Samstag, 2. Juli 2011

Einsame Pisten am Mongol Els entlang oder "unsere tägliche Plage gib uns heute"


2.7. Sandige Piste bis hinter Mandal
In der Früh geht es nicht sofort los, aber wir trödeln nicht allzu sehr. Nach Urgamal ist es weniger Sand, als befürchtet und wir queren noch einen sehr sauberen Nebenfluss, über den eine neue, noch nicht ganz fertiggestellte Holzbrücke führt. Hier wäre auch ein schöner Zeltplatz gewesen. In Urgamal sind wir dennoch zu früh, die Statue vor dem Ort hat uns nicht lange beschäftigt. Es hat noch kein Laden offen, gut dass wir getrödelt haben. Erst um 10 machen einige Läden nach und nach auf. Wenn man schon einmal in einem Ort ist, schaut man in verschiedenen Läden vorbei um ein komplettes Nahrungsangebot zu haben. Insgesamt ist die Auswahl aber recht gut, wir haben für die Mongolei weniger erwartet. Teils kommen die Sachen von weither, z.B. aus Deutschland. 

Brücke vor Urgamal
Gedänk- oder Grabstätte kurz vor Urgamal

Ladenstrasse in Urgamal - noch ist fast alles zu

Dorfplatz von Urgamal

Schön bemalte Tore

Eine öffentliche Wasserversorgung scheint heute noch nicht offen zu haben und so wollen wir am Fluss Wasser nehmen. Auf dem Weg zum Fluss fällt mir auf, dass Dinas Rucksack komisch liegt. An der Brücke sollten wir das mal anschauen. So weit kommt es nicht. Kurz darauf liegt der Rucksack am Boden, beide Gepäckträgerschrauben haben sich gelöst. Obwohl ich gerade noch eine davon sehe, finden wir diese am Boden nicht mehr. Die Schrauben sind schnell ersetzt und weiter geht es. Nach der Wasserentnahme am Fluss kommt eine Verzweigung. Da die Karte nicht so eindeutig ist, frage ich lieber noch ein vorbeikommendes Fahrzeug, wie wir nach Zavchanmandal kommen. Wir sollen wohl doch dem unteren Weg folgen. Es hat hier weiterhin einige Jurten. Als sich der Weg nochmal nicht eindeutig zeigt und sandiger wird fragen wir nochmal bei einem LKW nach. Der scheint all die Jurten hier unten abzuklappern. Er schickt uns weiter unten entlang. Doch da sind wir wohl doch auf dem Holzweg. Jedenfalls kommen wir voll in den Sand. Schlimmer als gestern. Und ein Blick auf die Russenkarte zeigt ebenfalls Sandsignatur, die von den Dünen über den Fluss reicht. Da hilft nur fluchen, der LKW hätte uns ja auch ein Stück mitnehmen können. Wir weichen auf das Flussufer aus, wo der Sand noch am Besten fahrbar ist, dort wo es ein wenig Gras hat oder feuchter Untergrund ist. Es ist wieder extrem mühsam. Als wir Mittag machen, fängt es an zu regnen. Da es windet und wir an einem zugesandeten Strauch sitzen, können wir dort gut Deckung nehmen. Auch Blitze zucken und lauter Donner hallt durch die Gegend. Bei leichtem Niesel brechen wir auf. Der Regen ist ein Geschenk des Himmels, da er den Sand besser fahrbar macht. Natürlich muss man bei grundlosem Sand weiter schieben. Dennoch geht es einfacher, als vorher vorwärts. Wir fragen uns trotzdem, ob es nicht weiter oberhalb eine sandfreie Strasse gegeben hätte. Die Strommasten verlaufen alle weiter oben. Es ist aber gut möglich, dass Sand doch der Normalweg ist. 
 Sehr weit kommen wir heute nicht, auf halbem Weg zwischen Urgamal und Zavchanmandal soll eine kleine Siedlung liegen. Zumindest ist in der Karte eine Signaturhäufung zu sehen, sie ist mit Mandal bezeichnet. Wir sind erst abends dort, die Siedlung besteht aus 4 Jurten. Von einer Jurte kommt ein Kind zu uns gelaufen. Wir warten bis es bei uns ist. Es ist ein Mädchen, welches uns noch in Baumwolllappen eingeschlagene harte weisse Stückchen gibt. Das scheint getrockneter Käse zu sein. Wir sind ganz überrascht ob der Gabe und wollen dem Mädchen eine Gegenleistung geben, doch es will keine Gegenleistung annehmen.

