Samstag, 9. Juli 2011

Déjà Vu - Von Strassen, die keine waren auf dem Weg zum Tsagan Nur

7.7. Weisst du wo die Strasse ist, wo ist sie geblieben?
Blick von unserem Zelt
Gespannt auf das weitere Tal fahren wir am nächsten Morgen los, gespannt schaut uns auch die Schaf- und Ziegenherde vom nächsten Geer nach. Als wir die Ersten Leute treffen, ein Kleinbus der Holz holen war und ein Motorrad, erkundigt sich Christian nach der Strasse über den Pass. Wir werden ungläubig angeschaut, und wenn wir ihre Zeichen und Worte richtig deuten wird uns gerade gesagt, dass es sehr steil ist, kein Weg hat, man hüfttief durchs Wasser gehen muss und mit einem Fahrrad eher nicht durchkommt sondern ein Motorrad braucht. Wir wissen nicht so richtig, was wir von der Auskunft halten sollen, sind wir doch noch nicht sehr weit im Tal und die Strasse ist ja auf all unseren Karten und dem Autoatlas eingezeichnet und wurde uns empfohlen. Also irgendwie durchkommen werden wir schon.

Schöne gemischte Ziegen-/Schafherde
Das Tal ist weiterhin schön und es hat viele Geers. In die Ortschaft fahren wir nicht, da wir einen Umweg machen müssten, von Weitem erscheint ein Teil der Häuser als Ferienhäuser. Weiter Flussaufwärts bei der Brücke treffen wir auf ein Zeltlager. Es sieht lustig aus mehr als fünf kleine Zelte, bei den kleinsten scheint kaum ein Erwachsener Platz zu haben. Scheinen Europäer oder so zu sein, doch nur einer ist da, und sich in der Nähe der Brücke kräftig am einschäumen. Die Brücke ist noch gut intakt, das mit dem Hüfttief im Wasser ist somit nicht hier. Auf der anderen Talseite scheint tatsächlich auch eine Strasse zu führen, diese führt aber weiter den Hang hoch, da der Fluss dort nun Steilufer aufweist. Die Jurten stehen auch hier in schönem Abstand am Fluss, ein kleines Mädchen reitet auf einem im Verhältnis zu ihr gross scheinenden Pferd vorbei. Wir erreichen das Häuschen der Parkverwaltung, doch es ist niemand da. Hier ist, wie auf unser Karten eingezeichnet die erste Bachgabelung, wir können auf unserer Seite bleiben und müssen nicht wie eingezeichnet zweimal die Bäche queren, denn es ist eine Strasse dem Bach entlang in die steile Wand gegraben. Hier am Bach machen wir im Schatten Mittagspause, als wir schon fast am aufbrechen sind kommt plötzlich ein Pferd mit Sattel und Zaumzeug über den Kopf gestreift.

Das Tal ist vorerst sehr offen und hat eine gute Strasse
Wohl auf dem Weg zum Einkaufen
Am Flussufer, durch die Bäume markiert stehen Gers
Einsamer Baum
Von weitem rätselten wir was dies wohl ist - Holzlaster
Yakherde in der Nähe von Raschaant
Die kleinen erinnern mich an Plüschkühe
Grüntöne
Brücke bei Raschaant
Hier beginnt der Naturpark
Die Strasse führt weiter immer in Bach nähe. Als ein Seitental rein kommt steht ein parkiertes Auto und ein grosser Holzanhänger der sich hoffnungslos im Schlamm vergraben hat und darum zurück gelassen wurde. Die Holzarbeiter haben zwar noch versucht Stämme darunter zu legen, aber vergeblich. Kurz darauf treffen wir einige junge Männer mit Pferden und Motorsägen. Sie kommen offensichtlich vom Holzen. Nur einem fehlt das Pferd und bittet einen Kollegen bei ihm noch aufsteigen zu können. Es war wohl sein Pferd, das wir nach dem Mittagessen gesehen haben. Christians Frage nach dem Pass lösst bei ihnen Unverständnis aus. Sie tauschen ein paar nichts sagende Blicke aus und deuten dann undeutlich weiter das Tal nach hinten. 

