Mittwoch, 6. Juli 2011

Von Jaru nach Tosontsengel


5.7. Schnee
Am Morgen ist es aussergewöhnlich kalt im Zelt, die Erklärung liegt draussen parat, die Landschaft hat einen weissen Anstrich bekommen, eine dünne Schneeschicht liegt um uns herum, vor allem auf den höher gelegenen Hängen. Das bisschen Schnee wird uns aber nicht stören über den Pass zu fahren. Wir brechen also, zwar nicht beizeiten, auf. Im Tal folgen noch einige Jurten und weiter oben finden wir auch noch einmal fliessend Wasser. Unterwegs überholt uns noch ein einfaches Auto auf Familienausflug, der Mann ist wohl am Auskundschaften ob ganz oben am Pass schon genug Gras für seine Herden da ist. Hier in der Mongolei trifft man oft eher auf das, was man sich früher als Russenauto vorgestellt hat. Ältere UAZ-Jeeps aber sonst auch normale ältere westliche PKW, die hier noch unter schwierigen Bedingungen den Dienst versehen. Mit Abstand am häufigsten gebraucht werden allerdings die Mopeds. Diese sind teils recht neue Importe aus China (Mustang).
Mit seinem Fell gegen kaltes Wetter gerüstet
Es geht nicht sehr steil dem Pass entgegen
Die nahen Hügel sind schön verzuckert
Der Pass ist erreicht
Während die Trasse den Pass rauf oft eine selbst organisiert gelegte Spur ist, finden sich weiter oben richtig planierte Abschnitte, die aber teils schon wieder nicht genutzt werden, weil sie etwas abgerutscht sind oder ein Rutsch von oben drauf liegt. Mit unserem Dahinradeln geht auch die Schneedecke mit, so dass wir gar nicht in den Schnee müssen. An der Passhöhe wird die Trasse wieder gut geschoben und geht auch ins andere Tal so weiter, fast zweispurig mit teils grossen notwendigen Geländeumlagerungen. Wieder im Tal angekommen gibt es dann erst einmal Mittag. Wir versuchen uns vor dem kalten Wind hinter ein paar Kieshaufen zu verstecken. Unser Auto von vorhin hat es auch über den Pass geschafft und stoppt bei den einzigen Jurten hier hinten im Tal.
Nach der Stärkung geht es eher flach abfallend weiter. Eine direktere aber bergigere Variante wird ausgelassen. Dafür fahren wir jetzt unterhalb von einem buddhistischen Schrein weiter, er ist ganz oben auf einem spitzigen Hügel positioniert.
Auf der anderen Seite des Passes hat die Strasse ein richtig gemachtes Trasse

Christian setzt an für eine Bachquerung
Das Wetter ist am bessern
Ein kleines Kloster ist auf dem Hügel

Wiesenbewohner
Es geht flott weiter, bis bei Dina ein Problem auftaucht, es scheint wieder der Gepäckträger zu sein, der ist nicht mehr ganz fest. Bei näherer Examination stellt sich heraus, dass die Schraube unten auf der rechten Seite raus ist. Doch halt, die schraube hat sich nicht gelockert, die Rahmenöse ist abgebrochen. Zum Glück hat es deren zwei. Wir schrauben also den Gepäckträger auf die verbliebenen Rahmenösen. Eigentlich hatte das Rad heute nicht so ruppige Fahrstrecken und Dinas Gepäck ist doch sicher nicht überschwer, auch wenn wir Gepäck nur hinten am Gepäckträger haben. Da mache ich mir gleich Sorgen um meinen vielfach belasteten Gepäckträger, der schon mehr km auf dem Buckel hat. Nach Abschluss der Reparatur stelle ich fest, dass Dinas Rad unrund läuft. Und siehe da, der nächste Defekt. Zwei Speichen sind gebrochen. Zum Glück nicht auf der Zahnkranzseite. Die Speichen sind aber schnell getauscht, nur beim Schlauch muss nun ein neuer ran, da ich ja beim Aufpumpen mal die Spitze vom Sclaverandventil abgerissen hatte, zum Glück hat der Druck ein paar Tage gehalten. Dina ist allerdings etwas beunruhigt, dass ausgerechnet ihr Fliegengewicht ein paar Speichen reissen. Zum Glück hat jeder von uns ein paar passende Ersatzspeichen dabei.
Nun geht es den Rest vom Tal heraus, in der Ferne sieht man schon vereinzelt Autos fahren, die Strecke zwischen Ulistai und Telmen ist sicher eine der befahrendsten Strecken, die wir hier nach unseren einsamen Pisten im Westen antreffen. Wir fahren im Haupttal aber erst einmal parallel zur grossen Strasse, bis wir zu einer Brücke kommen, wo die Strasse auf unsere Seite wechselt. Hier hat es auch ein paar Hütten, die von Hunden bewacht werden. Die Hauptstrasse ist in der Tat recht breit angelegt und wohl erst kürzlich mal neu gemacht worden. Dennoch hat sich einiges an Wellblech angesammelt. Zum Glück gibt es hier immer eine Nebenpiste, die sehr gut fahrbar ist und sich maximal 100 m von der Hauptpiste entfernt. So ersparen wir uns auf der breiten Piste Schlangenlinien beim Suchen des Weges des geringsten Wellblechs zu fahren. Auch muss man weniger auf den Verkehr achten, der hier zwar schwach ist, aber wiederum stark im Vergleich zum Verkehr der letzten Woche. Es geht jetzt eher flach dahin, nur wenige Abzweiger unterbrechen die Fahrspur. So geht es eine ganze Weile in den Abend hinein, bis wir uns endlich für einen Zeltplatz entscheiden. Nachgeholfen hat am Schluss wohl, dass die Nebenwege nun immer sandiger wurden, so dass wir teils schieben mussten. Am Schluss kommt noch ein Lieferwagen vorbei und drückt uns eine interessante Limonade in die Hand, so eine Art Ayurvedagetränk, mit Kakteenfleisch, das schwimmen richtige Stücke drinnen, das ganze gibt dann ein sehr glibberiges Getränk.
Kaum haben wir das Zelt aufgebaut und fangen an zu kochen, kommt schon eine grosse Pferdeherde daher. Die scheint ganz neugierig auf unser Zelt zu sein, denn sie kommt immer näher und näher, bis dann doch die Vorsicht überwiegt und nur noch einzelne ganz mutige Pferde sich vorwagen.
Diese Nacht wird es nicht so kalt, aber der Kindle hat sich leider dennoch noch nicht erholt.

