In der Früh verabschiede ich mich von den Engländern und meine noch, dass heute ja gutes Wetter ist. Am Anfang ist das noch der Fall, aber es zeigen sich schon Wolken. Und die scheinen nichts Gutes zu verheissen, wohin sie genau ziehen kann ich erst nicht ausmachen, aber es tröpfelt schon bald einmal. Das nächste Cafe lässt leider noch bis Berkakit auf sich warten, dort hat es jedoch gleich zwei. Wie so oft halten hier auch viele LKW-Fahrer. Nach der Stärkung ereilt mich schon bald ein erster grösserer Schauer. Viel Schutz bietet sich hier auf der Strecke nicht an, nach kurzer Zeit habe ich dennoch Glück und kann bei einem Bauarbeiterwagen unterstehen. Nachdem es aufhört fahre ich weiter, das Trockenfenster ist leider nur sehr kurz und der Regen erwischt mich wieder. Da die Stadt Tschulman nicht weit ist, fahre ich noch bis zu dieser und stelle mich bei einem Laden unter. Im Anschluss wird noch auf dem Markt eingekauft, wo mich eine alte Frau leider mit den Bananen übers Ohr haut und mir die Schlechtesten andreht, dafür sind die Piroschki sehr gut. Ich fahre weiter in der Hoffnung jeweils bei Regenschauern einen Unterschlupf zu finden. Leider ist das eine falsche Hoffnung. Schon bald nach Tschulman setzt wieder Regen ein, nach und nach wird die Regenmontur angelegt, Überhosen und Gamaschen. Laut meinem Kartenausdruck ist der nächste Ort 75 km weiter. Mit dem Regen setzt auch der Wind wieder ein, hatte ich erwähnt, dass ich gestern den ersten Rückenwindtag seit langem hatte? Leider schon wieder vorbei. Irgendwie ist es mühsam heute, die Piste ist weniger gut fahrbar als in trockenem Zustand aber verschlammt zum Glück nicht dermassen wie man auf manchen Schauerphotos von ihr kennt. Ich mache mir jeden Kilometer die Hoffnung bald mal einen guten Unterstand zu finden, aber diese Hoffnung ist vergebens. So wird es ein sehr langer Nachmittag im Regen und auch am Abend bin ich immer noch nicht im Ort. Mitnahmeangebote lehne ich dankend ab, auch wenn es sehr hartnäckig probiert wird. Am Abend treffe ich Andrej, einen Taxifahrer aus Jakutsk, er hatte seine Kunden in Nerjungri auf den Bahnhof gebracht und fährt nun leer bis Aldan. Eventuell bekommt er dort neue Fahrgäste, anscheinend nehmen die Leute zurück eher die Bahn, die seit einigen Jahren sogar bis Tommot fährt. Auch er bietet mir an, mich mitzunehmen, als ich ablehne, fährt er einfach weiter neben mir her. Das geht eine gute Stunde so. Ab und an muntert er mich auf, es sei nicht mehr weit bis Khatamy, wo es ein Cafe gäbe und auch ein Hotel verspricht er mir. Das würde ich mir heute schon leisten, nach dem vielen Regen. Ich bin schon ziemlich ausgekühlt, da die Regensachen natürlich nicht lange durchgehalten haben. Zunächst muss ich aber noch über einen Pass und dann soll sogar nochmal Asfalt kommen. Als wir schon fast da sind, fährt Andrej voraus, er will mir das Zimmer wohl schon einmal vorreservieren. Nach 5 km kommt dann endlich der Ort, eigentlich sind es nur zwei Cafes die ich sehe, am Linken steht Andrejs Wagen. Er muss mich gleich enttäuschen, ein Hotel gibt es nicht mehr, ob es mal eines gab ist aber unklar. Daher gibt es erst einmal Essen, es ist hervorragend und auch meine Lieblingsspeise Blintschiki (Pfannkuchen) gibt es hier. Andrej hat sich dummer Weise ans Fenster gesetzt, welches offen bleiben muss, so dass wir den zugigsten Platz haben, dabei friere ich immer noch. Mir ist klar, dass ich heute nacht nicht im nasskalten Zelt schlafen will, weshalb ich im Cafe frage, ob sie einen Platz wüssten, wo ich übernachten könnte. Ihr einziger Vorschlag ist der Gastraum, sie haben 24 Stunden offen. Ich lehne dankend ab. Andrej macht sich nun auch langsam auf und gibt mir noch seine Adresse, falls ich ihn in Jakutsk für Hilfe brauche. Ich mache mich derweil auf die Suche nach dem Ort, im Cafe wurde mir erzählt, es soll hier noch ein Dorf geben. Bei der ersten Abzweigung der ich folge lande ich bei einer grossen Asfaltaufbereitungsanlage, die auch in der Nacht von vielen LKW besucht wird. Die Leute schicken mich wieder zurück und weisen mir einen anderen Weg zum Dorf. Und in der Tat sieht man in der Ferne eine leichte Beleuchtung. In der Nacht macht der Ort einen heruntergekommeneren Eindruck und ich sehe niemanden auf der Strasse. Bei einer Kneipe halte ich daher an und frage nach wo ich hier übernachten könnte. Es sitzen nur 4 Leute im Cafe an einem Tisch, es sind 3 Bauarbeiter des Asfaltwerkes und ein alter Einheimischer. Einer der Arbeiter erkennt mich wieder, er hatte mich auf der Strasse vor kurzem überholt. Die Arbeiter meinen ich solle mit dem Alten (Saschka) mitgehen. Wenig später löst sich die Runde auf und ich folge dem alkoholisierten Einheimischen. Er führt mich zunächst zu einem Freund, der eine Garage hat, in die ich mein Rad einstellen könne. Mit viel gutem Zureden kann ich sie aber überzeugen, dass ich das Rad lieber nahe bei mir stehen habe. Also geht es weiter zu Saschka in ein heruntergekommenes Mehrfamilienhaus. Die Wohnung liegt im ersten Stock, ob der Rest des Hauses bewohnt ist, bleibt unklar. In der Wohnung sitzen noch zwei Säufergestalten, welche mich eher an Romanfiguren von Dostojewski erinnern. In den Romanen geht es ja oft auch um Morde. Saschka weist mir zum Glück schnell ein Sofa zu. Die Wohnung ist allerdings in absolut unordentlichem Zustand. Das ist vielleicht zu wenig drastisch ausgedrückt, so stelle ich mir Messi-Haushalte vor, überall stehen schon seit ewiger Zeit irgendwelche alten Sachen herum und mich ekelt auch vor meiner Schlafstatt, dafür ist es einigermassen warm, es regnet ja immer noch. Also wird die Isomatte aufs Bett gelegt und ich versuche noch meine nassen Sachen zum Trocknen aufzuhängen. Ich bin froh als nach einiger Zeit die beiden Gestalten die Wohnung verlassen, so muss ich nicht die ganze Zeit Wache halten, Saschka lässt mich auch in Ruhe und so erhole ich mich die Nacht ein bisschen von dem anstrengenden Tag.
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Weiter geht es durch endlose Wälder |
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Immerhin zeigt sich mal ein Berg im Hintergrund |
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Dörfer bestehen oft nur aus wenigen Häusern |
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Mal wieder mit Staubfahne |
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Erdbahnerneuerung |
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kurzer Asphaltabschnitt |
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Da hatte es schon geregnet |
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Kleiner Lichtblick heute |
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Nasse Fahrbahn ist mühsam |
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Kurz vor dem Café fängt der Asphalt an |
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In diesem Ort habe ich übernachtet |
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