Nach dem weiteren Quasi-Ruhetag gestern, geht es früh los, um 8.10 bin ich schon auf der Piste. In der Nacht war der böse Hund (Dik genannt) zum Glück angeleint. Im Haus war die Nacht fast zu warm, da wird wohl ordentlich geheizt, zum Glück haben kaum Mücken genervt. Am Abzweig zur Meteostation steht auch eine grosse Stele für die jakutische ASSR, da man hier ja nach Jakutien reinkommt, oder nach Magadan. Die Strasse ist nun zum Glück schon einigermassen abgetrocknet. Der erste Ort hinter Deljankir ist ein verlassenes Dorf (Valentina meinte, dass dort wohl noch ein zwei Leute leben). Auch die nächste Siedlung (Ust-Chaktschan) sieht nur noch wenig bewohnt aus, viele Häuserruinen stehen herum, aber vor zwei von ihnen steht noch ein Fahrzeug und aus einem Haus kommt ein bisschen Dampf. Zwischen Ust-Chaktschan und Deljankir war noch ein kleiner Pass (Kolymo-Indigirsky genannte) zu überwinden, der allerdings keine Probleme bereitete. Die nächste grössere Wegmarke ist eine Kohlemine, welche am Strassenrand grössere Gelände einnimmt. Unterwegs treffe ich nochmal Strassenarbeiter, welche mich bezüglich der Tenkinskaya beruhigen und meinen die wäre mit Rad befahrbar, dass die Trasse immer noch gesperrt sei, wäre Brückenarbeiten zuzuschreiben. Ah, also doch noch die gleiche Situation, wie letzten Sommer. Zwischendurch sieht es immer wieder nach Schauern aus, doch zum Glück trifft mich keine der Wolken mit Regenstreifen. Als ich an der Kohlemine bin, sehe ich auch den Fluss Arkagala, welcher mich am Ende der Old Summer Road erwartet hätte. Es ist das Gegenstück zum Kyubeme, also ein kritischer Fluss ganz am Ende der Route. Er sieht hier eigentlich noch ganz gut querbar aus, aber als ich weiterfahre kommen noch eine ganze Reihe Hochwasser führender Nebenflüsse dazu, so dass er wohl doch nicht ohne weiteres passierbar gewesen wäre. Zwischendurch hält mal kurz ein Jeepkonvoi, ich werde gefragt woher ich komme, man habe einen quasi-Landsmann im Auto dabei. Es ist ein französischer Reporter, welcher über Mammut-Forschung in Jakutien schreiben will. Er ist schon 6 Wochen hier und jetzt geht es zu einem interessanten Ort an der unteren Kolyma. Als ich meine, ob wir uns am nächsten Ort gleich sehen werden, ich bin wenige Kilometer vor Kadyktschan, reagiert er unwissend. Ich kläre ihn auf, dass dort eine bekannte Geisterstadt ist. Da meint er, so etwas hätte er heute Früh schon gesehen, es stellt sich heraus, dass er Artik meint. Da muss ich natürlich lächeln und kläre auf, dass da durchaus noch Menschen leben.
|
Rückblick, nach Jakutsk sind es schon wieder 1200 km |
|
Wetterberuhigung |
|
einsamer Stallverschlag,wenig weiter ist ein Dorf |
|
bzw. eingie wenige Häuser, früher lebten hier mehr Menschen |
|
Erosionstendenzen des Flusses |
|
Fluss Chudschach |
|
Wieder Reste von Abraumhalden |
|
Es geht auf den Pass zu |
|
Brücke über leerem Bach |
|
Tundrenstimmung |
|
Nur an den Brücken hat es Teer |
|
Im Anstieg |
|
auf den Kolymo-Indigirsky Peraval |
|
meist fährt man alleine, wie die ausgefahrene Einzelspur zeigt |
|
Immer in den Bergen ist es am schönsten |
|
Die Bäume stehen auseinander |
|
Warnung vor Steigung |
|
Kurz vor der Passhöhe |
|
nettes Hügelland |
|
Abfahrt |
|
Die Fast-Geisterstadt Ust Chaktschan |
|
Nun geht es flach weiter |
|
Der nächste Pass liegt hinter Mjaundscha |
|
wechselhaftes Wetter |
|
Erinnerung an einen Flugzeugabsturz |
Kadyktschan ist leicht abseits der Strasse, schon ein paar Kilometer
davor passiere ich eine kleine Geisterstadt (auf der Karte mit Arkagala
bezeichnet), welche auch zwei drei Wohnblocks hatte. Die richtige
Geisterstadt ist dann aber wirklich eindrucksvoll. Die Wetterstimmung
tut ihr übriges, es pfeift ein scharfer Wind und die Wolkenstimmung ist
dramatisch, mit durchbrechender Sonne. Es stehen wohl wirklich noch fast
alle Gebäude, ein Haufen Wohnblocks, das Kulturhaus etc. Auch Geschäfte
erkennt man noch von aussen, allerdings ist alles recht verwüstet.
