Donnerstag, 23. August 2012

Städte der Geister und der Farben (Kadyktschan und Mjaundscha)

Nach dem weiteren Quasi-Ruhetag gestern, geht es früh los, um 8.10 bin ich schon auf der Piste. In der Nacht war der böse Hund (Dik genannt) zum Glück angeleint. Im Haus war die Nacht fast zu warm, da wird wohl ordentlich geheizt, zum Glück haben kaum Mücken genervt. Am Abzweig zur Meteostation steht auch eine grosse Stele für die jakutische ASSR, da man hier ja nach Jakutien reinkommt, oder nach Magadan. Die Strasse ist nun zum Glück schon einigermassen abgetrocknet. Der erste Ort hinter Deljankir ist ein verlassenes Dorf (Valentina meinte, dass dort wohl noch ein zwei Leute leben). Auch die nächste Siedlung (Ust-Chaktschan) sieht nur noch wenig bewohnt aus, viele Häuserruinen stehen herum, aber vor zwei von ihnen steht noch ein Fahrzeug und aus einem Haus kommt ein bisschen Dampf. Zwischen Ust-Chaktschan und Deljankir war noch ein kleiner Pass (Kolymo-Indigirsky genannte) zu überwinden, der allerdings keine Probleme bereitete. Die nächste grössere Wegmarke ist eine Kohlemine, welche am Strassenrand grössere Gelände einnimmt. Unterwegs treffe ich nochmal Strassenarbeiter, welche mich bezüglich der Tenkinskaya beruhigen und meinen die wäre mit Rad befahrbar, dass die Trasse immer noch gesperrt sei, wäre Brückenarbeiten zuzuschreiben. Ah, also doch noch die gleiche Situation, wie letzten Sommer. Zwischendurch sieht es immer wieder nach Schauern aus, doch zum Glück trifft mich keine der Wolken mit Regenstreifen. Als ich an der Kohlemine bin, sehe ich auch den Fluss Arkagala, welcher mich am Ende der Old Summer Road erwartet hätte. Es ist das Gegenstück zum Kyubeme, also ein kritischer Fluss ganz am Ende der Route. Er sieht hier eigentlich noch ganz gut querbar aus, aber als ich weiterfahre kommen noch eine ganze Reihe Hochwasser führender Nebenflüsse dazu, so dass er wohl doch nicht ohne weiteres passierbar gewesen wäre. Zwischendurch hält mal kurz ein Jeepkonvoi, ich werde gefragt woher ich komme, man habe einen quasi-Landsmann im Auto dabei. Es ist ein französischer Reporter, welcher über Mammut-Forschung in Jakutien schreiben will. Er ist schon 6 Wochen hier und jetzt geht es zu einem interessanten Ort an der unteren Kolyma. Als ich meine, ob wir uns am nächsten Ort gleich sehen werden, ich bin wenige Kilometer vor Kadyktschan, reagiert er unwissend. Ich kläre ihn auf, dass dort eine bekannte Geisterstadt ist. Da meint er, so etwas hätte er heute Früh schon gesehen, es stellt sich heraus, dass er Artik meint. Da muss ich natürlich lächeln und kläre auf, dass da durchaus noch Menschen leben.
Rückblick, nach Jakutsk sind es schon wieder 1200 km

Wetterberuhigung
einsamer Stallverschlag,wenig weiter ist ein Dorf
bzw. eingie wenige Häuser, früher lebten hier mehr Menschen
Erosionstendenzen des Flusses
Fluss Chudschach

Wieder Reste von Abraumhalden
Es geht auf den Pass zu
Brücke über leerem Bach
Tundrenstimmung
Nur an den Brücken hat es Teer
Im Anstieg
auf den Kolymo-Indigirsky Peraval
meist fährt man alleine, wie die ausgefahrene Einzelspur zeigt
Immer in den Bergen ist es am schönsten
Die Bäume stehen auseinander
Warnung vor Steigung
Kurz vor der Passhöhe
nettes Hügelland
Abfahrt
Die Fast-Geisterstadt Ust Chaktschan
Nun geht es flach weiter
Der nächste Pass liegt hinter Mjaundscha
wechselhaftes Wetter
Erinnerung an einen Flugzeugabsturz
Kadyktschan ist leicht abseits der Strasse, schon ein paar Kilometer davor passiere ich eine kleine Geisterstadt (auf der Karte mit Arkagala bezeichnet), welche auch zwei drei Wohnblocks hatte. Die richtige Geisterstadt ist dann aber wirklich eindrucksvoll. Die Wetterstimmung tut ihr übriges, es pfeift ein scharfer Wind und die Wolkenstimmung ist dramatisch, mit durchbrechender Sonne. Es stehen wohl wirklich noch fast alle Gebäude, ein Haufen Wohnblocks, das Kulturhaus etc. Auch Geschäfte erkennt man noch von aussen, allerdings ist alles recht verwüstet. Angeblich haben in der Stadt 7000 Einwohner gelebt, welche diese wohl dann sehr überstürzt verlassen haben. Erstaunlich finde ich, dass nur ein paar Kilometer weiter die nächste Stadt steht, Mjaundscha, wieso hat man da nicht nur eine Stadt gebaut?



