Rechtzeitig werde ich geweckt, es ist schon leicht hell und ich bin noch deutlich vor dem Witim auf. Dieser Fluss zeigt sich sehr wild und scheint mir viel mehr Wasser zu haben als letztes Jahr, meine Fotos scheitern leider am Zugglas. Nun durchlebe ich wieder das Ende der letztjährigen Tour, die Wolken hängen noch tief und es sieht regnerisch aus, die Trasse scheint wieder viele Pfützen zu haben. Als wir in Kuanda ankommen ist es aber nur kühl und regnet nicht mehr. Ich frühstücke im Bahnhofsgebäude und mache mich danach noch auf um in einem Laden Milchpulver, bzw. weil ich es in Uojan nicht gefunden habe, die überall verbreitete süsse Kondensmilch zu kaufen. Leider bekomme ich mitgeteilt, dass die Läden hier erst um 10 Uhr öffnen, so lange will ich nur ungerne warten. Auf den nächsten 180 km gibt es allerdings keinen Ort mehr, der nächste ist Novaja Chara, daher will ich schon mit vollen Vorräten aufbrechen. Auf der Strasse werde ich von einem Ehepaar angesprochen, welches auch am Zug war, sie waren beschäftigt gewesen aus dem Gepäckwagen Waren auszuladen, welche sie nun in ihrem Kleinbus transportierten. Nachdem ich sie wegen eines Ladens gefragt hatte, meinten sie, ich soll doch zu ihnen nach Hause vorbeikommen. Zuerst will ich nicht darauf eingehen, füge mich aber schliesslich, ich muss ja eh noch warten. Dort angelangt gibt es noch einmal Frühstück und einige Erzählungen, sie scheinen häufiger Ausländer aufzunehmen. Bezüglich des Weiterweges bestätigen sie meine Befürchtungen, es hat sehr viel geregnet, der Fluss Kuanda wäre momentan nicht passierbar mit einem LKW. Die Crux hier ist, dass man in diesem Fall nur über die Eisenbahnbrücke kann, ich hatte jedoch gelesen, dass diese manchmal von einem nicht einfachen Bahnarbeiter bewacht wird, der niemanden rüberlässt. Daher gibt es nur den Ausweg LKW, wenn der Fluss nicht zu tief ist, oder Boot, zum Glück habe ich ja eines dabei. Meine überfreundlichen Gastgebern, wie eigentlich alle Leute bisher hier an der BAM superfreundlich waren, geben mir noch lauter Sachen mit, die Kondensmilch (sie betreiben einen kleinen Laden in einem Container vor dem Haus), Äpfel und Gurken aus dem Garten, sowie eine ganze Flasche Beerensud, sie meinen den solle ich ins Wasser geben, wenn es etwas moorig ist, das nimmt den Geschmack, hier in Kuanda sei das Wasser noch nicht so gut, aber in den Bergen wird es hervorragend sein. Ich revanchiere mich mit dem kleinsten Schweizer Taschenmesser, um der Nahrungsflut irgendwie einhalt zu gebieten drohe ich noch mehr zu schenken, wenn ich noch mehr bekomme. So viel kann ich nämlich gar nicht vertragen, muss ja alles transportiert werden. Der Beerensud reicht mir bis hinter Jakutsk, ich verwende ihn als Sirup und süsse mit einer Hagebuttenessenz, welche ich als Süssungsmittel in Severobaikalsk erwarb.
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Waren für die Läden, vor dem Gepäckwagen |
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Freundliche Gastgeberin in Kuanda |
Nach einem Photo verabschiede ich mich von den Beiden. Auf dem Weg zur Brücke kommt mir noch ein Herr entgegen, der auch meint, für die Brücke brauche es eine Genehmigung, das Wasser sei aber so hoch, dass man aktuell die Brücke verwenden müsse. Im Internet hatte ich von Engländern gelesen, die letztes Jahr im verregneten August hier waren und bei denen der Fluss auch zu hoch war, so dass keine LKW durchkamen. Sie wurden nicht über die Brücke gelassen, allerdings waren sie mit Jeeps hier, das ist etwas anderes als Rad oder Motorrad. Nach drei Tagen haben sie aufgegeben, versuchten noch eine Plattform aufzutreiben, d.h. den Zug, der wäre aber so teuer gewesen, dass sie umgekehrt sind.