Hier ist der Fluss nicht tief

Der rote Berg unsere Landmarke
Unsere freundliche Käsespenderin

Hund und Pferd gehören dazu

Erstaunlich und angenehm wie gut die Hunde gehorchen

Ein wenig Wasser kann man unweit der Jurten nehmen, zumindest sind einige Quellen eingezeichnet. Wir fahren dann noch etwas weiter und sind nicht ganz sicher, ob wir einen Weg am Fluss entlang, oder oben rum einschlagen sollen. Bis zum Zeltentscheid ist immer nur die Piste über die Berge zu sehen. Der meiste Verkehr ist eher lokal und geht die vielen Stichpisten rauf, die zu Jurten oder Herden führen. Eine Herde sehen wir, wird mit dem Motorrad getrieben. Wegen starkem Wind wird in der Apsis gekocht, hoffentlich wird der Tag morgen weniger sandig. Am Abend passieren noch ein paar Minibusse unseren Zeltplatz, viel mehr Verkehr war heute nicht.


Gegen Abend kommt sogar die Sonne raus, und beleuchtet die Dünen

Besucher von den nahen Jurten als wir am Wasserholen waren

Ein Feldstecher darf in der Mongolei nicht fehlen
Schöne Wolkenstimmung, nur der Weg bleibt sandig



3.7. Es wird mongolisch grün (nach Erdenemandal)

Wie wäre es wohl zwischen den Dünen zu Wandern?
War wieder mal ein schöner Zeltplatz
Wie üblich kommen wir einigermassen früh vom Platz weg. Zumindest bergauf geht es weniger sandig. Aber bald darauf kommt der Sand zurück. Wir müssen schon wieder ein gutes Stück schieben. Dafür sieht man den nächsten Ort schon. Allerdings scheint die Strasse daran vorbeizuführen. Zu allem Übel kommen jetzt auch noch vermehrt Mücken. Christian versucht den Sand zu vermeiden indem er durch das Gras fährt, welches zwischen Strasse und Ortschaft liegt. Das war ein schwerer Fehler. In den Grasbüschen haben sich Myriaden von Mücken versteckt. Diese werden aufgeschreckt und umschwirren und attackieren einen in grosser Menge. Nach wenigen Augenblicken wird angehalten, das Rad hingeworfen und in Panik die Regenkleidung aus den Packtaschen gerissen. Es ist unwahrscheinlich, wie viele Mücken hier sind. Jetzt verstehen wir, warum kein direkter Weg zum Ort führt. Nachdem wir eingepackt sind, treten wir den geordneten Rückzug in den Sand an. Ah, endlich wieder Sand, dort sind weniger Mücken unterwegs. Irgendwann sehen wir dann auch ein Fahrzeug zur Stadt fahren und wissen wo der Durchschlupf durch den Mückensumpf ist. Man fährt in der Tat wieder leicht zurück. Im Ort finden wir zwei Läden, welche direkt nebeneinander liegen und uns gut versorgen. Da man uns für Wasser zum Fluss verweist kaufen wir ausnahmsweise Mineralwasser. 

Im hügligen Hinterland ist es zum Glück nicht sandig
Schöne Kulisse zum Biken
Eine der vielen Ziegenherden

Es steht fast immer jemand vor den Gers

 Vollbepackt geht es auf gleichem Weg wieder heraus. Ganz eindeutig ist der Weg nach Erdenemandal nicht, aber in der Ferne sehen wir den richtigen Pass. Unser eingeschlagener Weg führt aber nur zur Mülldeponie, so dass wir querfeldein die richtige Piste gewinnen. Dort überholen uns noch 2 Pärchen auf dem Moped. Wir kriegen wieder ein Stückchen Trockenkäse in die Hand gedrückt, sowie eine Wegbeschreibung. Am Pass gibt es dann die wohlverdiente Mittagspause. Dort steht an einem Ovoo sogar eine Bank. Die Sitzgelegenheit ist uns mittlerweile so ungewohnt, dass prompt der Saft umkippt. Vom Pass aus sieht man gut wohin wir weiter müssen. Die Gegend ist deutlich grüner geworden. Bald zweigt ein Weg zu den Dünen ab, dort muss noch ein Ort sein, zumindest der Karte nach. Doch wir müssen den rechten Weg nehmen. In Dünennähe befinden sich noch einige Jurten, wohingegen an unserem Weg  kein einziges Zelt kommt. Der Weg sieht auch immer unbefahrener aus, manchmal entfädelt er sich in drei verschiedene Spuren, von denen man jeweils die Spur suchen muss, die den härtesten Boden hat und am wenigsten verwachsen ist. Es ist nun wirklich eine ganz andere Landschaft als die letzten Tage, alles viel grüner und hügeliger. Wir hangeln uns also von kleinem Passübergang zum nächsten. Dabei braut sich hinter uns mal wieder ein ordentliches Gewitter zusammen. Zum Glück ist die Strecke einigermassen gut rollend, so dass wir nur langsam von den Gewitterwolken mit Fallstreifen eingeholt werden. Sie driften aber leicht zu den Dünen, so dass wir dem Regen doch entkommen, der Donner lässt uns allerdings weiter zusammenzucken. Zudem müssen wir weiter auf der Hut bleiben, da sich aus unscheinbaren Wolken in kurzer Zeit eine neue Zelle bilden kann. 

