Sonntag, 17. Juli 2011

An den Baikalsee

16.7.
Wir fahren früh los um nicht zu spät an der Grenze zu sein, wir wollen es vermeiden dort allzu lange warten zu müssen. Suchbataar ist noch verschlafen. Nach etwas Suchen finden wir aber dennoch einen offenen Shop für Wasser. Ab hier ist es nicht mehr weit bis zum Grenzort. Kurz bevor wir ihn erreichen überholen uns wieder die weissen Jeeps. Wir erfahren beim Warten an der Grenze, dass es Thailänder sind, die so bis nach Europa fahren. Die Gegend scheint für organisierte Jeeptouren interessant zu sein, denn die Thailänder sind nicht die einzige Gruppe. Es hat auch noch eine Gruppe die von Peking nach London fährt. Organisiert ist sie von einem Australier. Es ist nicht das erste mal, dass er diese Strecke fährt. Aber China meint er, werde er ihn der Zukunft wohl nicht mehr aufs Programm nehmen, da dort das Administrative immer mehr zunimmt.

Kurz vor Suchvaatar

Thailändische Jeepreise
Es waren auch sonst schon einige Autos und LKW am warten als wir an der Grenzstation ankommen, die scheint mitten im Dorf zu sein, und drüben geht es fast nahtlos mit der russischen Ortschaft weiter. Es bleibt noch Zeit zum shoppen und unser letztes mongolisches Geld auszugeben. Doch den sehr guten mongolischen Kräutertee, den es sonst immer in den Läden hatte gibt’s ausgerechnet hier leider nicht. Somit wird nichts mit Teemitbringsel.
Mit den Rädern müssen wir bei der ersten Schlange vor dem Einlass zur Grenze zum Glück nicht anstehen, sondern werden vor gewunken. Während ich au die Fahrräder aufpasse übernimmt Christian die Grenzabfertigung im Gebäude. Es dauert seine Zeit, da nicht alle hinten anstehen können. Ganz sauber läuft es hier an der Grenze wohl auch nicht, denn ich beobachte wie ein Grenzangestellter eine in eine Decke gewickelte Flasche möglichst unauffällig in die Hände gedrückt bekommt. Viele der Einheimischen die hier über die Grenze wollen sind Händler und passieren hier regelmässig. Um zu dem nahen russischen Grenzposten zu kommen, muss ein Desinfektionsbad durchfahren werden. Es ist eine trübe unsympathische Giftlache, aber zum Glück nicht ganz so tief wie befürchtet, aber abstehen ist dennoch auf keinen Fall erwünscht.
Die russische Grenzbeamtin nimmt’s genau mit der Gesichtskontrolle. Den mongolischen Händlerinnen geht’s zu langsam und so drängeln sie sich vor. Auch bei uns wir genau geschaut, und immer wieder das Bild mit dem Original verglichen. Aber wir scheinen noch die selben zu sein und dürfen weiter.
Кяхта (Kyakhta) überrascht. Es hat sehr viele schöne ältere Häuser mit liebevollen Schnitzereien. Auch die Kirche erscheint einem nach den schlichten Häusern der Mongolei aus einem Märchenbuch. Wir haben uns entschlossen eine Fahrgelegenheit nach Ulan-Ude zu suchen, da wir gerne noch genug Zeit für die Baikalseeregion haben möchten. Die Fahrgelegenheit organisieren gestaltet sich dann erstaunlich einfach, nach kurzem Nachfragen findet sich der Busbahnhof und nach nicht grossem Verhandeln ein Minibusfahrer, der uns und vor allem die Räder auch mit nimmt. Es ist fast zu schnell gegangen, den die Ortschaft wäre eine Erkundung wert gewesen. Da wir aber in Ulan-Ude noch in einen Radladen möchten und Samstag ist, sind wir auch nicht unglücklich drüber. 