Als ich nach ein paar Kilometern am Fluss Kuanda bin, sieht dieser jedoch so ruhig aus, dass ich keine Bedenken mit dem Raft hätte, ganz im Gegensatz zum Wittim vor ein paar Stunden. Die Autobrücke ist wohl durch einen Brand und eventuell durch Hochwasser kaputt gegangen. Als ich zur Eisenbahnbrücke komme, gehe ich zuerst zu Fuss rauf und schaue wo der Aufpasser ist. Nach ein bisschen Klopfen an der Hütte zeigt sich der Aufseher. Als ich ihn wegen der Brücke frage, scheint das kein Problem zu sein, er weist mir sogar die Auffahrt, wobei ich doch den direkten Weg wähle, bei dem er mich mit Schieben unterstützt. Gemeinsam gehen wir über die Brücke. Als wir schon fast drüben sind, sehe ich noch einen weiteren Fussgänger sich aufmachen, es ist ein Bahnarbeiter mit Benzinkanister, der muss sich allerdings stärker sputen, da wir in der Ferne schon einen Zug hören, er schafft es aber knapp vor ihm über die Brücke. So, ein ganz wesentlicher Meilenstein ist geschafft, die berüchtigte Brücke war ganz problemlos. Zudem wären am Kuandaufer auch ein paar Ruderboote gewesen, mit denen hätte man wohl im Zweifel auch übersetzen können, nur nicht mit Jeep drauf. Auf der anderen Flussseite stehen einige LKW, die wohl den Bahnarbeitern gehören. Wie ich im weiteren Tagesverlauf sehe, haben sie auf dieser Strecke einen grösseren Arbeitseinsatz. Die Piste hier ist recht gut und scheint vor kurzem erst neu abgezogen worden zu sein, ich treffe auch bald auf den Übeltäter, die Gradingmaschine ist bei ein paar Arbeitern im Einsatz. Für mich bedeutet das eine unnötig weiche Piste, welche mühsamer zum Vorwärtskommen ist. Die Bahnarbeiter empfehlen mir hier eher die Bahnpiste zu nehmen als die alte BAM-Baupiste. Es gibt meist zwei Pisten, die alte Strasse, aus der Bauzeit, welche manchmal nur wenig benutzt und stark zugewachsen ist und die Bahnpiste, das ist meist eine Piste die in der zweiten Spur der Bahn führt. Die BAM wurde eigentlich zweigleisig ausgelegt, aber effektiv nur ein Gleis verlegt, der Bahndamm ist jedoch für zwei Gleise angelegt. An manchen, wenigen Stellen hat es sogar zwei Brücken. Auf diesem toten Gleis verläuft die Bahndammpiste, welche ich jetzt nehmen soll. Sie wird vor allem von den Bahnarbeitern benutzt, aber an einigen Abschnitten ist sie auch für den restlichen Verkehr massgeblich, die alte Piste ist dann meist nur schwer befahrbar. Die Bahnpiste ist für mich zunächst gut, bis ein Abschnitt kommt, auf dem sie mit dem gleichen Schotter bedeckt ist, wie das BAM-Gleis, diese sehr kantigen, faustgrossen Steine machen mir das Leben so schwer, dass ich schieben muss. Unterwegs treffe ich weitere Bauarbeiter, hier scheint ihre Hauptbaustelle zu sein, so viele sind es. Sie fragen mich, ob ich nicht gerade einen Bären getroffen hätte, als ich verneine, meinen sie, das wäre auch besser so. Allerdings meinten sie, dass sie gerade in der Gegend einen Bären gehört hätten, er müsste hier irgendwo sein. Ich fahre trotzdem weiter, wenngleich meine Bärensensibilität nun wieder höher ist. Zum Glück bin ich heuter guter Stimmung durch die Brückenüberfahrt, so dass ich bis in den Abend lautstark vor mich hinpfeiffe, das hört der Bär sicher besser, als meine Bärenglocke. Die Bahnarbeiter sind in der nächsten Bahnstation Sjulbahn (eine Ausweichstelle) untergebracht. Davor sehe ich vom Bahndamm aus noch einen Jeep auf der alten Piste und nehme an er macht Mittagspause. Es ist dort ein Mädchen auf dem Beifahrersitz und die Fenster sind heruntergelassen. Ich winke und rufe um Hallo zu sagen, aber das Mädchen reagiert nicht, also fahre ich weiter. Wenig später bin ich wieder auf der alten Piste und treffe auf 4 Männer aus Chara, welche zum Fischen wollen. Sie erzählen mir von einem Auto, das liegen geblieben wäre, ein Mitsubishi - also das Auto das ich sah. Der Mann sei auf dem Weg nach Chara, um einen grossen LKW zum Abschleppen zu besorgen, die Frau hätte er beim Auto zurückgelassen.