Im Hintergrund schon zu sehen, die Folgen des Waldbrandes vor wenigen Jahren

Blühende Wiesen

Wohl ein  Heustadel
Einer der vielen schönen Greifvögel
Für den Anhänger war zu viel Matsch

Noch deutlich zu sehen die Strasse

Wir folgen weiter der Strasse, das Gras ist hier hoch und es hat keine Jurten oder sonstige Anzeichen auf andere Menschen, nur ab und zu passieren wir einen Pfahl, welcher einen möglichen Jurtenstandort markiert. Als dann die Strasse einen Bogen macht und in ein Tal hoch führt sind wir leicht verwirrt, nach unserem Verständnis müssten wir noch weiter hinter ins Tal fahren, aber es ist keine solche Strasse ersichtlich, gerade aus ist nur hohe Wiese und eine leichte Hecke die diese durchzieht. Eine genaue Karte für die Gegend haben wir leider nicht, unsere Russenkarte hört bald auf, so dass wir nicht genau sagen können, ob das Tal, welches wir laut Autoatlas links ab müssen, schon erreicht ist. Gegen unser Gefühl fahren wir dennoch weiter der Strasse entlang, die ins Nebental hinein führt. Als wir schon fast wieder umkehren wollen, sieht Christian ein komisches Gefährt, dass die Strasse runter kommt, das ist doch ein guter Hinweis auf unsere Passstrasse. Christian fährt schneller um das Gefährt sicher zu erwischen. Es ist ein junges Pärchen, das am Bach Wasserholen kommt mit einer Art von Minitraktor auf welchem sie eine grosse Milchkanne mitführen. Den Pass kennen sie leider nicht, und die Verständigung fällt schwer. Doch sie lassen uns verstehen, dass wir mitkommen sollen, ihr Geer sei nicht weit. Der Mann meint sein Vater sollte uns sagen können wo der Weg durchführt. Obwohl wir nicht sicher sind, bestärken sie uns, indem sie auf unsere Karte deuten. Wir nehmen an, dass sie wohl eine ebensolche im Ger haben. So fahren wir weiter den Berg hinauf, eine Abzweigung nach links, dann steht oben am Waldrand eine Jurte. Doch der Wald war einmal, die Strümpfe stehen zwar noch, aber kein Grün mehr da es wohl letztes Jahr oder das Jahr davor gebrannt hatte. Die Jurte ist sehr einfach, wohl für sie nur kurzes Lager zum Holzen, denn Tiere sehen wir keine, dafür haben sie einen noch ganz passabel aussehenden Geländewagen. Zur Familie gehören neben den Eltern noch ein kleines Mädchen und etwa drei jüngere Männer. Nur den Weg kennt wohl auch niemand wirklich. Wir sollen zum Tee bleiben. Also begeben wir uns in die einfache Jurte, die sie wohl erst kürzlich hier aufgeschlagen haben. In der einen Hälfte ist auf einem Holzpodest die Lagerstatt aufgebaut, hier setzen wir uns in ein Eck und sehen den Tee und Essenszubereitungen zu. Es wird Fleisch kleingeschnitten und Wasser warm gemacht. Der Tee ist wieder eher ein salziger Aufguss. Nach dem Tee hätten wir auch noch zum Essen bleiben sollen, aber wir wollen weiter. Sie nennen uns einen anderen Übergang mit welchem wir zurück auf die Hauptstrasse kämen, dieser sollte machbar aber steil sein. Unser ursprünglich angepeilter Pass wird uns stark abgeraten, dort soll es keinen Weg geben, alles zugewachsen sein. Wir wissen nicht so recht was wir sollen, es läuft wohl auf den Weg zurück zur nächsten Ortschaft über den Bergrücken hier hinaus. Jetzt fahren wir erst einmal auf gut Glück weiter den Hang rauf über einen ersten leichten Rücken, wunderschöne Blumenwiese säumt die Strasse. Auf dem zweiten Rücken endet der gute Weg. Um zurück auf die Hauptstrasse zu gelangen, würde es wohl steil den Rücken entlang über den Berg führen. Doch auf der anderen Seite des Rückens sehen wir wieder ein komisches Gefährt den Hang runterfahren, doch diesmal kommt etwas viel grösseres aus dem Wald. Wir entschliessen uns desshalb Querfeldein den Steilen Hang hinuter zu fahren/schieben um auf die vermutete Strasse zu kommen, in der Hoffnung, das uns die Insassen des Gefährtes vielleicht doch noch Infos zu unserem gewünschten Pass liefern könnten.
Das Gefährt ist ein grosser wohl ehemaliger Militärlastwagen, schwer mit Holz beladen und noch ein paar Männern oben drauf. Sie halten als sie uns sehen und schalten eine Rauchpause ein. Die vielen Fliegen hier freuts, so haben sie mehrere Köpfe als nur die unsrigen um darum herum zu schwirren. Wir haben Glück einer der Männer spricht sehr gut Russisch, und nach kurzem Gespräch verstehen sie auch über welchen Pass wir wollen und wissen sogar vom Weg der darüber führen soll. Es sei aber kein Weg sondern nur noch ein Pferdepfad. Pferdepfad finden wir tönt auch nicht schlecht, zumal wir keine Lust haben umzudrehen und der Weg zur Hauptstrasse wohl auch nicht mehr ist als das. Sie schicken uns ins Tal runter, wo immer noch der selbe Bach vor sich hinplätschert, Weg oder Strasse ist keine entlang zu sehen von oben. Nur farbige Blumenwiese und Birkengebüsch. Wir fahren runter, beraten und entschliessen uns durchs Birkengebüsch über den Bach zu gehen, da es für uns drüben noch eher nach Weg aussieht. Doch schon wird von oben gerufen, der Holzlaster hat wieder gestoppt und wir bekommen die Anweisung weiter auf der Seite näher dem Hang entlang zu gehen. Und siehe da, hier ist so etwas wie eine alte überwachsene Strassentrassee. Und im hohen Gras nur schwer zu erkennen ein schmaler Pfad. Dem folgen wir. 

Weg über den Hügelzug hinter welchem wir den Holzlaster treffen
Dank ihnen kommen wir auf den richtigen Weg
Manchmal ist das Trassee besser, dann wieder schlechter zu sehen, über Pferdeäpfel oder Spuren von einem alten Lagerfeuer freuen wir uns jedes mal. Sogar Spuren einer Geersidlung aus früheren Jahren finden wir. Ein grosser Teil der Strecke lässt sich fahren obwohl es hohe Blumenwiese hat, denn es ist nicht allzu steil, ein ziemlich ständiger Begleiter ist ein grosser Fliegenschwarm um den Kopf. Wir sind immer noch auf der rechten Flussseite, einmal müssen wir etwas durch Gestrüpp und im Anschluss quert die Trassee weiter oberhalb einen Hang, hier ist schieben angesagt. Es folgt bald darauf eine weite Wiesenfläche, die aber so uneben ist, dass wir oft schieben müssen. Nun scheint der Pfad über den Bach zu führen, denn auf der anderen Bachseite sieht es wieder nach einer alten überwucherten Strasse aus. Wir queren, unser Gefühl scheint richtig gewesen zu sein, denn es hat wieder Spuren eines Lagerfeuers. Der Weg ist auch hier nicht wirklich zu sehen, so fahren wir und schieben wir mehr nach Gefühl dem Bach entlang. Eigentlich wäre zumindest für Dina schon längst Zeit für Nachtpause, doch um ruhiger schlafen zu können beschliessen wir noch ein wenig weiter hoch zur Talgabelung zu fahren. Hier siehts aus wie wenn in beide Täler Pfade führen würden, das rechte scheint unseres zu sein. Müde und gespannt auf den nächsten Tag schlafen wir nach dem Essen bald ein. 

