Mit dem nahem Ziel Olchon im Kopf geht es doch erstaunlich früh wieder los, so ca. 8.30. Anfangs noch auf Asfalt, der sich aber bald in eine Piste wandelt, es scheint als ob hier die Strasse neu gemacht werden soll. Die Hauptpiste ist eher schlecht zu fahren, zum Glück hat es einige lehmige Nebenpisten, welche deutlich besser zu befahren sind und auch von anderen Autofahrern benutzt werden. Zwischendurch hat es mal wieder Asfalt und man kann auch einen ersten Blick auf den Baikal werfen, allerdings nur auf das Maloje More, d.h. das kleine Meer, ein kleiner Seitenarm, welcher durch Olchon abgetrennt ist. Alle Russen sagen mir aber, dass das Boschoje More, also der grosse See viel eindrucksvoller ist, man bekommt ihn aber erst vom Nordkapp von Olchon wirklich zu sehen. Schneller geht es von Irkutsk über die grosse M53. Nach dem Blick auf den See geht es noch einmal in die Berge, die Strasse führt zur Fähre weiter, ein wichtiger Abzweig zum Maloje More nimmt etwas Verkehr ab, viele Russen sind schon unterwegs und zum Glück nicht alle nach Olchon, der Staub auf der Baustellenpiste ist wegen des Verkehrs schon nervig. Meine nächste Nebenpiste ist wohl keine gute Idee, da die Strasse mittlerweile aber auf einem hohen neu aufgeschütteten Damm geführt ist, kämpfe ich etwas, bis ich wieder oben bin. Der Untergrund ist gar nicht so schlecht, da frisch geplättet. Wenig später sehe ich wofür, die Asfaltarbeiten fangen schon an. Noch vor allen anderen Autos nehme ich die geschlossene frische Asfaltstrasse unter die Räder, kurz vor dem Ort muss ich wieder runter, da noch gearbeitet wird. Im Ort wird noch schnell eingekauft und dann zur Fähre gestresst, man weiss ja immer nicht, wann sie nun fährt. Ich hätte aber in Ruhe noch in ein Restaurant gehen können, die Fähre hier hat einen festen Fahrplan und verdichtet den Takt auch bei dichtem Verkehr wohl nicht. Immerhin kann ich als Radfahrer sicher sein, auf die nächste Fähre zu kommen, die Autofahrer bilden schon eine Schlange, die wohl einige Fähren zum Abbau braucht. Die Zeit bis zur Fähre nutze ich mit Wäsche waschen, für ein Bad im See sind mir zu viele Leute anwesend.
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Morgenstimmung |
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Ende Asphalt |
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Zwei Cafes voraus |
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Bei Verkehr staubt's |
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Schlange vor der Fähre |
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Eine der beiden Olchon-Fähren |
Vor der Fähre wartet auch ein Motorrad aus Deutschland, genauer aus Lauf bei Nürnberg. Es ist eine leichtmotorisierte KTM, deren Fahrer, ein Pärchen, nach Wladiwostock wollen. Sie sind hier um ein bisschen Ruhe zu geniessen und die grösste Sehenswürdigkeit auf ihrem Weg zu sehen. Man muss zugeben, dass die Strecke über die grossen M-Strassen wohl nicht so spannend ist, bis nach Wladiwostok erwarten sie kein weiteres grosses Highlight mehr. Der Fahrer meint, er würde hier an der Fähre eigentlich jeden zweiten Autofahrer in der Reihe anschnauzen wollen, weil die ihn auf der Fahrt so nah überholt hätten, ein Problem, das sie seit sie in Russland sind, begleitet. Ihre übelste Situation war wohl, als sie von Leuten unterwegs angehalten wurden, er meint es wären Zigeunger, die offensichtlich Geld wollten. ER hat es dann doch geschafft aus der Situation heraus zu kommen, indem er das Handy herausnahm und drohte