Klein am Hügel auszumachen eine Stallung, solche hats mehrere zur Zeit keine bewohnt
Wir bekommen Besuch
Bald wird es dunkel
6.7. Nach Tosontzengel
Die neben unserem Zelt wohnende Maus ist auch schon wach und lässt sich breitwillig fotografieren
Erstaunlich grün und gepflegt ist es in Telmen, und die Häuser sind ungewohnt nahe beieinander gebaut, so, dass zum Teil nur Gehsteige zwischendurch führen. Es gibt einen bewässerten Dorfgarten mit Gemüse und eine Ladengasse mit vielen Geschäften, die wir aber erst nach einigen Erkundigungen finden. Die Wege dorthin sind sehr schmal. Doch wir scheinen noch zu früh zu sein, denn noch nicht alles ist offen. Aber die Gassen füllen sich langsam. Die Auswahl ist reichlicher als bisher ausser natürlich Gemüse, und Brot lässt sich leider keines auftreiben. Da hilft auch die nette junge Dame nicht, die Christian bei der Brotsuche unterstützt und von Laden zu Laden danach fragt. Dafür gibt es ein reichliches Angebot an Haribo Schleckwaren und anderen deutschen Importen. Internet gäbe es auch, aber anscheinend hat der Laden erst später offen. Und nachdem die Einheimischen meinen, dass dann die Verbindung meist unsicher ist, fahren wir ohne Internet weiter. 

Einkaufstrasse von Telmen
Das örtliche Solarkraftwerk

An das Traditionelle Zelt angelehnte Form

Vorerst geht es dem Fluss entlang weiter, der sich glitzernd durch die grüne Ebene schlängelt. Anfangs ist die Strasse wieder eine breite Kiespiste, wir nehmen aber wieder lieber Seitenwege. Nach ein paar Kilometern halten wir um uns zu waschen. Doch das Wasser ist kalt, so dass die Haarwäsche Kopfschmerzen bereitet. Die zwei Pferde die mit Reiter den Fluss queren sollten haben wohl auch nicht Lust sich der kalten Strömung auszusetzen. Es braucht mehrere Anläufe. Doch nachdem sie den Fluss gemeistert haben, nehmen sie noch eine Fussgängerin mit über den Fluss, das Wasser kommt den Pferden über die Bäuche. Brücken gibt es in der Nähe keine, zu Fuss wäre der Fluss wohl nur schwerlich zu queren.
Da die Hauptstrecke Wellblech hat, halten wir uns an lehmige Paralellstrassen zum Fluss hin. Plötzlich blockieren drei Hunde die Strasse. Sie sind sehr aggressiv, und hören nicht auf zu bellen und ihr Missfallen auszudrücken. Bisher war uns in der Mongolei noch kein so scharfer Hund untergekommen. Dina fährt an ihnen vorbei und ich will sie auch nicht weiter mit Steinen reizen. Nachdem wir die Stelle passiert haben, sehen wir den Grund. Es liegt ein totes Schaf neben der Fahrspur und die Hunde haben es wohl verteidigt. Die hätten wohl nicht gescheut zuzubeissen. 