Hier führen die Flüsse schon mehr Wasser
Rückblick, sogar Dljankir ist angeschrieben

Kohlelastwagen in Aktion
Im Tal der Argalaka
Hier ist das Geisterdorf Argalaka
Hier ist deutlich mehr Verkehr (Kohletransporte)
An der Kurve geht es zur OSR ab
Erste Vorboten von Kadyktschan
Eine der bekanntesten Geisterstädte
Von der Strasse führt ein Abzweig
zum Hauptort
Ich kannte Photos, doch in Realität sieht es noch besser aus
Die Stadt war für eine Mine gebaut worden
Typische Wohnblocks,
wie sie jeder Ort hier hat
auch kleinere Häuser hat es
normalerweise räumen die Russen solche Siedlungen komplett ab
Kulturzentrum und ramponierter Lenin
gespenstische Stimmung
der Ort wird nur noch von Touristen besucht
Ciao Kadyktschan
Auch für Mjaundscha muss ich einen Abstecher machen, ich habe eigentlich vor hier zu übernachten, nachdem mir sowohl die jakutischen Radler, als auch Adrian die Feuerwehr ans Herz gelegt haben. Zudem habe ich die leise Hoffnung mal wieder ein Café besuchen zu können. Auf dem Weg nach Mjaudscha liegt ein Traktor im Strassengraben. Ich kann dem Fahrer leider nicht helfen, da braucht es ein stärkeres Gefährt um ihn wieder auf die Strasse zu heben. Mjaundscha selbst überrascht, wenn man auf es zu fährt, die Häuser sind alle sehr bunt angemalt, was eine freundliche Stimmung erzeugt, vielleicht hätte man das in Marzahn ja auch machen können. Ich fahre zum Hauptplatz der Stadt, wo sich leider herausstellt, dass das Café heute zu hat, es ist wohl nur wenige Abende die Woche offen. Dafür hat es sonst recht viele Läden hier, als ich in einem mich noch nach Internet erkundige, ruft die Ladenbesitzerin bei ihrer Tochter an und schickt mich zu ihr. Diese sitzt in einem anderen Laden und nachdem ich noch zu verstehen gebe, dass ich derjenige bin, wegen dem gerade angerufen wurde, kann ich doch noch schnell ins Internet. Das wichtigste (nach den Mails nach und von zu Hause) ist zunächst einmal das Wetter. Der Wetterbericht ist leider nicht ideal, ab Montag soll es für den Rest der Zeit sehr regnerisch werden. Das bedeutet ich habe noch drei Tage in denen das Wetter akzeptabel ist. Mein Entschluss ist schnell gefasst, Tenkinskaya in drei Tagen und bis Sonntag Abend muss ich am Asphalt sein, die restlichen 80 km nach Magadan würden dann im Regen schon gehen. Das bedeutet aber auch, dass ich die 500 km der Tenkinskaya und die 40 km bis zu ihr hin in drei Tagen fahren muss, also 180 km auf schlechter Piste und ausgerechnet im bergigsten Abschnitt der Reise. Der Regen ist ein gutes Druckmittel. Im Laden mit dem Internet bekomme ich noch Tee angeboten und hausgemachte Plätzchen. Wir unterhalten uns noch eine Zeit und auch die Mutter aus dem anderen Laden kommt dazu. Sie ist zwar schon längst pensioniert, aber die Pension reicht hier sowieso nicht, daher muss sie auch weiter arbeiten. Insofern ist der Köder in Sibirien eine frühe Rente zu bekommen (mit 48), Augenwischerei. Als ich mich noch wegen Übernachtungen erkundige, erfahre ich, dass es hier eine Herberge gibt. Dann will ich damit die Feuerwehr nicht belästigen. Als ich jedoch den Preis für eine Übernachtung erfahre, 1300 Rubel, beschliesse ich doch lieber zu zelten. Ich fahre zur Kolchose, an der Kreuzung nach Mjaundscha ging nach rechts ein anderer Weg ab, zu dem kleineren Ort Kedrovyj. Dort scheint wohl auch noch ein weiteres Kraftwerk zu stehen, wenngleich schon Mjaundscha ein sehr buntes Kraftwerk hatte. Ich nehme an letzteres ist sogar ein Gaskraftwerk, während hier nur ein Kohlekraftwerk steht. Das Kraftwerk ist auch in der Ortsstele enthalten, also wohl der Grund für die Ortsgründung. Zudem ist hier noch ein landwirtschaftlicher Betrieb angesiedelt. Das ist wieder eine Besonderheit, wenn man hier vorbeifährt. Man erwartet nicht weite Wiesenflächen auf denen Landwirtschaftsmaschinen unterwegs sind, gerade hier in der Nähe des Kältepoles. Es dürfte wohl im Winter auch hart sein, die ganzen Tiere durchzubringen, die müssen ja auch in beheizten Ställen untergebracht sein.
Ich schlage mein Zelt wenig neben der Strasse geschützt hinter einer Reihe Büsche auf. Leider nerven hier die vielen Mücken. Es wird noch etwas zu Abendessen auf dem Hobokocher gekocht. Dabei überrascht mich noch leichter Regen. Diesmal scheine ich Pech zu haben, die Wolken mit den Regenstreifen ziehen immer genau über mich weg. Die Nahrung wird danach, wie immer beim Zelten, auf einem Baum aufgehängt, auch wenn ich hier in Ortsnähe keine Bären vermute, will ich vorsichtig sein.


Wieder auf der Hauptstrasse
Ausnahmsweise hat es hier wieder landwirtschaftliche Wiesen

Kreuzung Mjaundscha/Kedrovyj
farbenfroher Ortseingang Mjaundscha
Hier ist noch Leben
ich fahre trotzdem wieder raus
und zelte

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen