Donnerstag, 26. Juli 2012

Alte Bekannte - auf dem Weg nach Uojan

Die Tropfen am Morgen sind vernachlässigbar, so dass ich früh auf dem Weg zu den Quellen bin. Der ist allerdings ein Abstecher von ein paar km, welche asfaltiert sind. Die Quellen sind anders als ich mir vorgestellt hatte, es ist ein kleiner Thermengebäudekomplex, es gibt anscheinend auch einen Ort in der Nähe, in dem man auch unverbaut vom Thermalwasser profitieren kann, den habe ich allerdings nicht gefunden. Eventuell waren die paar einzelnen Wanderer ja erfolgreich, die am Haltepunkt der Thermen ausstiegen, ein Teil von ihnen will wohl länger in der Taiga unterwegs sein, da sie mit recht grossen Rucksäcken ausgestattet waren. Vor Mücken schützen sie sich mit Netz oder mit viel Chemie. Ich bin jedenfalls immer froh dann wieder auf dem Rad zu sitzen, da kann man den Mücken eher entkommen. Obwohl heute eher regnerisch sein sollte, kann ich den Grossteil der Fahrt die Landschaft geniessen, das bedeutet hier, die Bergketten, die das Tal der oberen Angara säumen, manchmal geht es auch über einen Seitenbach, die allerdings teils trockengefallen sind. Zum Glück in einem Fall, denn das 100 m breite Kiesbett muss durchfahren/schoben werden, die Autobrücke ist wohl mal abgebrandt. Auch die Wasserflächen, die manchmal am Wegesrand sind, wissen zu gefallen. Und schliesslich beginnt auch einige km vor Uojan der Asfalt. Ich komme heute gut vorwärts, bzw. nachdem ich gestern noch bis 22.00 gefahren bin, sind nicht so viele km übrig, so dass ich um 16:30 in Uojan bin.
Sumpflandschaft
Therme Dzelinda
zu ihr hat es sogar Asphalt
Seen und Berge
Es ist Juli, aber hat noch Schnee
lädt zum Schwimmen ein
Auf den Brücken Pause machen, hier hat es weniger Mücken
Angoja
Weite Landschaft
schnurgerade und hier noch mit Oberleitung
Der sieht giftig aus
Gewitter voraus
Geschiebereiche Bäche
Sackgasse,
Die Brücke führt ins Leere
Das Gewitter tobt sich in den Bergen aus
Blick aufs Rad, von der Bahnbrücke
Uojan ist nicht mehr weit
Die einzige Brücke über die obere Angara
Novoj Uojan, Müllabfuhr in Aktion

Dort schaue ich mal wieder nach Internet, da wir letztes Jahr allerdings keinen Erfolg hatten, sind die Hoffnungen gering. Aber, nachdem die Schule mal wieder zu ist, werde ich zum Megacenter geschickt, das sei ein Internetcafe. Letztes Jahr wollten uns die schon nicht ins Internet lassen, aber das Megacenter hat nur noch seinen Namen, seit einiger Zeit ist es zu und ein Namen gleichen Namens, aber ohne Bezug zu Elektronik und dergleichen ist eingezogen. Die Besitzerin hat einen privaten PC und lässt mich sogar kurz Wetter und Mail checken. Das Wetter checke ich hier immer in Novaja Chara, seit ich in Tuva damit angefangen habe ist dort immer nur Regen zu sehen gewesen, nun zeigt sich in der Vorhersage sogar auch einmal die Sonne. Der Regen von Heute hatte mich übrigens auf der letzten Brücke nach Uojan, über den breitesten Fluss, die obere Angara, erwischt, ziemlicher Schauer. Novaja Chara und Sonne, das wäre wirklich mal ein Traum. Bis 23 Uhr habe ich noch viel Zeit und so besuche ich unser letztjähriges Cafe, später wird mir noch gesagt, dass es bessere Cafes im Ort gibt. Als auch noch alles eingekauft ist, geht es an den Bahnhof, dort will ich noch ein Gepäckticket kaufen, leider schliesst hier der Schalter schon um 16 Uhr, dabei gehen viele Züge hier in der Nacht, ab 21:30, gut so viele Züge sind es nicht, aber wohl über 50 % der hier fahrenden. Dann muss es wohl ohne Gepäckticket gehen. Bevor das Rad wieder Platzkartnytauglich gemacht wird, will ich noch einmal dem Spiel im Hinterrad nachgehen. Die Nabe ist wieder schnell geöffnet, eines der Industrielager scheint bald trocken zu laufen, daher will ich es wechseln. Doch mit meinem bescheidenen Bordwerkzeug bekomme ich das Lager nicht herausgepresst. Meine Versuche werden von einem Bahnarbeiter beobachtet, der gerade mit einer Rangierlockvorbeifährt. Er kommt dazu und schaut sich das Problem an, verschwindet wieder in der Rangierlock und kommt mit einem schweren Schraubenschlüssel, sowie einem Metallstück als Meissel herbei. Damit ist das Lager in wenigen Schlägen heraussen. Als ich das neue Lager einbauen will, nimmt mir der Bahnarbeiter das Lager aus der Hand und dengelt es selbst herein, ich will noch protestieren und darauf hinweisen, wo er hindengeln darf, aber der Bahnarbeiter meint, er kennt sich mit so etwas schon aus. Das Lager ist damit eingebaut und ich erhalte noch den improvisierten Meissel als Andenken. Es ist noch eine gute Stunde bis der Zug aus Severobaikalsk kommt. In der Zwischenzeit gesellt sich Walodja zu mir, er ist Bahnarbeiter (Mechaniker) aus Jantschukan, der nächsten Bahnstation mit Ort hinter Uojan, und hier für seinen Monatspflichtbesuch, wegen der Gehalts- und Zeitabrechnung. Wir kommen ins Gespräch und er begleitet mich auch in den Zug. Die Schaffnerin macht dabei keine Probleme, das Rad ist wieder schnell im Gepäcknetz verstaut, immerhin kann ich jetzt eine Nacht schlafen, der Zug ist um 6 in Kuanda. Davor muss ich aber nochmals Abendessen. Walodja breitet seinen Proviant aus und aus Höfflichkeit begleite ich ihn, obwohl ich inzwischen hundemüde bin. Er erzählt von früher und dass er schon 1986 zu Bauzeiten der BAM hier war, erst zwei Jahre in Severobaikalsk, und dann in Jantschukan, ursprünglich ist er aus Chita, wie viele, die ich hier treffe. Der Ort ist heute nur noch ein Schatten von früher, 400 Einwohner zählt er, während die Schule heute 30 Schüler hat, war das früher die Grösse einer Klasse. Er kennt auch den Laden, in dem ich letztes Jahr bewirtet wurde, er wohnt gleich nebenan. Zu Bären hat er kein so verkrampftes Verhältnis wie viele andere, er meint zwar, es gibt viele, vor allem am Severomuisker Pass, aber als ich wissen will, was die so machen, meint er nur, dass die halt so rumspazieren an den Hängen. In Jantschukan verabschieden wir uns und ich falle ins Bett.

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