Der Weg ist zu erkennen, aber die Blumen gewinnen an Terrain
Die Bezeichnung Stahlross wohl etwas wörtlich genommen
Die Blumenwiesen sind einfach wunderschön
Hier war ehemals ein Trassee in den Berg gehauen

Mal rot, mal weiss oder gelb und dann wieder blau
Dieser Absatz ist auch nicht natürlich

Kochen im Abendlicht
8.7. Durchs Gebüsch - Kopfschütteln und volles Zelt
Das Wetter ist zum Glück schön geblieben, so stehen wir früh auf und machen uns wieder durch die Blumen auf. Umso weiter hoch wir kommen und die Vegetation abnimmt umso deutlicher ist zu sehen, dass hier wohl wirklich mal eine schmale Fahrstrasse durchgeführt hatte. Dina stellt schon Theorien auf, dass vielleicht der obere Teil des Tales noch vermehrt von der anderen Passseite begangen wird, da dort das Haupttal weniger Kilometer und viel weniger Höhenmeter weiter weg liegt. Diese Theorie würde dann auf einen deutlicheren Pfad auf der anderen Seite sprechen.

Radwandern
Die ehemalige Strasse ist wieder ersichtlich
Der Waldbrand hatte enorm gewütet
Schon fast wie bei uns in den Bergen
Eine unter vielen

Nach kurz steileren Stücken erreichen wir den Pass. Dort gibt es sogar einen grossen Ovo – doch wo ist die Strasse auf der anderen Seite. Nach kurzer Pause versuchen wir es zuerst eher rechts vom Hang. Da es dort moorig ist und da es weiter links eher noch nach Trassee aussieht wechseln wir wieder. Kurze Zeit haben wir tatsächlich das Gefühl, dass auch hier mal eine Strasse war. Doch richtige Anzeichen finden wir bald nicht mehr. 

Der Pass ist erreicht
Mit gutem Willen sieht man hier noch so etwas wie ehemalige Strasse

Mühsam geht es durchs Gestrüpp über grosse Steine und morastige Stellen. An fahren ist nicht mehr zu denken, man muss schieben und tragen. Zu allem Übel sieht es auch noch nach Gewitter aus, es beginnt auch zu tröpfeln, verschont uns vorerst aber noch. Beim Mittagessen kommt das Gewitter dann doch noch, wir verkriechen uns unter den Fahrradpacksack, doch wir haben Glück und die starken Gewitter sind nicht direkt über uns. Leider ist nun auch das Gras nass, so dass das noch einigermassen Trockene Gefühl an den Füssen schnell schwindet, aber es regnet bis zum Abend zum Glück nicht mehr.
Es geht weiter den Hang hinunter Richtung See, immer noch keine Strasse oder sonstige menschlichen Anzeichen in Sicht. Auch am See den man nun endlich sieht, stehen unerwartet keine Gers. Doch vereinzelt gibt es nun immerhin Kuhdung, von diesem oder eher vom letzten Jahr wissen wir nicht. Die Passage am See geht besser als gedacht, da es hier nicht ganz so Sumpfig ist wie befürchtet, schieben ist aber weiter obligatorisch. Nun sehen wir ins Tal runter, dort sind endlich weisse Punkte von Zelten zu sehen, allerdings noch recht weit entfernt. Ein wenig weiter unten sehen wir auf der rechten Seite auch einen Pfad, so wird der Bach gequert und tatsächlich sind wir wieder auf einem Wanderweg gleichen Weg. Wären wir wohl doch vom Pass besser rechts runter gegangen, leider wissen wir nicht wie weit der Weg hoch führt.

Fahren ist leider oft nicht möglich
Eine Gelbe
Noch eine Gelbe - oder eher Dina mit Regenüberzieher auf dem Helm

Der See auf einem Absatz bevor es steiler ins Tal runtergeht
Wir waren erstaunt hier keine Gers vorzufinden, vorne gab es aber wenig Jackkot
Der Weg wird breiter und lässt sich nun gut fahren, so sind wir schnell bei den ersten Geers. Bei einer Gruppe von Jurten bei der auch viele Holzschlitten herumstehen sind sie gerade am Yaks melken. Wir werden freundlich gegrüsst und gefragt woher wir kommen. Als sie den Namen des Passes hören schauen sie uns und die Räder nur etwas ungläubig an, der ältere Herr tippt sich an den Kopf. Sie denken wohl, die spinnen diese Ausländer, ehrlich gesagt mir wäre ein Pferd auch lieber gewesen für die Strecke als das Rad.