Kam angaloppiert um Hallo zu sagen

Im Flussqueren sind uns Pferde um einiges Überlegen
Über die Ebene geht es zum Hügelzug im Hintergrund

Auto- und Velofriedhof - Nein, Christians ist noch nicht reif dafür
 Irgendwie verlieren wir die Hauptstrasse dort wo sie weiter vom Fluss weg führt hinter einer Hügelkette. Mit unseren Russenkarten versuchen wir uns zu orientieren, doch diese zeigen eigentlich unseren Weg. Und so gelangen wir auf eine Strasse mit Markierungssteinen die auch in die von uns gewünschte Richtung führt. Es ist die alte Passstrasse wie wir später erfahren. Sie zu nehmen ist sehr zu empfehlen, sie führt durch ein schönes blumenreiches Tal in angenehmer Steigung zu einem Pass. Sogar richtig schönen Wald gibt es hier, und Dina stürzt sich hungrig auf die Sauerampfern die am Strassenrand wachsen. Nur am Anfang kommt trotz schmaler Strasse ein LkW mit Anhänger entgegen, dann noch ein Jeep der Holz holen war. Sonst ist es wunderbar ruhig, nur vereinzelt gibt es eine kleine Pferdeherden. Richtig hohes Gras hat es, nicht Millimeter kurz wie unten am Fluss, durch die totale Überweidung.

Sanft steigende Strasse zum Pass

Heuwagen in Blumenpracht

Hier ist es richtig erholsam


Zuerst führt die Strasse kurz in der Höhe dem Hügelzug entlang, dann sanft hinunter in das Tal der Hauptverbindung. Doch wir biegen nicht auf diese ein, sondern folgen weiter einer Nebenstrecke, die uns auf einen kleinen Übergang nach Tosontsengel führt. Christian ist natürlich wieder vor mir oben und als ich ankomme schon ins Gespräch mit einem Russisch sprechenden älteren Mongolen vertieft. Er und sein Freundeskreis sind hier mit Sicht auf die Stadt am feiern, wohl des Geburtstages eines anderen älteren Mannes, der wohl schon so manchen Tost auf sich Trinken musste und deshalb auf einer Decke sass. Eine Frau verteilt Bombons. Christian im Gespräch auf unsere weitere Routenfahrt gekommen, erkundigt sich welche Strecke der Herr uns empfehlen würde. Der Herr meint das Tal von Raschaant sei sehr schön, er sei dort vor einigen Jahren mal über den Pass gefahren.

Ebenso schön wie rauf führt die Strasse wieder runter
Übergang nach Tosonzengel
Frisch gefertigte Strasse

Blick auf Tosontzengel
Vom Übergang ist es nicht mehr weit in die Stadt. Die Nebenstrasse über den Übergang wird wohl aufgewertet, denn ab hier ist sie neu und breiter gezogen. Die Ortschaft ist grösser als gedacht. Gleich bei der Einfahrt findet sich eine Tankstelle, im Tankwart liegt Autotanksbefüllen hoffentlich, wohl besser als Kocherflaschen, den da geht ziemlich was daneben.
Auf der Suche nach Internet finden wir richtig gutes frisch gebackenes Brot, aber kein funktionierendes Internet. Entweder haben sie gerade kein Strom oder das Netz funktioniert nicht. So begnügen wir uns mit Einkaufen, richtig gross ist hier die Auswahl und es gibt sogar Selbstbedienungsläden. Beim warten auf Christian werde ich von zwei Englisch sprechenden jüngeren Männern angesprochen. Sie arbeiten als Pilot und Mechaniker auf dem Flughafen der Stadt. Es ist heute der Jungesellenabend des Mechanikers, auch wenns wohl interessant gewesen wäre, lehnen wir die Einladung dazu ab, denn wir wollen noch aus der Stadt zum Übernachten. Zum Abschluss gehen wir noch Essen, wirklich wissen was wir bestellen tun wir zwar nicht, aber es schmeckt uns sehr gut. Das einte ist Reis mit einer Art Voressen und Bohnen und das andere gebratene Nudeln mit Gemüse und Fleisch darunter. Vor allem das Voressen ist sehr fettig, aber laut Reiseführer gilt fettes Fleisch hier als gutes Fleisch. Dina schmeckt es hier mit dem kalorienverbrennenden Radfahren, zu hause würde sie es wohl wegschneiden.
Beim Aus der Stadt fahren kommen wir am Industriequartier, dem Wasserkraftwerk und auch dem Flughafen vorbei. Uns gefällt Tosontsengel mit seiner Mischung aus Fortschritt und Tradition.
Das Tal nach Рашаант (Raschaant) ist wunderschön im Abendlicht. Grosse Tannen breiten majestätisch ihre Äste aus, im Kontrast zum Grün immer wieder kleine Sanddünen. Die Strasse ist zum Glück meist gut zu fahren. Viele Jurten stehen am Fluss. In einem grösseren Abstand zwischen zweien finden wir einen traumhaften Zeltplatz am Fluss. So stelle ich mir Kanada vor.

Hier gehts zum örtlichen Flughafen

Im Hintergrund die Stadt mit Industrieviertel

Wohnen im Grünen in Stadtnähe



Der Fluss der aus dem Tal Raschaant kommt

Eher wenige Tiere grasen im Verhältnis zu Gers, einige Leite Arbeiten wohl auch in der nahen Stadt
Das Abendlicht wird immer eindrücklicher

Ein einsamer Baum auf Düne verleitet zum Fotografieren

Hier das Resultat


Trotz sandigen Stellen grün und auch bewaldet

Unser Zeltplatz am Fluss



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