die Polizei zu rufen. So eine Situation wiederholte sich wohl wenig später. Auch Hunde machen ihnen anscheinend zu schaffen, das bedeutet wohl, dass die KTM sehr schwach motorisiert ist. Auf den M's haben sie wohl auch einige Radler getroffen, ich musste bei der Beschreibung schmunzeln, als er meinte, sie hätten eine Radlerin auf ganz einsamer Strecke in den Tiefen des Waldes getroffen, dabei spielte sich das alles auf der M53 ab. Der Abstecher in die Mongolei war wohl nicht von Erfolg gekrönt, zum einen hatte es wohl sehr viele Bremsen, zum Glück hatten wir das letztes Jahr nicht. Zum anderen sind sie nur bis zu einem Fluss gekommen, der dann unmöglich zu überqueren war, dabei sind wir letztes Jahr problemlos durch diesen gekommen, auf unserer Strecke von Kovd nach Naranbulag. Ein weiterer Grund, warum sie in Olchon länger bleiben wollen, sind die Reifen, sie hatten sich welche via DHL schicken lassen wollen, an ein Hotel in Irkutsk. Aber, weil das Hotel den Hauptsitz in Moskau hat, liefert DHL nur nach Moskau und es scheint keinen Weg zu geben, sie zu überzeugen, dass sie nach Irkutsk müssen. Sehr sonderbar.
Endlich kommt dann die Fähre, ich unterhalte mich dort mit einem Architekten aus Irkutsk, der im Sommer hier Häuser baut, er kennt Olchon gut, und sagt mir, dass die Ostküste von Olchon mit das schönste ist, allerdings ist sie fast nicht zu erreichen, nur wenige Strassen gehen dort hin, Wasser kann daher ein Problem sein, da man nur selten zum See kommt. Wieder an Land darf ich erst einmal eine Art Registrierung machen, d.h. die Umweltabgabe bezahlen. Dann kann es los gehen, 2 Radler ohne Gepäck waren schon vor mir gestartet, aber da ich nach den ersten Kilometern an den Strand fahre, bekomme ich sie nicht mehr zu sehen, bzw. hole sie grad am Strandabzweig ein. Dort gibt es das erste Baikalbad in diesem Jahr, inklusive Körperwäsche. Die Piste auf Olchon ist nicht asfaltiert und führt immer wieder steil rauf und runter, insofern ist das Radfahren hier kein Selbstläufer, aber wenn man die Nebenpisten nimmt geht es schon besser. Die Hauptpiste ist hoffnungslos steinig und daher sehr mühsam zu fahren, zudem bekommt man dort den Staub der Autos ab, welche nicht alle auf Nebenlehmpisten ausweichen. Ich komme so doch erst am Nachmittag in Kuschir, der Inselhauptstadt an. Dort wollte ich mich nach dem Tragflügelboot nach Severobaikalsk erkundigen, ich kannte zwar den Preis, aber nicht den Preis für das Rad. Bei Nikolai, dem im LP empfohlenen Übernachtungspunkt bekomme ich schliesslich die Information, dass pro kg Rad, 5 % des Passagierpreises fällig werden, d.h. das Rad kostet mich fast so viel wie ein TIcket für mich selbst. Daher ziehe ich meinen bisherigen Plan A weiter vor, über das Tal der oberen Lena an die BAM zu stossen. In Kuscher kaufe ich noch eine gute Inselkarte und nutze das Internet, es befindet sich in einem Wohnwagen und wird von ein paar Kindern betrieben. Die Preise sind exorbitant, es gibt keine Alternative. Zunächst sehe ich nur ein Notebook im Wohnwagen und befürchte, dass ich alle Nachfolgenden blockiere, ein Österreicher wird schon ungeduldig. Aber schliesslich sehe ich, dass es doch 3 Plätze gibt. Nach der Besichtigung der Schamanenfelsen, wo sich viele Touristen herumtummeln und einer Stärkung im Cafe, geht es wieder weiter. Auch wegen des Trafflügelbootes hatte ich eigentlich gestresst, es würde morgen Nachmittag fahren, und Kap Koboi ist ein touristischer Pflichtbesuch. Insofern hätte ich nur wenig Schlaf nehmen dürfen.
