10.7.
Wir fahren
wieder zurück zur grossen Strasse, aber benützen tun wir sie kaum, da es sich
viel besser rollt auf den Lehmnebenwegen. Das sehen wohl auch die Autofahrer
so, denn die meisten von ihnen fahren auch dort. Und dann kommt auch schon der
Teer.... Für uns nur wenige Kilometer, da wir Öndör Ulaan abbiegen. Kurz vor
dem Abzweig ist gerade die Strasse gesperrt und die alten Nebenwege werden
wieder benutzt. Ein Automobilist ist wahrscheinlich zu schnell gefahren, und
hat sein Wagen auf den Kopf gedreht. Geschehen ist ihm wohl nichts, aber sogar
die Polizei ist da und dies scheint im zumindest nicht sehr zu behagen.
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Irgendwie hier ungewohnt, einsames Gebäude |
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Eine Ferienhaussiedlung |
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Schöne Schlucht |
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Sicht bei der Brücke wo es eine kleine Ortschaft hat |
Öndör Ulaan
ist grösser als wir dachten. Und so wird nochmals eingekauft und Glace verspeist.
Hier gibt’s es in den Läden erstaunlich viele Kosmetikprodukte und
Haarfärbemittel in allen Tönen. Irgend ein riesiger Betongebäude ist noch im
Bau, aber es hatte wohl erst vor kurzem gebrannt auf der Baustelle, was dies
wohl werden soll? Da es nun schon um 11 Uhr ist, beschliessen wir zu schauen,
ob es schon was zu essen gibt. Gibt es, und wir sind für einmal nicht die
einzigen. Eine ganze Gesellschaft sitzt schon in einem Nebenraum wo der
Fernseher läuft. Es ist nicht ganz klar ob ein Teil zur Familie gehört oder
alles Gäste sind. Sehen tun von ihnen auch nicht mehr alle ganz klar. Immer mal
wieder kommt einer von den schon ziemlich sturzbetrunkenen an unseren Tisch und
wird aufdringlich. Sie weisen sich dann zwar gegenseitig zurecht. Wir empfinden
es dennoch als nicht sehr angenehm, zumal es ja noch morgen ist, und sind schon
kurz vor dem gehen. Doch das Essen schmeckt ganz gut. Ein Reisköpflein mit
Fleisch ohne Fettklösse und sogar Gemüse hat es drauf (Peperoni, Tomate und
Gurke).
Draussen wird
ein fast weisses Yak vor einen Wagen gespannt. Irgendwie sehen diese viel
individueller aus, als unsere Standardkühe.
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Noch nicht ganz fertig |
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Überal schön anzusehen, die farbigen Tore |
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Schönes Holzhaus in Öndör Ulaan |
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Radbetrachtung von oben - Yak als Zugtier im Hintergrund |
Gestärkt
geht es weiter. Die Weiden sind hier stark genutzt, das Gras steht nur Millimeter
hoch. Und schnell versammeln sich wieder Fliegen um unsere Köpfe, an unserem
Rücken, am Lenker .... Bei mir scheinen sie besonders gerne an den Brems- und
Schalthebeln bei den Gelenken zu sitzen. Mit der Zeit gewöhnt man sich an sie,
dass man ab und an mal eine verschluckt ist normal und wohl Nahrungsergänzung.
Wie sich wohl das einatmen der Fliegen auf die Gesundheit auswirkt?
Ausser
kurzen steilen Zwischenpassagen ist der Weg angenehm zu fahren. Umso höher wir
kommen umso höher wird auch das Gras. Es wurden somit wohl erst die unteren
Weiden benutzt. Am Pass oben gibt es dann sogar Wald und wieder schöne
Blumenwiese. So bleibt es auch vorerst beim runterfahren.
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Beim Wald ist die Passhöhe |
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Schöner, lichter Wald |
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Blumenwiese, krasser Gegensatzt zu dort wo geweidet wurde |
Ausgerechnet wieder
dort wo wir gerne Pause machen und waschen möchten leben die kleinen beissenden
Fliegen und so fahren wir ein Stück weiter. Schön, dass sie immerhin nur lokal
auftreten, denn an diese kleinen, überall reinkriechenden Viecher, die an mein
Blut wollen, werde ich mich kaum gewöhnen.
