4.7. Bis in ein Seitental hinter Jaruu
Der Morgen beginnt so ruhig und klar, wie der Abend endete. Ein
Reiter und zwei Mopeds kommen noch an unserem Pass vorbei, zweigen aber gleich von unserer Piste ab. Da uns einige Wegverzweigungen bevorstehen
müssen wir anfangs etwas genauer auf Karte und das GPS schauen. Es geht aber so
einsam weiter, wie die Piste gestern, durch grüne Hügellandschaften,
ausnahmsweise unterbrochen von den Ruinen eines Hofes und kleinen Boxen in der
Landschaft, die wohl Brunnen markieren. Uns steht noch ein Pass
bevor. Doch bevor wir den Anstieg in Angriff nehmen überholt uns ein LKW und
fährt rechts ran. Bei so wenig Verkehr ist immer Zeit für ein Pläuschchen. Wir
zeigen ihnen noch auf unserem mongolischen Atlas wo wir hergekommen sind und
wohin es gehen soll, dann verabschieden sie sich wieder.
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Für einmal weite grüne Ebene ohne Tiere, wird hier wohl später Heu gemacht? |
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Doch rein grün ist es nur von weitem, hier mal Blau... |
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... oder Weiss |
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Die Strasse ist super zu fahren |
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Verlassen aussehende Siedlung |
Oben wird der Pass untypisch steil, doch nach einer kurzen
Schiebeeinlage sind wir oben und können eine schöne Abfahrt geniessen. Die
Piste heute hat wieder eine geniale Oberfläche, eine Lehmpiste, die sich
angenehm fährt. Als nächste Station wartet auf uns laut Russenkarte noch ein
kleiner Weiler, bei dem viele Wege abgehen. Bevor wir dort ankommen halte ich
kurz an, da Dina nicht so schnell abfährt. Das Anhalten ist aber keine gute
Idee, hier hat es wieder die kleinen Mistdinger von der Grenze, ganz winzige
Fliegen, die einen beissen, wenn man ihnen Zeit lässt. Dabei habe ich heute
wieder einmal eher leichte Kleidung an. Ich haue also immer eifrig auf mir
herum, mit jedem Schlag erwischt man eine von den kleinen Fliegen, da sie nicht so schnell wegfliegen.
Daher ist an eine Pause am Fluss, der bei dem Häusschen
vorbeifliesst, keine Option. Wir fahren also in leichter Steigung weiter und
hoffen, dass die Fliegen sich verziehen. Leider hat auch der Wind nachgelassen,
so dass wir von der Seite keine Unterstützung bekommen. Eigentlich ist längst
Zeit für Mittag. Nach einer Weile entscheiden wir uns endlich für die Pause,
die kleinen Viecher scheinen erst einmal weg zu sein, doch kaum lassen wir uns
nieder, sind sie wieder da. Nachdem aber erst einmal Regen aufzieht, haben wir
erst einmal ein anderes Problem. Der Velosack von Dina wird ausgepackt und wir
verkriechen uns darin. Ganz perfekt ist der Schutz nicht, mein Rücken wird
dennoch relativ feucht und kalt. Doch von langer Dauer ist auch der Schauer
nicht.
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Bei den Wolken vorne ist der Pass, danach gehts runter zum See bei Yaruu |
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Vor dem Regen schnell... |
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noch ein paar Blumen Fotografieren |
Und so geht es bald das flache Hochtal entlang weiter. Laut Karte
müssten wir bald wieder auf Bäume stossen, die vermissen wir schon ungefähr
seit dem Altai. Heute haben wir auch ein wenig Unterstützung durch den Wind und
siehe da, rechts an den Hängen tauchen bald schon tatsächlich solche Wälder
auf, wie sie in den alten Russenkkarten eingezeichnet sind. Richtig dicht
stehen sie hier. Schon erstaunlich, da es bis über 2500 m geht. Die nächste
wichtige Landmarke für uns ist ein See, der das baldige Ende des Tals einläuten
soll. Am Gegenufer sind einige kleine Gebäude auszumachen, die sich beim
Näherkommen wohl als Art Ferienressort entpuppen. Nur ist es jetzt verlassen,
komisch, denn jetzt müsste ja Saison sein. Die Piste zieht nun leicht vom See
weg, bis jetzt hatten wir keine Jurten mehr gesehen, eigentlich seit
Savkhanmandal, nur um Erdenemandal hat es im Ort welche gehabt. Jetzt tauchen
sie so langsam wieder auf, eher an den hinteren Talflanken. Um nach Jaru zu
gelangen müssen wir am Talende noch einmal einen kleinen Hügelzug überwinden.
Dort kommt uns ein Hirte mit seiner Herde entgegen. Er hat einen sehr langen
Stab in der Hand, den ich bisher noch nicht gesehen hatte. Dina klärt mich auf,
es ist eine Urga, ein typisches Utensil der Mongolen, welches auch als
"besetzt"-Zeichen eingesetzt werden kann.