Wir sind erfreut endlich die ersten Gers zu sehen
Ab hier führt die Strasse flach dem Bach entlang ins Haupttal
Wieder eine schöne Herde
Auf schöner Lehmstrasse geht es weiter, bis wir im Haupttal sind, wo noch viel mehr Jurten stehen. Nun müssen wir noch den Fluss unseres Tales queren. Ein Mopedfahrer macht es vor und Dina traut sich bei einem der Arme durchzuradeln. Auch auf der anderen Talseite scheint es eine Piste zu geben, da ist mehr Verkehr. Bei uns wird die Trasse dann so schmal, dass nur noch Mopeds entlangfahren können, der Fluss hat die ursprüngliche Piste weggenommen. Wir schauen schon nach Schlafplätzen aus, es ist wieder die Problematik der vielen Gers da, nach Möglichkeit schlafen wir ausser Sichtweite. 

Hier ist es vorteilhat nur auf zwei Räder unterwegs zu sein
 Nach einer Gruppe von Gers ist es schliesslich möglich, direkt am Hauptfluss zu übernachten. Das Nallo steht schnell und ein Abendessen wird ebenfalls schnell zubereitet. Gerade als wir mit Kochen fast fertig sind, treibt sich jemand bei uns in der Zeltnähe herum, wir hören Mopedlärm. Wir verhalten uns möglichst ruhig um ungestört essen zu können, doch vergebens, auch wenn wir den Reissverschluss noch zuziehen klopft jemand an. Es ist wohl ein sehr neugieriger Hirte. Er setzt sich in den Zelteingang, wir müssen noch schnell den Kocher in Sicherheit bringen. Von Dina bekommt er gleich einmal was zu Essen angeboten, doch bereits den ersten Bissen spuckt er aus. Dank unserer guten Würze scheint ihm das Essen nicht zu schmecken. Dennoch bleibt er uns eine ganze Weile erhalten, so ein Touristenpärchen hat man hier ja nicht alle Tage. Wir vermissen einmal mehr Mongolischkenntnisse, immerhin verstehen wir, dass wir wohl die Zeit um eine Stunde verstellen müssen und dass morgen ein Naadam in Zachir ist. Ansonsten versteht er sich mit Dina wohl besser als mit mir, da er mir gegenüber allerlei abwertende Zeichen und Laute macht, unter anderem das Wörtchen „ihm“, das wir auch später noch für schlechte Sachverhalte hören. Dina scheint hingegen fein heraus zu sein und seine Wertschätzung zu erfahren. Das scheint wohl daran zu liegen, dass ich seine Einladungen in ihre Gers ein ums anderemal ausschlage und sage, dass wir lieber in unserem Zelt hier liegen.
Wir sind froh als er nach geraumer Zeit weg ist und versuchen fertig zu essen. Der Hirte hat sich auf sein Moped aufgemacht um die Herde zu beaufsichtigen, hinter unserem Zelt hören wir ihn ein ums andere Mal, den Hang heraufheizen, was richtig steil ist. Irgendwann sind dann Herde und Hirte nicht mehr zu sehen. Leider ist die Ruhe nur von kurzer Dauer. Nachdem wir ein Essen ausserhalb ausgeschlagen haben, kommt das Essen zu uns. Der unverschämte Kerl von vorher kommt auf seinem Moped daher und hat noch seine Familie im Schlepp. Da hilft leider ruhig stellen auch nichts. Nachdem es anfängt zu regnen, setzen sich er, sein Kind und seine Frau unter unsere Apsis, nach ein bisschen rumräumen ist für alle Platz geschaffen, dass unser Nallo für so viele Leute Platz bietet. Es duscht noch immer ganz ordentlich. Der Hirte hat noch etwas Yakmilch und Jogurt mitgebracht, damit wir mal was vernünftiges zu Essen bekommen. Leider wird der Jogurt in der halben Apsis verteilt, als der Hirt ihn umschüttet. Das macht ihm nichts aus, aber seine Frau nimmt den Jogurt gleich wieder auf und säubert die Apsis. Nachdem es wieder schwächer regnet, verlassen uns unsere Gäste wieder und wir schlafen nach dem anstrengenden Tag bald ein. Am nächsten Tag wollen wir ja zum Tsagan Nur.
9.7. Tsagan Nur
Nach dem Regen von Gestern ist der Himmel wieder tiefblau und wir radeln durch ein satt grünes Tal auf Zachir zu. Der Hauptfluss wird immer breiter und wir hoffen in Zachir auf eine Brücke. Doch erst einmal müssen wir zum Ort, der versteckt sich hinter einer kleinen Gegensteigung. Wieder sind nicht alle Stände offen, aber wir können uns dennoch gut versorgen. Wir sehen, dass die örtliche Pferdearena schon gut geschmückt ist und einige Fahrzeuge drumrum stehen, heute steigt hier wohl das Naadam, leider erst am Nachmittag. Immerhin können wir auf der Marktstrasse schon einmal ein erstes Pferderennen verfolgen, drei Buben liefern sich auf ihren Pferden ein Wettrennen. In einem der Läden leisten wir uns ein Eis. Die Verpackung kommt in den Müll – eine Ausnahme, beim Eis essen können wir beobachten, wie die Leute jeweils ihr Papier auf den Boden schmeissen und die Ladenbesitzerin kurz darauf die Papiere wieder wegräumt. Die Ladenbesitzerin scheint wirklich sehr aufmerksam zu sein, kaum setzt Christian die grosse Cola Flasche an den Mund bietet sie ihm schon ein Plastikbecher an, eine liebenswürdige Frau.

Der Dorfplatz von Zachir
Die Jungs sind schnell unterwegs
In Zachir kommt die eigentliche Hauptstrasse über den richtigen Pass dazu. Die Strasse ist sehr breit und verläuft auf einem grossen Damm. Allerdings hat sie so viele Schlaglöcher, dass der Ganze Verkehr nebenher auf kleinen Lehmpisten verläuft. Die Lehmpiste eignen sich hervorragend zum Velofahren und trotz Gegenwind geht’s somit gut voran. Über den Fluss hat es eine grosse Brücke, von der es eine wunderschöne Sicht das Tal hoch und runter gibt. Auf der anderen Seite steht eine Bauarbeitersiedung, sie sind wohl immer noch am Arbeiten an der Strasse. Wie wir später erfahren soll sie bis nach Tosontengel geteert werden, somit ist die gross aufgeschüttete Strasse wohl die Basis für die Teerstrasse. In unsere Richtung ist wenig Verkehr, in die Gegenrichtung reisen viel mehr, wies aussieht fahren sie ans Fest in Zachir.
Ein kleiner blauer Bus hält. Seine Insassen ein Paar aus Deutschland mit zwei kleinen Kinder will sich ein wenig mit uns unterhalten. Sie machten selbst oft längere Radreisen und haben sich generell das Reisen zum Beruf gemacht, so dass sie sich das Reisen im Sommer jeweils mit Vorträgen im Winter verdienen. Hier sind sie unterwegs in den mongolischen Altai. Sie haben dort über eine Freundin Kamele gekauft, und wolle mit denen durch die Gegend ziehen. Die Kinder kommen auf die Kamele in einen Korb. Dass man die guten alten Russenkarten auch auf dem Internet auch runter laden kann, wussten sie leider nicht, und zum bestellen reichte es ihnen nicht mehr als sie davon erfuhren. Wir überlassen ihnen einen Teil unserer Karten, die können ihnen aber nur für eine abwechslungsreichere Hinfahrt als auf der Hauptstrasse dienen, den im Altai waren wir nicht. Wir hoffen, sie haben dennoch immer genügend Brunnen gefunden.
Mittag machen wir in der Nähe einer kleinen Häusersiedlung. Die Kinder sind mit zwei Fahrrädern am Spielen. Als wir mit Essen fertig sind kommen sie auch zu uns. Dina’s Helm scheint ihnen zu gefallen, eines um das andere will ihn anziehen. Dina wird fast eifersüchtig, den irgendwie steht den Kindern der Helm besonders gut. Wohl ein älterer Bruder der Kinder kommt mit dem Pferd auch noch vorbei und setzt sich kurz leicht abseits. Die Kinder sind extrem angenehm, neugierig aber dennoch mit Respekt, einfach schade, dass wir uns nicht mit Worten mit ihnen unterhalten können.

