Dienstag, 7. August 2012

Auf der Flucht vor Regen

Die Nacht war deutlich angenehmer als bei dem Messie, dafür muss ich in der Früh feststellen, dass die Luft aus meinem Hinterreifen draussen ist. Es scheint wohl wieder das gleiche Loch zu sein, wie beim letzten Mal, d.h. der Mantel ist durchstochen und an dieser Stelle kann dann mal ein spitzer Stein auch ein Loch in den Schlauch machen. Nach ein paar Einkäufen, bei denen ich vom aus Krigistan stammenden Usbeken noch ein paar Bananen geschenkt bekomme, geht es aus dem Ort raus. Aldan ist recht gross und eigentlich untypisch (für russische Städte) hübsch angelegt. Am Ortsausgang schaue ich noch in einen Autoteileladen um nach Ersatzlagern für meine Naben zu suchen, diese sind jedoch nicht vorrätig, dafür die 6001er, die ich an anderen Rädern habe. Für heute wurde mir Asphalt bis Tommot versprochen, der allerdings ziemlich befahren ist, für die Gegend. Hier ist ein grosses Minenzentrum und so verwundert es unterwegs nicht, dass die Strasse teils von überdimensionalen Kipplastern überquert wird. Auf halbem Weg liegt noch ein hübsches Dorf, welches von Landwirtschaft lebt, das ist eine schöne Abwechslung in all dem Wald hier. Wahrscheinlich wird die relativ niedrige Lage klimatisch begünstigt sein, so dass hier noch etwas angebaut werden kann. Im kleinen Dorfladen kaufe ich noch schnell ein und mache Smalltalk mit einer russischen Ausflüglerfamilie.
Obststand in Aldan
Aldan
An sich ein nettes Städtchen
Es geht flach nach Tommot
Hier ist ein Bergbauzentrum,
wie sich auch an den Kippern sehen lässt
landwirtschaftlicher Ort
das ist echt mal was anderes als immer nur Wald
Bahnhof Tommot in einheimischem Design

Strasse in Tommot
Von Tommot sieht man zuerst den Bahnhof, welcher eine spezielle Architektur hat und mir daher schon von Photos oder aus Filmen bekannt ist, er ist glaube ich 2005 eingeweiht worden und den Zelten der Einheimischen nachempfunden. Noch vor Ortseingang liegt das schon vorher empfohlene Cafe. Wie so oft bei meinen Cafebesuchen läuft gerade Olympia im Fernsehen. Das Essen war in der Tat Spitze und reichlich und so geht es frisch gestärkt in das Ortszentrum zum Einkaufen. Tommot soll der letzte echte Ort vor Jakutsk sein und da sind es noch ein paar Kilometer hin. Verschiedene Läden werden besucht und sogar vorzügliche Gummibärchen gefunden, da lohnt sich auch das Warten auf ein Ende der Mittagspause. Zur Post schaue ich auch noch, schnell, allerdings ist hier in der "alten" Post im Zentrum keines verfügbar, an der anderen Seite des Flusses gäbe es eine neue Post mit Internet. Bevor ich dorthin fahre, frage ich noch am Kulturzentrum nach. Ein älterer Mann will mich zum Internet führen, doch ich sage ihm, er soll mir nur den Weg beschreiben. Da er aber mich eigentlich an seinen Arbeitsplatz führen will, wie ich erst dann begreife, folge ich ihm ins Zentrum. Dort wird noch schnell eine Mail an Dina geschrieben und das Wetter betrachtet. Das soll leider gar nicht nach meinem Geschmack werden, morgen noch Sonne, dann ein Tag Wolken und dann 4 Tage Regen. Bis Jakutsk sind es jedoch noch 450 km und die sollen vor allem Piste sein. Das heisst keine Zeit verlieren mit Pausen und Kilometer bolzen sind angesagt. Der Aldan hat gerade wenig Wasser und es liegen nur 2 kleine Pontons vor Anker. Als ich von der Brücke ein Photo des Flusses machen will, schimpft der Brückenwärter, dass ich ja nicht stehen bleiben soll, anscheinend hat er mich nicht photographieren gesehen, sonst hätte es wohl noch mehr Anschiss gegeben. Um den Wind aus den Segeln zu nehmen erkundige ich mich nach der weiteren Strecke und erfahre dass ich sogar noch 30 km Asphalt vor mir habe. Auch gilt es nun die Versorgungspunkte genauer in Erfahrung zu bringen, am Ende des Asphaltes befindet sich ein viel genanntes Strassencafe. Dieses ist allerdings sehr einfach und hat nur ein Gericht auf der heutigen Tageskarte. Eigentlich hätte ich hier sogar noch 6 km mehr Asfalt gehabt (Strassenkilometer 747 bis 753), da ich aber der Umleitung folge, kann ich dieses Stück nicht geniessen, es wäre wohl durchgängig gewesen. Angesichts der Wetterlage, die Zirrenfront steht immer über mir, bin ich gemahnt möglichst in den Abend hineinzufahren. Die Piste ist weniger bergig als vor Aldan, das nächste Örtchen, Werchnaja Amga ist jedoch zu weit, so dass ich davor einen Schlafplatz finden muss. Vor Amga soll ich noch einmal die Bahn kreuzen, eventuell gibt es dort ja einen guten Übernachtungsplatz. Einen Kilometer davor, bei einem grösseren Parkplatz an der Strasse steht ein fast fertig errichtetes Häusschen und ein Bauwagen. Am Bauwagen frage ich nach, ob ich das Zelt nicht nebenan aufschlagen könne. Der Kranführer den ich frage ist Andrej und bietet mir gleich an im Bauwagen zu übernachten, neben seinem Bett steht noch ein Sofa herum. Ich bekomme sogar noch etwas von seinem Abendessen, eine Suppe mit Allerlei. Er arbeitet hier an einer grossen Stromleitung mit, er ist der einzige Verbliebene an diesem Posten, die anderen sind schon weiter. Eigentlich würde er gerne woanders arbeiten, hier verdient er nur 30 k Rubel, aber er hat wegen Trunkenheit seinen Führerschein verloren und kommt daher wohl gerade nicht an die 100 k Jobs. Sein Bauwagen ist vollgepflastert mit Bildern von Motorrädern, da macht ein Radfahrer eher keinen besonderen Eindruck, aber die Motorradfahrer halten wohl auch nicht an seinem Bauwagen. Er klagt mir noch vor, dass die zwei Hunde die er bei sich immer auch als Wache hatte, wohl vor ein paar Tagen fortgewandert sind. Immerhin sind noch die beiden Bauherren des nahen Hüttchens da. Das soll in einem Monat ein neues Strassencafe werden, da bin ich wohl zu früh. Strassencafes sind hier wirklich wichtige Etappenziele, wo man essen und auch ein bisschen einkaufen kann. Auf der schlechten Piste sind sie zwischen den wenigen Ortschaften fast die einzigen Zivilisationszeichen.
Aldanpromenade

Der Fluss führt eher Niedrigwasser
Bahnbrücke über den Aldan
Fast keine Schiffe zu sehen
Ein Teil Tommots ist am anderen Ufer
Café am Strassenrand
Falsch Entscheidung hier den Umweg zu nehmen
Wohl die erste Strasser?
Knapp 400 km bis Jakutsk
Einfaches Café, bei dem ich einkehre
Der Warenverkehr geht noch über die Strasse
Es geht auf den Abend zu
Im Hintergrund bilden sich erste Nebel

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