Fast im Flusstal
des Хануй гол (Khanui Gol) stehen immer wieder Gruppen von Holzverschlägen an
den Hängen der sanften Hügel. Sie scheinen als Stähle zu dienen, sind aber zur
Zeit nicht bewohnt.
Als wir
vollends im Flusstal sind, wird der Weg vorübergehend schlecht für Fahrräder.
Viele grössere Steine liegen darauf und leider auch daneben, so dass es kaum
Ausweichmöglichkeiten gibt. Schwarze Wolken ziehen auf und ein kräftiger Wind
beginnt zu wehen, zum Glück Rückenwind auch wenn mit ihm die Wolken näher
kommen. Der Weg ist wieder besser und so geniessen wir es, trotz drohendem
Gewitter, mit Zug über die leicht gewellte Strasse fahren zu können. Wir haben
Glück und richtig zu Regnen beginnt es bei uns nicht. Strassen gibt es wieder
mal mehrere, wir entscheiden uns für die obere, da wir nicht sicher sind, ob
die andere nur zu Jurten am Fluss führt, leider kommen wir so nicht direkt zum
Fluss. Wir finden aber dennoch einen schönen Platz für die Nacht mit dafür
traumhafter Aussicht übers Tal.
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Zur Zeit nicht bewohnte Stallung |
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Mit Rückenwind geht es gut vorwärts |
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Es sieht grau aus |
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Blick von unserem Zeltplatz - alles frisch gewaschen |
11.7.
Der Wind
hilft leider nicht mehr mit, aber das Tal ist dennoch schön zu fahren und auch
anzusehen. Dies scheint auch eine Gruppe von Mongolen zu denken, die ganz im
westlichen Stil an einem Bach neben ihren Autos campiert. Sie wohnen wohl sonst
in der Stadt.
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Der Punkt ist wieder mal Dina |
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Besuch an der Strasse |
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Für einmal eine graue Jurte |
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Für einmal mal Kühe |
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Sieht mystisch aus |
Эрдэнэмандал (Erdenemandal) ist unerwartet gross. Hat mehrere
stattliche staatliche Gebäude, Banken und natürlich Einkaufsläden. In einem der
Läden findet Christian sogar vergorene Stutenmilch zum kaufen. Auch wenns viele
Ausländer nicht mögen, ich finde diese sehr erfrischend. Da aber zur Zeit
Naadam ist hat keine der Banken offen. Einheimische erklären uns, dass nun für
5 Tage vieles geschlossen ist. Somit ist leider nichts mit Geldabheben, da es
auch keine Geldautomaten gibt. Kritisch ist es noch nicht mit unseren
Geldvorräten, dennoch möchten wir die nächsten Tagen noch mal was weniges
Tauschen oder abheben um nicht auf gewissen Luxus wie wenn vorhanden im
Restaurant zu essen verzichten zu müssen. Internetkaffee gäbe es auch, doch
auch dieses ist geschlossen, die Einheimischen, die uns schon über die
geschlossenen Banken aufgeklärt haben, versuchen sogar den Besitzer anzurufen,
doch der ist wohl zu Naadam weggefahren. Somit schon wieder kein Internet und
da international Calls am selben Ort gewesen wären auch keinen solchen. Dafür
finden wir wieder ein anmächelig aussehendes Restaurant. Das Bestellen
gestaltet sich wiederum eher schwierig, da wir mit der Karte nicht besonders
viel anfangen können. Die Besitzer sind nett, und zeigen uns die mögliche Vorspeise
direkt um zu fragen, etwas ähnliches wie russischer Salat. Es schmeckt
vorzüglich, und auch die Hauptspeise ist hervorragend: Geschnetzeltes mit
vielen Peperonis zu Reis. Leider habe ich seit heute früh leichte
Magenschmerzen und so darf Christian auch noch von meiner grossen Portion
haben. Wohl gestärkt geht’s wieder los. Aus der Stadt hinaus begleiten uns zwei
Jungs auf ihren ganz ordentlich aussehenden Rädern.