Blick von der Brücke
Ein stolzer Radfahrer
Der Helm ist beliebt
Und dann ist er da, der bei Touristen sehr beliebte See. Vor allem auf der anderen Seite des Sees stehen teilweise so viele Gers auf einem Haufen, dass sie kaum noch für die Viehwirtschaft gebraucht werden. Es sind richtig grosse Zeltlager um Touristen unterzubringen, die gerne „traditionell“ wohnen möchten. Wir fahren an den See runter, in erster Linie um zu Waschen. Können dann aber trotz kaltem Wasser nicht wiederstehen und gehen kurz Schwimmen.

Wunderschöner Singletrail am See
Eine der wenigen Herden zur Zeit beim Zagaan Nuur
Christian beim Schwimmen
Die Hügel auf der anderen Seite des Sees sind Vulkanischemursprung

Der See ist kühl und so hat jeder von uns nach ein paar Zügen schon genug vom Schwimmen. Auch wenn der See wunderschön klar ist. Es geht weiter Richtung Tariat. Beim Seeende gibt es schöne Blicke auf die Vulkanlandschaft zu geniessen. Neben dem bekannten Vulkan gibt es direkt bei der Strasse ein mit Bäumen durchsetztes Lavafeld. Umso näher man Tariat kommt umso touristischer wird’s, und die einte oder andere Jurte ist ein Ferienhaus. Als wir in Tariat ankommen ist gerade das Nadaam Fest in seinen letzten Zügen. Die Siegerehrung ist im Gange und der einte oder andere hat schon zu fest gefeiert. Die Ortschaft ist noch voller leben. Viele sind noch am Grosseinkäufe tätigen, bevor sie wieder aufs Land zurückkehren. Zwei Jungen üben „Springreiten“ mit ihren Pferden über ein Abspeerbalken vor einem Laden. Ein kleines Mädchen macht dick auf die Strasse unter den Augen der Mutter, diese sagt nichts dazu.... Und trotz oder wegen dem ganzen Leben in der Stadt, das Internet hat geschlossen da Nadaam. 

Es ist Fest
Springreiten
Wir sind nicht die einzigen die aus der Stadt rausfahren, Motorräder und Reiter schlagen die gleiche Richtung ein. Auf der eigentlichen Strasse, die gross aufgeschüttet ist fährt höchstens mal ein Lastwagen. Erst später erfahren wir, dass wohl hier bald Teer sein soll, so dass die Teerstrasse bis nach Tosontsengel führen wird.
Da es schon Abend ist, sind wir schon bald auf der Suche nach einem Zeltplatz und finden einen wunderschönen am Chuluut Ul, nähe einer alten Brücke. Das Ufer ist steil hier aber mit einwenig Klettern erreicht man auch das Wasser. Erst später sehen wir, dass die Brücke schon bessere Tage hatte, und mit Autos nicht mehr passierbar ist, da ein Teil der Auffahrt fehlt, und diese wohl mit einem Brett improvisiert wurde. Die Motorradfahrer, stossen mühsam darüber. Auf einem nahem Vorsprung liegen viele Tierknochen und Geissenbeine verstreut. Sieht irgendwie unheimlich aus. Es würde uns reizen die Gegend auf der anderen Flussseite auszukundschaften, aber da es weiter unten keine Brücken mehr hat lassen wir es bleiben.
Kurz hinter Tariat

Die neue Strasse
Schön schlängelt sich der Suman Gol

Erfrischung für die Pferde
Unser Zeltplatz mit Blick auf die alte Brücke wird eingerichtet

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