Dienstag, 24. Juli 2012

Erste BAM-Etappe über die Baikalkette

Durch das späte ins Bett gehen, fahre ich heute nicht so früh los. Immerhin ist es interessant die Gegend nun auch mal im Hellen zu sehen, mit dem Fluss ist sie nett anzusehen. Es ist ja oft so in diesen endlosen Waldweiten, dass man oft nur am Fluss mal weiter als 50 m sieht. Er scheint wohl ab und an mal viel Holz zu führen, es liegt zumindest nicht  nur am Ufer, sondern auch auf den Sandbänken eine Menge Totholz rum. Der gestern an der Kreuzung beginnende Asfalt setzt sich sogar die 20 km bis Ulkan fort. Dort angekommen würde ich natürlich gerne mal wieder einen Laden inspizieren, nachdem der Ort aber wohl wie so viele BAM-Orte auf der anderen Seite der Eisenbahn liegt und der einzige Zufahrtsweg erst ein passieren des Ortes und Zurückfahren zu diesem Ort bedingt, verzichte ich darauf, es kommt ja heute noch Kumora . Nach dem Asfaltende lässt auch der wenige Verkehr nach, mehr Unterhaltung verspricht in dieser Hinsicht die Eisenbahn, welche immer mal mit schönen Brücken oder durchfahrenden Zügen zu beeindrucken weiss. Manch ein Autofahrer hält auch für einen kurzen Smalltalk an, z.B. drei schrottreife Autos, welche aus Magistralny sind und nach Baikalskoje zur Sommerfrische wollen. Sie machen Werbung für die heissen Quellen dort, meinen aber, dass die im Winter natürlich viel beeindruckender sind, das höre ich diese Reise noch öfters. Es ist auch plausibel, dass die 30 bis 60 Grad heissen Wässer in einer verschneiten Winterlandschaft bei Temperaturen unter -30 Grad mehr Zauber ausüben. Das Wetter ist besser als gestern, wenngleich der Himmel noch verhangen ist. Ich hoffe das löst sich noch, da hinter Kumora die schöne Baikalkette anfängt. Davor sind nur kleinere Hügelzüge zu bewältigen, sonst führt die Strasse flach über einige Moore. Mittag wird entsprechend mückentaktisch an einer Steigung gemacht.
Fluss an dem übernachtet wurde
Das Wetter ziert sich noch
Bis hierher kam die BAM 1974
Teils noch schlammige Piste
Der Bach hat bei Hochwasser gearbeitet
Solche Denkmäler sieht man leider zu Hauf am Streckenrand
Die BAM, mein ständiger Begleiter
Hier sind die Brücken noch gut

In Kumora am frühen Nachmittag angekommen, bin ich erstaunt, was so einen Ort ausmacht. Es hat einen grossen Bahnhof, der Ort ist diesmal auch auf der richtigen Seite, aber ich sehe nur 3-4 gut erhaltene Wohnblocks. Der Rest sieht unbewohnt aus. Im Ort ist kein Laden zu finden, ich werde auf den Bahnhof verwiesen, dort wird aber erst um 16 Uhr wieder aufgemacht, so dass ich mein wieder nur neugieriges Konsuminteresse hintenanstelle. Die Berge locken mehr. Die Wolken verdunkeln leider weiter den Himmel, so dass ich wohl heute kein so gutes Bergpanorama bekomme. Es geht zunächst flach das Tal entlang weiter, bis ich endgültig in den Bergen bin. Dort mache ich an einer kleinen Eisenbahneinrichtung Pause. An der Bahn stehen in weiteren Abständen und meist bei jedem Bahnhof Aussichtstürme herum. Das sind Betonpfosten, mit einer kleinen Plattform oben, vielleicht 25 m hoch. Damit sollte man hier doch eventuell eine bessere Aussicht haben auf die Berge und aus dem Wald etwas herausragen. Also mache ich mich mit der Kamera auf zum Gipfelsturm, der allerdings stecken bleibt, da ich merke, dass der Pfosten umso weiter ausschwingt, je höher ich klettere. Bei einem Pfosten ein paar km weiter, traue ich mich dann aber ganz bis zur verrosteten Aussichtsplattform, ein paar Instrumente sind hier oben auch meist untergebracht und wenn man mal oben ist und sich nicht bewegt ist auch der Pfosten ruhig.
Kumora, oder das was davon übrig ist
Ausblick vom Turm
Etwas wackelige Geschichte
In Pistenkonfiguration (VR-Taschen oben)
Es geht in die Berge
ist aber nicht sonderlich steil
 Die Strasse steigt noch immer nicht sonderlich, quert aber einige Gebirgsbäche, nur bei einem ist vorsichtiges Schieben über eine längere Strecke angesagt, da er die Strasse für einige Meter als Flussbett nutzt. Hier treffe ich auch wieder auf ein Touristenfahrzeug, einen noblen Japaner, der gut geputzt ist, hier im gröberen Flussgeröll will der Fahrer ihm aber wohl keinen Schaden zufügen, die Frau steht daneben und fotografiert (was sie vorher auch schon mit mir gemacht hatte). Sonst sind die Brücken aber meist ok. An einer Brücke vor der Steigung wollte ich noch einmal eine Stärkung einnehmen. Leider hält just in dem Moment ein Uazik und der Fahrer will unbedingt, dass ich mit ihm den Berg hochfahre. Ich lehne höfflich ab, aber das bringt nichts ein. Um ihm entgegenzukommen, probiere ich wenigstens seine angebotenen Beeren. Er hinterlässt mir noch eine Adresse in Severobaikalsk und fährt endlich weiter, als auf der Einspurigen Brücke noch weiter Fahrzeuge auftauchen. Leider ist an Essen jetzt nicht mehr zu denken, es fängt an zu Tröpfeln und die Wolken drücken schon ziemlich. Daher stresse ich so gut es geht den Berg hoch, der nun endlich angefangen hat, es ist der Pass vor dem Baikalsee, über den früher auch die BAM-Linie ging. Mittlerweile benutzt sie den Tunnel und die alte Strecke ist aufgelassen, d.h. nur noch die Schottertrasse und die Oberleitungspfosten stehen herum. In der Tat schaffe ich es vor grösserem Regen auf dem Pass zu sein, dort ist noch eine Art Strassenmeisterei, welche die alten Gebäude der Bahn übernommen hat. Der Ort sieht nicht so freundlich aus, darum fahre ich weiter, wenngleich mir der Uazikfahrer die Nacht hier bei seinen Freunden empfohlen hat. In der Abfahrt gewinne ich wieder etwas Abstand vom Regen, doch bis Severobaikalsk komme ich heute sicher nicht mehr. So ist mir der Abzweig zu den heissen Quellen von G. ein willkommener Anlass für die Schlafplatzsuche. Bei den Quellen angekommen, weiss ich nur nicht wo übernachten, es ist ziemlich touristisch hier, hat zwei Etablissements und auch kleine Blockhäuser zum Übernachten. Erst einmal nutze ich das Cafe, als ich fertig bin, fängt es schon an zu regnen. In der Therme frage ich wegen eines guten Übernachtungsplatzes nach. Der nette Besitzer führt mich persönlich zu einem leicht abseits gelegenen Platz, Geld will er dafür nicht.

Abgebaute Bergstrecke
Schild über die 350jährige Freundschaft von Kolonialist und Kolonisiertem
Abfahrt
Die Eisenbahner feieren sich selbst
Dem Bach entlang
den heissen Quellen entgegen

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