Eines der schönen Holzhäusern

Immer gut -Bus mit Dachträger

Der Minibus ist vollbesetzt, die fahrt geht rasant, mit kleinen Sprüngen über die Bodenwellen. In einem Strassenkaffee wird eine kurze Mittagsrast gemacht, dann geht’s weiter, vorbei am Gusinoe See nach Ulan Ude. Die Mitfahrerin mit den Asphaltstecherschuhen, versucht uns zu erklären wo sie einen Radladen vermutet. Unsere Suche war leider vorerst nicht erfolgreich, ein Eisenwarenladen, der auch Räder und Mopets verkauft, hatte die erforderliche Länge der Speichen nicht. Nach ein wenig rum fahren in der Stadt treffen wir eine kleine Gruppe Junger BMXler. Christian kombiniert sofort richtig, und sie können uns prompt einen Laden mit gutem Angebot nennen. Trialsport ist zwar kein reiner Ladladen sondern ein grosses Sportgeschäft, aber ihre Radabteilung hat ziemlich vieles. Meine Speichenlänge befindet sich zwar auch bei ihnen nicht auf Vorrat. Aber nach suchen, finden sie die genau richtige Länge in einem Reserverad, und so bekomme ich diese (klar ist danach keine der Speichen mehr gebrochen).
Nach der Radladensuche geht es auf Unterkunftssuche, diese geht schneller, wir kommen in einem alten Sowjetkastenhotel unter. Im Zimmer blättert zwar die Tapete und im Bad hat man angst das Lavabo runterzureissen, aber es ist tipp topp sauber und sogar unsere Räder dürfen aufs Zimmer.
Christian hat besonders Freude an den vielen Brotgetränk-Ständen. Und ich muss zugeben frisch schmeckt es noch ganz gut, nicht so wie aus der PET Flasche mit Süssstoff.
Nach dem Genuss mal wieder einer warmen Dusch geht es in die Stadt fürs Abendessen. Doch ein Restaurant zu finden ist nicht so einfach wie gedacht. Viele scheinen Sommerferien zu haben und sind geschlossen. In einem Keller finden wir dann ein kleines Russisches Restaurant mit einfachen Gerichten, das Essen ist gut, nichts besonderes aber sehr günstig. Auf dem Heimweg kommen wir an einem Burratischen Restaurant vorbei. Das wäre es gewesen, aber warum nicht nochmals Essen gehen, auf Raddour herscht ja Dauerhunger. Es lohnt sich wirklich, die Lebern sind super zart und die Smetana-Butterspeise schmeckt auch hervorragend und dazu gibt’s super Kompott zu drinken mmhhhhhhh. Durch das zweite mal Essen ist dafür das Internet schon geschlossen, nicht schlimm denken wir, gehen wir morgen hin.

Ulan Ude

Nur nichts zu fest anfassen - es super sauber aber sonst bröckelts

17.7.
Die Auswahl an Teilchen in der Bäckerei war riesig, die Menge der Füllung in ihnen nicht, dennoch Frühstücken wir ausgiebig. Die Zimmerdame, die heute dienst hat, kann sogar etwas deutsch. Das ganze Personal ist wirklich sehr freundlich. Wies auf der Reise so ist, haben heute Sonntag natürlich alle Internets geschlossen, auch die wo offen steht. Christian tröstet sich dann beim Einkaufen in einem riesigen Shoppingcenter. Eine der wichtigen Erstehungen Mückenspirale und –Spray.
Erstaunlich schnell für die grosse Stadt ist man ausserhalb in der grünen Datscha-Zone. Auch ein Buddhistisches Zentrum findet sich unweit der Stadt, ob es wohl das ist was uns die eine Dame im Bus ans Herz legte zu besuchen? Langsam beginnt die Strasse zu steigen, der Teer ist zwar hie und da mitgenommen, aber es ist Teer. Die Umgebung ist waldig, hie und da sind kleinere Wundmale im Wald von älteren Bränden zu sehen. Und dann doch, kein Teer mehr, dafür den Eindruck von plötzlich mehr Verkehr, der den Staub der Strasse  zu Wolken aufwirbelt. Wir retten uns in einen Seitenweg um Staubfrei Mittagessen zu können. Zum Dessert gibt es Smetana mit Konfi, was wir noch oft essen werden, die Reise werde ich wohl kaum gross abnehmen.
Tempel kurz hinter Ulan Ude