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Die Problembrücke in Kuanda, |
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ist doch kein Problem |
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Ruhiger Fluss |
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Bahnerhäuschen |
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sieht eigentlich ganz gemütlich aus |
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Etwas zugewuchert |
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Die Bahnpiste ist nicht besser |
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Ab und an kommt ein Zug vorbei |
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Brücke nur noch beschränkt verwendbar |
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En panne |
In der Folge wechsle ich nun öfter, unter teils grösseren Anstrengungen die Pisten, wenn der Grobschotter der Eisenbahn losgeht versuche ich auf die alte Piste zu kommen, diese scheint aber gar nicht mehr befahren zu sein, so muss ich wieder den steilen Damm zur Bahnpiste rauf. Auf der alten Piste sind zudem die Flussquerungen deutlich mühsamer, da die Brücken meist kaputt sind, muss ich immer zum Fluss steil herunter und ebenso steil wieder zur Piste rauf. Am nächsten Bahnhof stehen in der Tat einige Schlafwagen für die Bahnarbeiter herum, nachdem sich niemand blicken lässt, fahre ich weiter. Nun kommt der schönste Teil der Strecke, obwohl schon kurz nach Kuanda die Gegend immer schöner wurde, je weiter man in die Berge hineinkam, selten bekam man allerdings einen Blick auf den grossen Talfluss hier, den Sjulban. Nun geht es langsam auch steigungsmässig in Richtung Pass, die Strecke zieht sich allerdings. Ich will noch gerne über den Pass und dann gleich bei der nächsten Station, Kodar übernachten. Der Pass wird vom Zug nicht überquert, sondern hat mittlerweile auch einen Tunnel, einmal quere ich die alte abgebaute Strecke. Hier ist es sehr einsam, ausser dem liegen gebliebenen Jeep, den Fischern und den Bahnarbeitern treffe ich heute niemanden mehr, auch nicht an der Station Kodar, die gleich nach dem Tunnel liegt. Ich fahre also noch ein Stück weiter, bis ich mal wieder ein kleines Bahnerhäusschen sehe, es ist mit Stahltüren und Stahlläden verschliessbar, das sollte bärensicher sein, zudem ist die Hütte sauber. Mit dem Hobokocher wird noch etwas Champignonreis gekocht, ich mache den Fehler, das im Haus zu machen, das ist zwar gut gegen Mücken, aber schlecht für die Atemluft. Das Schlafen fällt infolge der Mücken schwer. Daher baue ich noch das Innenzelt in der Hütte auf, so ist es gut. Gegen Mitternacht schauen noch ein paar Leute vorbei, machen die Tür auf und sehen dass die Hütte schon besetzt ist, schon sind sie wieder weg.
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Hier muss gefurtet werden |
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Marode Brücke |
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Schöner Waldweg |
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führt die Berge entlang |
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Die Piste ist nicht mehr befahren, |
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wächst zu und der Sand ist teils mühsam |
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Besserung |
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Bahnübergang |
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Die Steigung ist sanft |
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Fluss Sjulban |
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Immer noch keine Bären in Sicht |
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Typische Brücke |
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Am späten Nachmittag |
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Alte Kodarbergstrecke |
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Am Pass |
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Geschafft, auf der anderen Seite des Passes, Zug kommt gerade aus dem Tunnel |
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Schon auf Schlafplatzsuche |
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In der Bergwelt des Kodar |
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Kleiner Leprindosee |
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Gute Piste, hier verschlägt es schon eher Ausflügler aus Tschara |
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Mit die schönste Ecke der BAM |
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Ausblick vom Schlafplatz |
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