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Bei der Fährüberfahrt |
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Rückblick zum Festland |
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Mehrere Pisten, noch unspektakuläre Landschaft |
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Olchons kleine Sehenswürdigkeit |
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der Schamanenfelsen |
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Das Internetcafé |
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Links russischer Salat, rechts burjatische Spezialität |
Nun, ohne Zeitdruck, beschliesse ich langsam weiter zu fahren und will eigentlich nicht noch zum Koboi heute. Hinter Kushir geht es auf leicht sandiger Piste weiter durch den Wald. Beim nächsten Ort wähle ich eine sehr klein Nebenpiste, welche auf meiner neuen Karte eingezeichnet ist, sie geht küstennäher als die Hauptpiste, welche ziemlich an Höhe gewinnt. Auf meiner Graspiste komme ich an viel weidendem Vieh vorbei, nur ein grosser Hubschrauber stört die Idylle, er kreist mehrfach nahe am Ort herum, evtl schaut ja Putin vorbei? Die Lehmpiste ist einfach perfekt zu fahren, auch wenn es einige kleine Trockentäler zu kreuzen gilt, d.h. ein paar Höhenmeter hat es doch. Im nächsten Ort vereinigen die Pisten sich wieder und es geht in Wald hinein. Ich war schon gewarnt worden, dass es kurz vor der nächsten kleinen Siedlung in den Sand geht, es sollte aber wieder vorbei gehen. In der Tat war der Sand erwähnenswert, da er wirklich tief und mühsam war, das Schieben fiel schon sehr schwer. Hier schien aber auch der erste Platz zu sein, wo viele Leute nahe der Küste campierten. Nach einem guten km war ich froh an den ersten Gebäuden des Ortes zu sein, eine Art Cafe, mit einem idyllischen alten verfallenen Steg davor. Der Ort bestand nur aus wenigen Häusern. So langsam wurde die Stimmung immer besser, der Sonnenuntergang versprach wunderschön zu werden. Daher wollte ich gerne noch ein Stück weiterfahren, nach dem Ort sollte es durch den Wald gehen und dann nach einem Anstieg auf eine freie Wiesenfläche, das wäre der perfekte Platz für die Aussicht auf den Sonnenuntergang. Schon im Wald schaue ich mal kurz zum Strand, dort sind immer noch Camper und die Sonne nähert sich dem Horizont. Der sandige Part ist nun langsam vorbei, dafür geht es interessante Lehmpisten den Hang rauf. Man fährt auf den Wällen, welche durch die Uazigs gebildet wurden, die Autospuren sind tief eingeschnitten. Ich schaffe es tatsächlich noch genau im richtigen Moment wieder auf der Freifläche zu sein, das gab noch einmal einen Adrenalinkick und für mich stand fest, dass ich noch bis zum Bolschoje More weiterfahren will. So geht es nach einer starken Steigung auf einer Hochfläche nach Westen. Auf einmal, es ist schon dämmerig, kommen mir ncoh eine Menge Radfahrer entgegen. Erst die letzte Radlerin hält, und wir können uns kurz unterhalten, sie sind eine Gruppe aus Krasnojarsk, auf kurzem Ausflug, morgen geht es schon wieder heim. Ich fahre nun bei noch halbwegs gutem Licht eine lange Abfahrt hinunter und muss nun nur wieder hoch und ein bisschen queren. Um 23.00 habe ich schliesslich den idealen und schönsten Zeltplatz der Tour gefunden, direkt am Steilufer über dem Baikal, mit Blick in die Weite.
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Kushir ist deutlich touristisch |
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Die Landschaft wandelt sich |
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Auf dem Nebenweg |
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Mühsames Sandstück beginnt |
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Alter Steg |
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Im Wald wird es schlammig |
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Einer der Baikal-Bilderbuch-Sonnenuntergänge beginnt |
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Bilderbuch II |
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Bilderbuch III |
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Ich bin noch durch den Wald nach oben gehetzt, reicht gerade noch für den Untergang |
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