Hier fehlt leider für eine kurze Strecke der Teer

Farbtupfer beim Mittagessen
Kurz nach dem Mittagessen, als wir auf dem Hügelzug sind, kommt dann doch wieder Teer. Aufmerksame Abfahrt ist aber wichtig, denn der Teer hat unerwartete Wellen, von vielen Hitzetagen über die Jahre hindurch ist er aufgeworfen. Wenn nicht abgebremst wird, gibt setzen die Räder zu unerwarteten Sprüngen an. So erging es wohl auch einem Autofahrer, dessen Gefährt an der Böschung liegt, die Polizei ist auch da. Auch heute ist es warm. Die Kühlung des Eises das es am Abzweig zum Baikalsee gibt war dringend notwendig.

Auf dem Hügelzug

Erstes Dorf, hier gehts wieder zusammen mit der Hauptverbindungsstrasse

Es herrscht kaum Verkehr auf der Strasse Richtung See – noch. Nach einiger Zeit ist der Teer wegen Bauarbeiten nicht mehr da. Und dann kommen sie, staubend, zu zweit oder sogar zu dritt nebeneinander, die Rückreiser vom Baikalsee. Den Nebel den wir von weitem sahen war nicht dunst, sondern eine Staubwoke, die über dem Tal hängt. Auch mit Tuch vor dem Gesicht und um den Kopf und Brille auf, dringt der Staub durch. Ab und an ist Ausweichen auf Nebenwegen, die vom Bau sind möglich, oder durch ein Dorf das glücklicherweise nicht ganz an der Strasse liegt. Den Wochenendverkehr mag man hier wohl kaum, denn danach müssten die ganzen Dörfer abgespritzt werden. Mal gibt es nun wieder Teer, dann wieder Staubstrecke. Von der Landschaft, kommt man durch die Dunstwolke weniger mit, doch die Häuser in den Dörfern, trotzen mit ihren Leuchtend angemalten Fensterrahmen und den farbigen Toren der kriegartigen Staubwolke. Es lohnt sich somit auch, wenn nicht Rückreiseverkehr ist, der einte oder andere Abstecher durch die Dörfer zu machen.
Einen Zeltplatz finden wir dann hinter Гурулеьо (Gurulevo) etwas Abseits der Strasse an einem kleinen Bächlein, hier stören höchstens die Mücken, aber die gekauften Spiralen bewähren sich. Wie gut tut es doch, sich den Staub abwaschen zu können.

Grüne Weidelandschaft

Einer der vielen schönen Bäche

Auf der Strasse ist Kriegsstimmung

Schöne Häuser - mal ganz in Grün

Oder nature gehalten

Blau - Grün

Hellblau

Zum Glück nicht ganz an der Hauptstrasse - der Staub kommt aber dennoch bis hier hin

18.7.
Heute ists ruhiger auf der Strasse, der Staub zwar immer noch nicht ganz aus der Luft, aber richtiger Nebel überwiegt. Immer wieder quert die Strasse kleinere oder grössere Bäche, hier ist sie wieder geteert und in super Zustand, links und rechts gesäumt von einem dicht zusammenstehenden Mischwald.