Dorfausfahrt von Zavkhanmandal

Es geht auf Besuch nach Erdenekhairkhan
Eigentlich nicht als Fahrradständer gedacht

Es geht durch die Ebene

Vom Regen verfolgt

Kommt Erdenekhairkhan nicht bald näher - wir sehen es doch schon lange

Grasbewohner
Jetzt sind wir in der richtigen Mongolei angekommen, so grün haben wir sie uns vorgestellt und auch so einsam, kein einziges Auto sehen wir auf der Strecke. Dafür sehe ich in weiter Entfernung bereits eine Bildverunreinigung, mit Hilfe des Fernglases entpuppt sich diese als die nächste Stadt. Zwar brauchen wir das Fernglas nicht dringend auf der Tour, doch es ist auch mal ganz praktisch oder kurzweilig am Abend das Geschehen um das Zelt mit dem Fernglas zu betrachten. Insbesondere führt es zu Waffengleichheit, da die Mongolen auch alle mit Ferngläsern ausgestattet sind und wir oft beobachtet werden.
Es ist Nachmittag und so denken wir uns, dass wir die nächste Stadt noch gut erreichen werden. Sie liegt auf dem nächsten Hügelzug. Doch bis wir zu diesem kommen, müssen wir eine endlose Ebene überwinden. In der Hälfte treffen wir zum ersten Mal wieder auf eine Viehherde und kurz darauf kommen zwei Motorräder dahergebraust, doch mal wieder Verkehr. Es sind aber die beiden Pärchen die uns am Hinweg schon einmal überholt haben, sie fahren jetzt rückzu.
Grün auf Grün

Nach dem Ende der Ebene ist ein tief eingerunster Bach zu überwinden, er hat die Spur schon etwas mitgenommen, so dass eine Umfahrung notwendig ist. Es geht nun den Gegenhang hinauf, hinter dem nächsten Hügel erwarte ich die Stadt. Doch sie enttäuscht uns und scheint wohl einen Hügel weiter zu sein. Und so geht es weiter, bis wir die Stadt in noch einiger Entfernung wahrnehmen. Dieser flache Gegenhang ist länger als gedacht. Je näher wir kommen, desto mehr ist die Piste von einem kürzlichen Regenereignis verwüstet, es hat hier wohl ziemliche Sturzbäche gegeben, so dass sich einige Rinnen ins Gelände gefressen haben und zum anderen einiger Kies wieder abgelagert wurde. Wir fahren der Stromleitung Richtung Stadt entlang und nach einiger Zeit kommen wir ihr doch näher, wie so oft in der Mongolei scheint die Stadt zwei Teile zu haben, den administrativen Teil und die Wohnhäuser. Wir schwenken zum administrativen Teil, da wir dort auch eher Geschäfte vermuten. Zudem brauchen wir noch Wasser. Es ist eigentlich schon Abend und wohl auch Wochenende, daher sind wir vorsichtig mit unseren Erwartungen an offene Geschäfte, doch einen Laden finden wir noch, der offen hat. Im Ort hat es noch ein paar sehr buddhistisch aussehende Tempel. Für Wasser folgen wir einfach einer Frau, welche mit leeren Wasserkanistern und einem Seil unterwegs ist. In der Tat hat es hier einen offenen Brunnen, was uns verwundert, da wir doch einige Pumpenhäuser in anderen Orten gesehen haben. Vielleicht funktioniert so etwas in der Höhenlage ja nicht, da zu kalt? Der Brunnen sieht aber sauber aus, auch wenn das Vieh um ihn herum getränkt wird. Mit einem Sack am Seil wird das Wasser herausgeholt und wir dürfen unsere Flaschen füllen. Nun müssen wir aber bald einen Schlafplatz finden, da es schon spät ist, die Sonne wird wohl bald untergehen. Direkt am Ort wollen wir nicht schlafen und so fahren wir auf den Pass oberhalb des Ortes zu, über den eine grosse Stromleitung führt und der ein Monument an der Passhöhe stehen hat. Es kostet uns noch etwas Mühe, dann sind wir an diesem Tor. Doch leider können wir nicht gleich Zelt aufschlagen und kochen, da uns noch zwei Jungs aus dem Dorf mit ihren Mopeds gefolgt sind. Wir wollen ihnen nicht zeigen, dass wir hier bleiben und auspacken ist auch ungeschickt, da das sie noch neugieriger macht. Die Jungen bleiben dennoch eine ganze Weile, bis sie wieder die Motoren anwerfen und zurück in die Stadt fahren. Nun wird rasch das Zelt aufgestellt und gekocht. Wir haben einen Platz von dem wir sowohl den Sonnenuntergang sehen, als auch den Sonnenaufgang.

Tempel in Erdenekhairkhan

Sanfter Hügel auf dem Weg zum Pass

Der Pass und somit auch unser Schlafplatz sind erreicht

Die Sonne beginnt unterzugehen

... und schickt noch letzte Strahlen

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