Sonntag, 29. Juli 2012

Über den höchsten Pass der BAM nach Chani

Von meinen Gastgebern bekomme ich noch die Information mit, dass die ersten km wohl noch einiger Verkehr sein wird, es gibt wohl eine Art LKW-Kette, welche rund um die Uhr für eine entfernte Mine Treibstoff liefert, d.h. alle halbe Stunde überholt mich ein oder mehrere Tank-LKW. Entsprechend gut in Schuss ist die Strasse weiterhin. Die LKWs sind allerdings teils nicht schneller als ich, mit einem kann ich fast eine halbe Stunde mithalten, die Schlaglöcher sind per Rad deutlich besser zu umkurven, als mit dem LKW. Nach der Ebene um Novaja Chara geht es wieder in Richtung Berge, es soll der höchste von der BAM überfahrene Pass erklimmen werden, das sind zwar nur 1300 m Höhe, aber für die Eisenbahn bedeutet das einige Kurven um flach nach oben geführt zu werden.
An einer Brücke, die wohl überholt wird, steht ein Bauwagen herum, nur ein älterer Mann bewohnt ihn. Sein Hund schliesst sich mir an und begleitet mich einige Zeit bis über den Pass, das sind wohl gut 20 km. Nachdem ich letztes Jahr an der BAM schon einmal einen anhänglichen Hund hatte, finde ich es zunächst nett, mache mir allerdings wegen der Bären Gedanken. Ich dachte ich hätte dazu gelesen, dass Bären in Anwesendheit von Hunden eher zu Angriffen neigen, nochdazu wenn sie nicht unter Kontrolle sind. Der Hund lässt sich leicht ablenken und ist immer mal wieder im Strassengraben, z.T. jagt er Vögeln nach, ich bin aber erstaunt wie ausdauernd er ist. Zu freundlich will ich ihm nicht begegnen um ihm keinen Grund zur Anhänglichkeit zu geben, zumal er doch am Bauwagen vermisst wird. Die Strecke bis zum Pass bleibt gut fahrbar, ab und an ist ein kleiner See aus der Ferne zu sehen, die Züge kämpfen sich teils recht langsam die Strecke hoch, ich merke mir einen, der mit Fahrzeugen beladen ist, ihn sehe ich am Abend wieder. Vor der Passhöhe muss leider auch ein Waldbrandgebiet passiert werden, die abgestorbenen Bäume schauen nicht so gut aus. Dafür wird man auf der anderen Seite des Passes mit einer grandiosen Aussicht belohnt, hier geht es rasanter runter, so dass der "Tiefblick" auf den grösseren See spitze ist. Auf der Abfahrt kann ich dann endlich meinen Begleiter abschütteln.
Einmal mehr ein schöner Fluss
Von Ikabya zu einer Mine gibt es eine rollende rund-um-die-Uhr-Benzinlieferung
Baubaracke an einer neuen Brücke, hier hängt sich ein Begleiter an meine Fersen
Nach der Chara-Ebene geht es wieder in die Berge
Mein Begleiter auf über 20 km
Grosse Maschinen unterwegs
Idylle auf dem Weg zum höchsten BAM-Pass
Landschaft, die motiviert
Etwas warm heute
Im Grossen und Ganzen gute Piste heute
Blick vom Pass ins nächste Tal
Es ist das Tal des Chani
Am Ende der Abfahrt wartet eine grössere Furt auf mich, welche mir schon von Photos bekannt ist. Ein LKW-Fahrer mit Panne hatte mich auch schon darauf aufmerksam gemacht, der Abstecher zur Eisenbahnbrücke erscheint zu umständlich und so schiebe ich durch, der Pannen-LKW passiert mich auch gerade an der Furt. Sie ist zum Glück nicht so tief, die Taschen können dran bleiben (die Lowridertaschen hängen so hoch, wie meine Hinterradtaschen, da ich vorne auch einen hohen Gepäckträger verbaut habe). Gleich nach der Furt befindet sich ein grösserer Truckertreff, wohl eine Art Café. Ich fahre daran vorbei, hier ist wohl auch der Abzweig zur Mine. Die Spuren werden also weniger, dennoch scheint die Piste frisch geschoben zu sein. Sie ist daher mühsam zu fahren und in der Tat treffe ich noch auf den Grader und auf einen grossen Kipp-LKW, teils werden auch die Bäume hier stark zurückgeschnitten, wahrscheinlich soll die Piste bis Chani wieder hergerichtet werden. Der Chani-Fluss scheint mir hier oben zu Schwallreich zu sein, um ihn mit dem Alpacka samt Rad zu befahren, dafür ist die Talstrecke sehr hübsch anzuschauen, beeindruckende Felswände schauen auf einen herab, das hatte ich hier gar nicht erwartet.
Grössere Furt
Zum Glück mit nicht zu viel Wasser
Die Hügel begleiten mich noch ein paar Tage
schnurgerade I
schnurgerade II
Mal wieder Brückenpause
Geflickschusterei
Grad erst geschoben
Eindrückliche Felsburgen vor Chani
Hier könnte man wohl klettern
Ortsschild in SichtChani ist wieder einmal ein BAM-Ort zum Haare raufen, kurz vor einer vollen Abendstunde bin ich noch 300 m von dem GPS-Punkt "Shops" weg, doch ich sehe noch nicht einmal einen Ort und frage daher den nächsten Autofahrer. Anscheinend muss ich wieder erst einmal 2 km vor fahren, dann über die Bahnlinie und wieder zurück. Zum Glück sind die Läden aber länger offen in Chani, als in Ikabya, der Ort ist auch deutlich grösser. Von den Autofahrern werde ich hier gleich darauf aufmerksam gemacht, dass jetzt " most netu", d.h. es gibt keine Brücken mehr, mir ist die kalte Pepsi aber erst einmal wichtiger. Bei der Schlafplatzsuche tue ich mir wie gewohnt in den etwas grösseren BAM-Orten schwerer. Die Eisenbahnerunterkunft hier,will mich nicht aufnehmen, dafür lotst mich ein Motorradfahrer zu einer möglichen Unterkunft, anscheinend hat hier eine Frau eine Marktlücke entdeckt und bietet eine Übernachtung in ihrer Wohnung gegen Geld an (600 Rubel), ich bevorzuge jedoch das Zelt und habe Glück, der Motorradfahrer meint er kennt einen guten Platz gleich am Fluss. Ich radle ihm wieder hinterher. Er meint der Platz wäre Bärensicher, da direkt neben dem Ort und auch die Leute hier im Ort wären alle in Ordnung. Leider ist der beste Platz schon von einer Jugendfeier besetzt, ich finde aber gleich nebenan auf einer Sandfläche einen Platz, die vor kurzem wohl noch unter Wasser stand. Die Flutmarken hier, in Form von Ästen und Schlammrändern, sind beeindruckend. Nachdem der Tag recht warm war, gönne ich mir noch ein Bad im Fluss und wasche meine Sachen.
irreguläres Schild, es führt keine Strasse nach Tynda, nur im Winter mit Auto möglich
Chani
russisches Marsmobil
Zeltplatz am Ufer des Chani, stand vor ein paar Tagen noch unter Wasser

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