Die Nacht über setzt leider wieder Regen ein. Edgar macht sich schon um 5 Uhr auf und die anderen Brummis folgen nach und nach. Leider lässt der Regen in der Früh nicht nach und ist stärker als gestern. So mache ich mich erst nach 9 Uhr auf und fahre heute auch nicht so schnell, wie sonst, obwohl heute wieder Rückenwind herrscht. Es ärgert mich ziemlich, dass ich ausgerechnet jetzt, wo es in die Berge geht, auf dem Abschnitt, der von vielen als der Schönste beschrieben wird, Regen und tief hängende Wolken habe. Vom Anfang der Berge sehe ich also rein gar nichts. Als mich um 11 Uhr ein Uazik überholt und anhält und mir sagt, dass sie gleich Pause machen, nehme ich die implizite Einladung zum Tee trinken gerne an. Gleich sind dann doch noch ein paar Kilometer und ein kleiner Pass, bis der Uazik am rechten Wegesrand steht. Die Insassen sind Wassili, der Fahrer, Stepan, ein Museumsdirektor aus Jakutsk und ein Kameramann. Sie fahren nach Omjakon und wollen daraufhin 10 Tage in den Bergen verbringen. In Omjakon geht es statt mit dem Uazik, mit einem Wzewejod (Kommtüberallhin) weiter, also mit einem Raupenfahrzeug. Wassili macht nun erst einmal ein Feuer an, was bei dem nassen Holz etwas dauert. Er war früher Jäger bei Omjakon und ist nun pensioniert und muss von 200 € im Monat leben. Da geht es dem Kameramann ein bisschen besser, er bekommt 600 €. Stepan, der Museumsdirektor zeigt mir noch stolz ein Photo von seinem Vater, das Photo zeigt das Denkmal auf einem grossen Platz in Jakutsk (es ist nicht Lenin), sein Vater scheint wohl "der" grosse jakutische Schriftsteller zu sein. Nach einem Tee wird für das Mittagessen noch ein Borschtsch mit Fleisch und Nudeln angemacht, selbst ohne Cafés bekomme ich so eine warme Mahlzeit. Wegen der Bären macht sich Wassili weniger Sorgen, er ist aber beruhigt, dass ich ein Falschfeuer dabei habe. Nach dem Essen gibt es noch ein kleines Interview für die Kamera, dann geht es weiter. Der Kameramann hat mir noch eine Flasche mit weisser Flüssigkeit in die Hand gedrückt, als ich frage, ob das so etwas wie Kymus (kirgisische vergorene Pferdemilch) sei, wird das bejaht. Obwohl es natürlich immer weniger Verkehr hat, sind die Begegnungen hier intensiver. Am Nachmittag treffe ich noch an einem Parkplatz, bei dem es Heilwasser hat, einen weiteren Uazik mit 10 Schauspielern. Der Uazik hat wohl, wie das für einen Uazik üblich ist, ein technisches Problem, so dass der Fahrer am Flicken ist. Da bietet ein Radfahrer eine willkommene Abwechslung. Die Schauspieler sind alle in Kutten gekleidet und gerade dabei Filmmaterial für ihr nächstes Projekt (Geroi II, d.h. Helden zweiter Teil) zu produzieren. Stolz zeigen sie den Trailer, den sie schon fertig gestellt haben. Es ist ein lokales Projekt für einen Actionfilm, es ist ganz nett zu sehen, wie mit einfachen Mitteln die Spezialeffekte angewandt werden. Ich werde die Schauspieler noch einige Male sehen, sei es weil der Uazik ein Problem hat, sei es, weil sie gerade am Wegesrand drehen. Schon gestern am Abend war ich an ihnen vorbeigekommen, bin dann aber noch bis zum LKW-Parkplatz gefahren. Wenig später muss ich an einer Baustelle warten, bis die Planierraupe die Piste wieder parat gemacht hat. 5 Minuten später schummle ich mich vor allen Autos durch. Ich muss mich beeilen, weil weiter vorne wenig später eine Sprengung erfolgen soll.