Immer mal wieder Blumen
Als wir Гремячинск (Gremyachinsk), der erst Ort am Baikalsee erreichen herrscht immer noch Nebel, und es tröpfelt leicht. Und die Frau die mich vor der Post anspricht meint auch es sei zur Zeit schrecklich kalt. Internet geht natürlich mal wieder nicht, aber so haben wir ja auch ein Grund die Dörfer anzuschauen und müssen, nicht immer Einkaufen, was wir dann aber meistens doch tun. Der Baikal ist noch nicht zu sehen vom Ort, das leicht zurückgesetzt liegt. Kaum draussen biegen wir links in einen Seitenweg ein, wir wollen ihn endlich sehen, das grösste Süsswasserreservoir der Erde. Der Wald lichtet sich, zuerst eine Sanddüne, Velo darüber schieben und dann ist er da. Der Nebel lässt die Konturen verschmieren, das gegenüberliegende Ufer ist nicht zu sehen. Nur wenige Leute sind hier, zwei Männer bei einem kleinen Boot gerade am Fische reinbringen, wenige Zelte stehen. Am Wochenende, bevor die Blechlawine wieder zurück donnerte, muss es wohl hier viel lebhafter gewesen sein. Auch wenns kühl ist, müssen wir ins Wasser und paar Züge Schwimmen. Christian der früher rein und raus ging ist gleich von zwei aufgestellten Mädchen umlagert, die ihn interessiert ausfragen, vor allem Mascha ist sehr aufgeschlossen. Sie kommt aus Ulan Ude und ihre Kollegin aus einem der Orte die wir gestern im Staub passiert, sie sind hier mit ihren Grosseltern, zu denen auch die Fischer gehören. Frisch gegrillte Fische bekommen wir dann auch serviert, sie schmecken herrlich, wir sollten wohl auch mal fischen lernen.

Der Baikalsee - Fischer im Nebel
Wir fahren einem Weg den Strand entlang weiter, bis dieser wieder auf die Hauptstrasse führt. Diese geht zwar weiter nahe entlang des Ufers, aber durch den Wald ist die Sicht auf den See eingeschränkt, die vielen wegführenden Wege lassen aber darauf deuten, so wie die vollen Abfalleimer am Strassenrand (werden gerade geleert), lassen aber darauf deuten, dass auch hier am Strand am Wochenende ein riesiger freier Zeltplatz ist. Die Gegend ist erstaunlich aufgeräumt und wenig verbaut, hätte ich doch Wochenendhäuserverbauungen entlang des ganzen Ufers erwartet nach dem gestrigen Verkehr, aber das Zelten scheint beliebt zu sein.
Bei der Dorfeinfahrt nach Турка (Turka) treffen wir auf eine Gruppe junger Belgier, Rucksacktouristen und eigentlich auf der Transsib unterwegs. Das Ufer an welchem die Transsib vorbei fährt war ihnen zu touristisch und darum sind sie hier raus gefahren. Sie wissen aber nun nicht recht was sie sollen, und das Autostoppen will gerade nicht so. Dass die Gegend bis ganz nach hinten im Bagusintal erstaunlich gut mit Busen erschlossen ist, realisieren wir erst später. Neben den Belgien steht auch noch einer der wenigen sturzbetrunkenen Russen die wir sehen, sonst geht’s hier in den Dörfern eher geordnet zu.
Dank Internetsuche fahren wir auch in die leicht abseits der Strasse gelegene Ortschaft Горячинск (Goryachinsk). Internet gibt’s (gerade mal wieder nicht) auf der Post. Der Ort hat heisse Quellen und verschiedene grössere schöne Holzhäuser zeugen von schon länger bestehendem Tourismus. Ein kurzer und lohnender Abstecher. Eine eigene Gang hats auch, besteht aber aus Hunden und wirkte eher friedlich.
Für die Nacht finden wir einen wunderschönen Platz am See und zur Zeit einsam, auch wenn es wohl nicht immer so ist. Und dass der schöne Platz richtig zur Geltung kommt klart sogar der Himmel auf und die Sonne sagt noch gute Nacht bevor sie in den See taucht.

An den Wochenenden ist es hier voller Zelte

Kleiner See neben dem Grossen

Hellblau zu Grün scheint nicht unüblich zu sein

Die örtliche Hundegang
Einfach nur schön - unser Zeltplatz

Da brauchts keine Worte

Glockenblume

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