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Sieht noch unfertig aber luxuriös aus |
Die der Stadt nähere Brücke
ist leider nicht mehr passierbar. Um zum einen nicht einen kleinen Umweg in kau
zu nehmen und zum anderen weil Christian einfach Lust hatte den Fluss zu furten
zu versuchen, benutzen wir die Furt neben der kaputten Brücke. Das Wasser kommt
zwar bis über die Knie, aber die Strömung ist nicht stark und so ist es angenehm
durch den kühlen Fluss zu waten. Die zwei Jungs krempeln auch ihre Hosenbeine
hoch, entschliessen sich dann aber vernünftiger weisse, den Fluss nicht zu
queren sondern nur ihre Räder darin zu waschen. Auf der anderen Flussseite ist
eine Familie neben ihrem Kleinwagen am picknicken, das von ihnen angebotene
Bier lehnen wir dankend ab. Die kaputte Brücke ist übrigens nicht nutzlos,
sondern dient als Schattenspender für eine Pferdeherde, denn Bäume sind gerade
wieder Mangelware.
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Brücken sind hier bei Pferden sehr beliebt |
Zuerst geraten wir auf den falschen Weg, können unsere
Richtung aber mit einer kurzen Querfeldeinpassage wieder so ändern, dass wir
ins Richtige Tal reinfahren. Hier herrscht wesentlich mehr Verkehr als weiter
im Osten, vieles sind normale Autos, die einem scheinen nicht so richtig auf
die Naturstrassen passen zu wollen. Viele von ihnen sind wohl auch die
restliche Zeit eher auf Teer in der Stadt unterwegs und begleiten nun ihre
Besitzer für die Feiertage aufs Land.
Auf dem Weg
hoch zum Pass, welcher nach Хайрхан (Khaikhan) führt kommen uns zwei
Fahrradfahrer entgegen. Es ist ein Pärchen aus der Schweiz, welches mit ihren
Bikes die Mongolei erkundet. Gepäck haben sie auf den Rädern fast keines dabei,
dafür einen Minibus mit Fahrer und dessen kleiner Tochter die sie begleiten und
auch das Gepäck transportieren. Wahr scheinbar gar nicht so einfach einen
englisch sprechenden Begleiter zu finden. Sie wollten aber nicht ganz auf
eigene Faust unterwegs sein, da die Strassenfindung mangels Schilder und
eindeutiger Führung (viele Wege z.T. parallel nicht immer einfach ist. Sie
scheinen mit ihrer Lösung ganz zufrieden zu sein, und geniessen so auch den
Vorteil, dank übersetzter zu wissen, was im Restaurant bestellt wird.
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Klar zu erkennen - Schweizer |
Als wir
Хайрхан (Khaikhan) erreichen ist schon Abend, der nahe Fluss an dem wir hofften
ein Übernachtungsplatz zu finden ist leider zu nah an der Ortschaft. Er
glitzert aber wunderschön im Abendlicht und mehrere Picknicks finden an seinem
Ufer statt.
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Die Strasse steigt nicht sehr fest |
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Die Passhöhe ist erreicht - die Fliegen haben es auch geschafft |
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... und wollen nun auch aufs Foto |
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Mal eine etwas spitzere Hügelform |
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Beruhigendes Bild |
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Direkt beim Ort, hier sind einige am Picknicken |
Wir kaufen nur kurz ein, und fahren noch über den nächsten Hügelzug
(den Pass Холбоогийн даьаа), wo es auch einen Bach geben sollt. Zwischen zwei
Jurten finden wir einen Übernachtungsplatz in der nähe des Baches. Der Bach
führt leider nur sehr wenig Wasser und ist ziemlich verschlammt. Wie wohl
meist, werden wir von den Jurten beobachtet, denn es gibt Besuch von einer der
Jurten, einen grossen Kessel mit warmem Wasser zum Waschen und Abwaschen und
eine Flasche mit Milch. Nette aufmerksam und gastfreundliche Personen unsere
„Nachbarn“ und dabei gar nicht aufdringlich. Die frische Milch schmeckt
herrlich.