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Es geht geradeaus |
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Was ist das in meinem Velosack? |
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Ferienhaussiedlung auf der anderen Seite des Sees vor Jaruu |
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Blumenschraffierung kommt auch bei Regen gut zur Geltung |
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Was kommt da entgegen? |
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Eine Pferdeherde getrieben vom Hirten mit Urga |
Nach Jaruu geht es über eine kleine Brücke, dann sind wir schon im
Ort. Er ist relativ gross und es hat einige Läden an der Hauptstrasse. Wir
müssen auch alle abklappern, um ein einigermassen abgerundetes Sortiment zu
bekommen. In einem Laden können wir uns gut mit der jungen Verkäuferin auf
Englisch unterhalten, sie geht noch in die Schule. Wir erkundigen uns noch nach
einem Internet-Cafe, werden aber nur zum normalen Cafe geschickt. Dort nehmen
wir die Gelegenheit wahr einmal Lokalküche zu probieren, in den anderen
Ortschaften hatten wir sonst keine Restaurants gesehen. Wir sind in dem kleinen
einfachen Raum die Einzigen und wissen mit der improvisierten Speisekarte nicht
viel anzufangen, also nehmen wir einfach irgendein Gericht. Die Wirtin geht nun
erst mal raus, eventuell etwas aus dem Garten nehmen, oder aus dem Laden
nebenan, der zum Restaurant gehört und in dem wir auch waren. Dann dauert es
erst einmal, sie macht einen Teig und schneidet Nudeln daraus zurecht. Das
Ganze kommt dann noch in eine Suppe, die wir schliesslich doch noch bekommen.
Der Rest der Familie darf jetzt wohl auch etwas von der Suppe essen.
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Yacks vor Jaruu |
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Hatte schon bessere Zeiten |
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Unser erstes Restaurant in der Mongolei |
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Ladenstrasse von Jaruu |
Nach der
Stärkung wollen wir noch aus dem Ort raus fahren und in einem Seitental
übernachten. Am Ortsausgang rast noch ein kleiner Radfahrer den Hang runter und
begleitet uns ein paar Meter. Wir erwischen das Seitental, welches uns zu einem
Pass führen soll. Hier hat es wieder einen Haufen Jurten und Viehherden, ein
paar Mal werden die Herdenhunde laut, aber es sind immer ein paar Leute da, die
sie zurückpfeifen. Einen einsamen Schlafplatz werden wir wohl nicht finden.
Immerhin ist im Bach noch ein klein
bisschen Wasser. Schliesslich lassen wir uns in Bachnähe zwischen zwei
Jurtenlagern nieder. Leider ist das Bachbett gerade hier trocken. Während wir
kochen, bekommen wir noch Besuch von der einen Jurte, man hatte uns schon per
Fernrohr beobachtet. Der Reiter interessiert sich für unsere Räder und kann
Dina überzeugen, dass er auf ihr Rad darf. Im Gegentausch versucht sich Dina am
Reiten. Das mit deutlich besserem Erfolg, als bei mir vor zwei Jahren in
Kirgistan, das Pferd trabt richtig schnell mit ihr davon. Die Versuche am
Fahrrad werden hingegen schnell aufgegeben. Unser Reiter begibt sich zur
nächsten Jurte und kommt wenig später mit einem Kollegen, dem er wohl von den
Rädern erzählt hat. Jetzt müssen beide Räder herhalten, mit gleichem Erfolg.
Wir sind erleichtert, dass den Rädern nichts zugestossen ist. Nach noch ein
wenig Gestenkommunikation verabschieden sich die Beiden. Unser Reiter ist wohl
taub, da er sich mit seinem Kollegen auch über Gesten unterhält.
Die Sonne geht im Tal schon schnell unter. Wir verkrümeln uns ins
Zelt und ich will noch etwas am Kindle lesen. Doch das Bild vom Kindle macht
keinen guten Eindruck, es sind viele Querstriefen auf dem Bildschirm zu sehen
und nur das unterste Fünftel reagiert noch auf Eingaben. Das kann doch nicht
sein, im Vertrauen auf das Wundergerät habe ich sonst keine Lektüre dabei und
auch noch vieles Reisepraktisches, wie Lonely Planet, Gebrauchsanleitungen etc.
darauf. Aber auch die ganzen Studienunterlagen für die gleich anschliessenden
Prüfungen. Nach vielen An- und Ausschaltversuchen gebe ich es auf. Kann es an
der Kälte liegen? Heute abend ist aussergewöhnlich kalt.
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Einheimischer Biker |
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Das Tal ist sehr idyllisch |
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So habe ich mir die Mongolei vorgestellt |
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Viele Herden weiden im Tal |
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Dina dar mal Reiten |
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Denn die Reiter wollen Fahrradfahren |
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