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Uazik auf dem Weg nach Omjakon |
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ich werde auf Tee und Borschtsch eingeladen |
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Leider keine grosse Aussicht |
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Die Berge sind verhangen |
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Weiterhin gute Piste |
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Vor ein paar Jahren sah sie noch anders aus |
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Kleine Brücke |
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Grössere Brücke |
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Nebenbach |
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Der Fluss kann deutlich grösser sein |
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Weiterhin breite Piste |
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Baustelle voraus |
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Mit blauem Himmel wäre es noch einmal deutlich schöner |
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Schöne Flusslandschaft |
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Klares Bergwasser |
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Schauspielertruppe, die ich noch öfters treffe |
Die Piste führt nun wieder nahe am Fluss, was einige schöne Ausblicke erlaubt. Auch von den Bergen sieht man mittlerweile etwas mehr, wenngleich sie noch verhangen sind. Bis um 17 Uhr habe ich dann alle Regensachen ausgezogen. An der Strecke liegt noch der Ort Rasvilka. Dort interessiert es mich, ob dort nicht doch etwas zu bekommen ist, wie mir selbst die LKW-Fahrer sagten. Edward meinte, da seien doch nur 3-4 Häuser und nichts weiter. In der Tat sind schon viele Häuser abgeräumt und nur noch wenige Überreste zu sehen, doch bei der zweiten Einfahrt steht noch etwas. Sicher hat der Ort schon bessere Zeiten gesehen, wahrscheinlich leben jetzt die Meisten Strassenarbeiter in Tjoply Kljutsch. Vor einem der wenigen Häuser stehen ein paar Männer, die ich nach einem Laden frage. Und nachdem einer von ihnen der Ladeninhaber ist, führt er mich zu seinem sehr versteckten Laden, der erstaunlich gut sortiert ist. Ich kaufe angesichts der gesalzenen Preise nur Kekse, zwei Äpfel und ein Snickers und muss dennoch 200 RUbel berappen. Sogar eine Tankstelle hat es hier, allerdings ist momentan nur Diesel vorrätig. Ich bekomme noch die Information, dass es 8 Kilometer weiter ein grösseres Bauarbeiterdorf hat. Von den Motorradfahrern war mir schon erzählt worden, dass es hier einen Abschnitt mit vielen Bauarbeiten hat, der daher mühsam zu befahren sei. Vielleicht kann ich dort ja übernachten. Leider fängt es schon vorher wieder stärker an zu regnen. Eine schöne Holzbrücke einer abgehenden Nebenstrecke hellt nochmal die Stimmung auf. Am Bauarbeiterdorf unterhalte ich mich mit den Wachleuten am Eingang, es ist gut abgesichert. Diese meinen, ich könne hier natürlich ein Zelt aufstellen, das hätten vor einer guten Woche wohl auch zwei Polen schon gemacht, die mit dem Motorrad unterwegs waren. Zudem wollen sie wissen, ob ich Reifen für Schnee hätte, in Ust-Nera soll wohl gerade der erste Schnee gefallen sein. Nachdem sie mir noch die Info geben, dass es 18 Kilometer das nächste Bauarbeiterdorf hat, beschliesse ich weiter zu fahren. Leider steigt mein GPS wegen der Nässe kurz darauf aus. Nicht dass ich es zur Orientierung hier bräuchte, aber es ist immer gut zu wissen, wie weit es noch zu den nächsten Land/Wegmarken ist. Nachdem es wieder stärker regnet und nicht nach einer Regenpause aussieht, bin ich froh, dass schon nach wenigen Kilometern eine weitere kleine Barackensiedlung für Bauarbeiter ist. Hier ist es kein Problem die Nacht zu bleiben. Die Damen im Küchenwagen und Jura kümmern sich gut um mich. Jura ist ein liebenswerter Mensch, welcher aber wohl gerne mal einen Schluck nimmt. Daher wird er gerne mal von den Anderen auf den Arm genommen. Nach einem ausgiebigen Abendessen kann ich noch die Banja nutzen. Das ist wohl die wichtigste Einrichtung hier und entsprechend gross. Ich bin mir nur nicht sicher, wie gut der Wechsel vom kalten nassen Tag in die heisse Sauna und wieder zurück in die Kälte ist. Ich komme in einem Bauwagen unter und teile mir das Zimmer mit Andrej, einem Ingenieur aus Chabarowsk, der mir noch die Pläne für ihre Baustelle zeigt. Ich bin in einem Lager von Brückenbauern untergekommen. Sie bauen schon seit letztem Jahr an einer neuen Brücke. Ich muss fast sagen, leider, denn die alte Brücke ist eines der bekanntesten Fotomotive auf der Kolymatrasse. Er zeigt mir die Sprengungen vom letzten Jahr, kurz vor der Brücke muss eine richtige Engstelle passiert werden, welche bis heute berüchtigt bei den Fahrern ist. Im Anschluss darf ich noch einen Film über die Natur Kamtschatkas anschauen. Das wäre auf jeden Fall auch mal ein schönes Reiseziel.
Heute bin ich zwar wegen des Regens nicht weit gekommen, ich bin bei Strassenkilometer 606 gelandet und habe wohl nur 75 km gemacht, dennoch war es ein erlebnisreicher Tag, den ich mir in der Früh wegen des ätzenden Wetters mühsamer vorgestellt hatte.
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Überreste von Rasvilka |
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Es hat doch noch Häuser in Rasvilka |
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Es gibt ihn: den Laden in Rasvilka, sogar gut sortiert |
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Garten in Rasvilka |
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am Nachmittag hebt sich die Wolkenbasis |
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Wieder eine Baustelle |
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Strasse ist ordentlich in die Landschaft gefräst |
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Dem Fluss bin ich in die Berge gefolgt |
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Er bietet viele schöne Ausblicke |
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schmalerer Pistenabschnitt |
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Schauspielertruppe II, kommt gerade von Dreh zurück |
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Schauspielertruppe III, hat gerade Reifenpanne |
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Am Abend setzt wieder Regen ein |
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Bauarbeiterdorf, bei dem ich übernachten darf |
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