüngiy Gol
Das ändert sich in der Nacht, nach Mitternacht hören wir ein Geräusch und sehen dann ein beleuchtetes Auto an uns vorbeifahren. Auch beim Frühstücken passiert noch einmal ein Kleinbus unseren Zeltplatz. Wir machen uns früh auf, in der Karte ist für heute eigentlich keine Sandsignatur mehr auf der Piste, die Signatur war für gestern und hat uns einige Mühe bereitet. Anfangs geht es noch leicht bergab.
Im leicht abschüssigen lässt sich die sandige Strasse noch fahren

Flach oder Berg

Plötzlich tauchen von hinten 2 Jeeps auf, es sieht nach Touristen aus. Und in der Tat, es sind die ersten Touris (ausser uns), seit der Grenze, die wir treffen, Franzosen, eher Rentnerpärchen. Wir unterhalten uns und bekommen am Ende noch eine Flasche Wasser angeboten, die wir gerne annehmen. Mit diesen zwei ist es noch nicht getan, es brausen bald nach ihnen ohne zu stoppen noch zwei weitere Jeeps durch und es geht noch weiter, insgesamt sehen wir 12 französische Jeeps, die gemeinsam versprengt von Paris in die Mongolei und zurück unterwegs sind. Von einer 4er Gruppe bekommen wir noch kühlen Orangensaft. An sich sollen noch 2 weitere Jeeps folgen, doch die sehen wir den ganzen Tag nicht, an sich hatte ich noch auf eine Cola gehofft. Die Franzosen erzählen ebenfalls von ihren schlechten Erfahrungen an der mongolischen Grenze, die Mongolen haben am Abend einfach die Grenze zugesperrt, obwohl noch Fahrzeuge im Niemandsland waren. Dabei ist bei ihnen auch ein körperlich behinderter Mann dabei, für den das wohl nicht so komfortabel war.
Zwei der Französischen Jeeps

Verfolgungsjagd
 Für die Franzosen, die auf dem Weg in die Gobi sind, ist die Strecke an sich kein Problem, doch sie bemerken schon, dass sich ein Rad im Sand hier schwer tut. Und in der Tat wird es immer mühsamer für uns. Das wenige Gefälle hat aufgehört und es geht in Sand und Wellblech weiter. Immerhin soll hier in dem weiten Tal die ein oder andere Jurte sein (laut Karte). Und in der Tat sehen wir in grosser Entfernung Jurten. Doch Verkehr will kein weiterer Aufkommen. Wir kommen nur langsam vorwärts, mal schiebend, mal Schrittgeschwindigkeit fahrend. Während Dina vor zwei Tagen noch Wellblech verfluchte, ist sie jetzt froh, wenn Wellblech da ist, dann kann man nämlich meist noch fahren und muss nicht schieben. In der Russenkarte war so viel Sand nicht eingezeichnet, nur dass wir weiter vorne noch auf der Strasse durch den Dünen Gürtel müssen, aber wo die Strasse verläuft ist kein Sand eingezeichnet. So konnte ich Dina auch überzeugen, diese Strecke zu nehmen. Am Nachmittag sehen wir noch ein Fahrzeug auf der Piste stehen, wir glauben zuerst an die Franzosen, die auf die zwei verbleibenden Fahrzeuge waren (Janeault). Doch es entpuppt sich als Einheimischen-Fahrzeug. Ein Haufen Jugendlicher aus Urgamal ist auf einem Ausflug zum Khargas Nur. Interessant, wie viele Leute in so einen UAZ reinpassen. Sie bieten uns einen Schluck Tee an und fragen nach dem wohin und woher. Als wir meinen, dass wir nach Urgamal fahren, schauen sie uns schon etwas mitleidig an und streichen mit dem Fuss über den Boden. Hm, nicht gut, da kommt wohl noch mehr Sand. Ihr Mitleid ist so gross, dass wir noch eine mitgeführte Pepsi-Flasche angeboten bekommen. Die wird natürlich dankend angenommen. Während wir sprechen zieht auf einmal eine grosse Wolke daher und es fängt an grosse Tropfen daraus zu geben. So schnell kann das hier gehen. Er hört aber bald wieder auf. Leider, denn Regen ist zum Radfahren auf Sand gut.

Zugedeckter Brunnen in der Ebene

Mit wenig zufrieden

Auch wenn die Landschaft ist schön, aber anstrengend

Erstaunlich wieviele Leute in einen Jeep passen

Und Sand kommt weiterhin. Wir lassen heute extra Luft aus den Reifen, auf unter 2 Bar, um ein wenig länger im Sattel bleiben zu können. Unser Feind tarnt sich gut. Immer wenn es etwas grüner wird, langes Gras wächst dort, wird es sandiger. Von Dina gibt es schon leichte Vorwürfe ob der Streckenwahl, aber sie meint auch, dass sie es sich ja hätte denken können, dass es sandig wird, wenn man nahe von Dünen fährt. Eine Möglichkeit, die ich zwar nicht ausgeschlossen hatte, aber auch die gegenteilige Möglichkeit hervorgehoben hatte, harten Fahrgrund neben Dünen.
Die Dünen hier, sind allerdings nicht mehr sehr aktiv, sie sind schon leicht mit Gras überwachsen, das stört noch ein bisschen am Wüsten-Dünen-Feeling. Das Sandstück zieht sich leider weiter und es geht schon auf den Abend zu. Mittlerweile hat es wieder etwas mehr Verkehr, da wir einen Abzweig zu einem Ort hinter den Dünen passiert haben, teils fahren hier normale Fahrzeuge im Sand. Wir entscheiden und noch ein Stück weiter zu fahren, irgendwann muss doch der Fluss kommen. Nach noch ein wenig Steigung sind wir dann aber auch endlich über den uns davon trennenden Dünen drüber.
Nun geht es noch sandig runter. Am Fluss scheint recht viel los zu sein. Es stehen einige Jurten herum und entsprechend viel Vieh. Wir finden dennoch einen Platz nicht zu nah an einer Jurte. Der Fluss ist richtig wohltuend nach all dem Sand. Das Zelt können wir auf englischem Rasen aufstellen. Und dann wird gewaschen. Der Abend klingt mit schöner Sonnenuntergangsstimmung aus. Ein Reiter kommt noch vorbei, aber der ist mit dem Einfangen eines Rindes beauftragt und kommt wenig später inklusive Rind zurück.
Morgen geht es nach Urgamal, dann sollten die Pisten ja weniger sandig sein.

Der Regen

Motorisiert gewinnt

Unser schöner Zeltplatz, grüner als den ganzen Tag erträumt

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