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Blick vom Zeltplatz | | | |
Nachdem in
aller frühe wieder mal eine Ziegenherde bei/über unser Zelt weg auf die
Weideplätze zog geht’s wieder los. Kessel und Milchflasche werden dankend
zurück gebracht. Wir wollen eigentlich über Сайхан (Sajkhan) auf die
Hauptstrasse A0902 fahren. Unser Atlas zeigt uns zwar an, dass es neben dem auf
der Karte eingezeichneten Weg noch andere gibt, aber trotz dem Bewusstsein,
finden wir den Abzweiger nach Сайхан (Sajkhan) nicht, wir nahmen an, dass die
Strasse zur Ortschaft die meist befahrene sein sollte, dem war aber nicht so,
denn es gibt in der Gegend eine neue Strasse die von der Teerstrasse zu einer
Mine führt und nun als Verbindung nach Хайрхан (Khaikhan) verwendet wird.
Wasser ist rar in der Gegend, die kleinen Bäche und Wasserflächen, stehend und
versumpft zu der Jahreszeit sowie z.T. auch salzig. Da wir planten in Sajkhan
Wasser zu fassen, haben wir nur wenig Reserve dabei und überlegen schon bei
einer der weitverstreuten Jurten danach fragen zu gehen. Dies lässt unser Stolz
aber doch nicht zu, zumal wir ja noch nicht komplett auf dem Trockenen sitzen
und auch die Einheimischen das Wasser von weiter her holen müssen. Vom
Abzweiger zur Mine an ist die Strasse zwar nicht geteert aber sehr breit und
mit Kies geschüttet, da aber vor kurzem erst erstellt, hat sie noch fast keine
Schlaglöcher und ist darum auch bei den Autofahrern beliebt auch wenns ein
kleiner Umweg bedeutet. Uns hätte wohl der andere Weg mindestens gleichgut
gefallen, aber auf Umkehren hatten wir auch keine Lust, zumal die Richtung
einigermassen stimmte.
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Sanfte Hügelzüge |
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Die Gers stehen weit verteilt |
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Für einmal mal ein Haus |
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Jeweils Abwechslung auf der Strasse |
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Von weitem an der Staubfahne zu erkennen |
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Auch Schafe fahren mit |
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Schon bald bei der Hauptstrasse |
Es ist
schon gegen Abend als wir die geteerte Hauptstrasse erreichen. Diese ist fast
ein Kulturschock nach den bis jetzt eher einsamen Strassen in der Mongolei. Die
Strasse ist in einem super Zustand, zum Teil noch nicht komplett fertig
gestellt, aber die Bautrupps sind dran. Auf dem ersten kleinen Pass Richtung Булган
(Bulgan) gibt es sogar zwei Restaurants, und so können wir unsere Wasservorräte
wieder auffüllen. Pferde fotografierend am Strassenrand stehend treffen wir ein
älteres Deutsches Ehepaar mit ihrem zum Überlebensmobil ausgebauten gelben
MAN-LKW. Sie beklagen sich über die katastrophale und allgemeingefährliche
Fahrweise der Mongolen. Diese lernen wir aber zum Glück nicht kennen, meist
wird mit wirklich genügend Abstand überholt und die meisten Hupen eher zum
Grüssen als um uns von der Strasse zu verscheuchen, wie sie es mit Kuh- oder
Schafherden machen (obwohl es vor allem die Kühe kaum beeindruckt).
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Passhalt |
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Liebliche Landschaft |
Für die
Nacht finden wir einen schönen Platz an einem Bach unweit der Strasse, der aber
von dieser schlecht einsehbar ist. Wir geniessen wieder mal schönes, fliesendes
Wasser direkt vor dem Zelt zu haben und machen noch Grosswäsche, denn es hat
sogar einen kleinen Baum zum aufhängen. Auch das Innenzelt wird gewaschen und
geschruppt, damit dieses wieder Bärenkonform ist für Russland. Ab sofort wird
somit wieder draussen gekocht und gegessen. Als es schon eindunkelt ziehen noch
drei Jungs mit einer Pferdeherde vorbei in Richtung Dorf. Touristen scheinen
hier nicht allzu selten zu sein, sie schauen nur kurz vorbei und treiben dann
die Pferde weiter.
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Schöner Zeltplatz am Bach |
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Vorbei ziehende Pferdeherde |
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