Angeblich haben in der Stadt 7000 Einwohner gelebt, welche diese wohl
dann sehr überstürzt verlassen haben. Erstaunlich finde ich, dass nur
ein paar Kilometer weiter die nächste Stadt steht, Mjaundscha, wieso hat
man da nicht nur eine Stadt gebaut?
|
Hier führen die Flüsse schon mehr Wasser |
|
Rückblick, sogar Dljankir ist angeschrieben |
|
Kohlelastwagen in Aktion |
|
Im Tal der Argalaka |
|
Hier ist das Geisterdorf Argalaka |
|
Hier ist deutlich mehr Verkehr (Kohletransporte) |
|
An der Kurve geht es zur OSR ab |
|
Erste Vorboten von Kadyktschan |
|
Eine der bekanntesten Geisterstädte |
|
Von der Strasse führt ein Abzweig |
|
zum Hauptort |
|
Ich kannte Photos, doch in Realität sieht es noch besser aus |
|
Die Stadt war für eine Mine gebaut worden |
|
Typische Wohnblocks, |
|
wie sie jeder Ort hier hat |
|
auch kleinere Häuser hat es |
|
normalerweise räumen die Russen solche Siedlungen komplett ab |
|
Kulturzentrum und ramponierter Lenin |
|
gespenstische Stimmung |
|
der Ort wird nur noch von Touristen besucht |
|
Ciao Kadyktschan |
Auch für Mjaundscha muss ich
einen Abstecher machen, ich habe eigentlich vor hier zu übernachten,
nachdem mir sowohl die jakutischen Radler, als auch Adrian die Feuerwehr
ans Herz gelegt haben. Zudem habe ich die leise Hoffnung mal wieder ein
Café besuchen zu können. Auf dem Weg nach Mjaudscha liegt ein Traktor
im Strassengraben. Ich kann dem Fahrer leider nicht helfen, da braucht
es ein stärkeres Gefährt um ihn wieder auf die Strasse zu heben.
Mjaundscha selbst überrascht, wenn man auf es zu fährt, die Häuser sind
alle sehr bunt angemalt, was eine freundliche Stimmung erzeugt,
vielleicht hätte man das in Marzahn ja auch machen können. Ich fahre zum
Hauptplatz der Stadt, wo sich leider herausstellt, dass das Café heute
zu hat, es ist wohl nur wenige Abende die Woche offen. Dafür hat es
sonst recht viele Läden hier, als ich in einem mich noch nach Internet
erkundige, ruft die Ladenbesitzerin bei ihrer Tochter an und schickt
mich zu ihr. Diese sitzt in einem anderen Laden und nachdem ich noch zu
verstehen gebe, dass ich derjenige bin, wegen dem gerade angerufen
wurde, kann ich doch noch schnell ins Internet. Das wichtigste (nach den
Mails nach und von zu Hause) ist zunächst einmal das Wetter. Der
Wetterbericht ist leider nicht ideal, ab Montag soll es für den Rest der
Zeit sehr regnerisch werden. Das bedeutet ich habe noch drei Tage in
denen das Wetter akzeptabel ist. Mein Entschluss ist schnell gefasst,
Tenkinskaya in drei Tagen und bis Sonntag Abend muss ich am Asphalt
sein, die restlichen 80 km nach Magadan würden dann im Regen schon
gehen. Das bedeutet aber auch, dass ich die 500 km der Tenkinskaya und
die 40 km bis zu ihr hin in drei Tagen fahren muss, also 180 km auf
schlechter Piste und ausgerechnet im bergigsten Abschnitt der Reise. Der
Regen ist ein gutes Druckmittel. Im Laden mit dem Internet bekomme ich
noch Tee angeboten und hausgemachte Plätzchen. Wir unterhalten uns noch
eine Zeit und auch die Mutter aus dem anderen Laden kommt dazu. Sie ist
zwar schon längst pensioniert, aber die Pension reicht hier sowieso
nicht, daher muss sie auch weiter arbeiten. Insofern ist der Köder in
Sibirien eine frühe Rente zu bekommen (mit 48), Augenwischerei. Als ich
mich noch wegen Übernachtungen erkundige, erfahre ich, dass es hier eine
Herberge gibt. Dann will ich damit die Feuerwehr nicht belästigen. Als
ich jedoch den Preis für eine Übernachtung erfahre, 1300 Rubel,
beschliesse ich doch lieber zu zelten. Ich fahre zur Kolchose, an der
Kreuzung nach Mjaundscha ging nach rechts ein anderer Weg ab, zu dem
kleineren Ort Kedrovyj. Dort scheint wohl auch noch ein weiteres
Kraftwerk zu stehen, wenngleich schon Mjaundscha ein sehr buntes
Kraftwerk hatte. Ich nehme an letzteres ist sogar ein Gaskraftwerk,
während hier nur ein Kohlekraftwerk steht. Das Kraftwerk ist auch in der
Ortsstele enthalten, also wohl der Grund für die Ortsgründung. Zudem
ist hier noch ein landwirtschaftlicher Betrieb angesiedelt. Das ist
wieder eine Besonderheit, wenn man hier vorbeifährt. Man erwartet nicht
weite Wiesenflächen auf denen Landwirtschaftsmaschinen unterwegs sind,
gerade hier in der Nähe des Kältepoles. Es dürfte wohl im Winter auch
hart sein, die ganzen Tiere durchzubringen, die müssen ja auch in
beheizten Ställen untergebracht sein.
Ich schlage mein Zelt wenig
neben der Strasse geschützt hinter einer Reihe Büsche auf. Leider
nerven hier die vielen Mücken. Es wird noch etwas zu Abendessen auf dem
Hobokocher gekocht. Dabei überrascht mich noch leichter Regen. Diesmal
scheine ich Pech zu haben, die Wolken mit den Regenstreifen ziehen immer
genau über mich weg. Die Nahrung wird danach, wie immer beim Zelten,
auf einem Baum aufgehängt, auch wenn ich hier in Ortsnähe keine Bären
vermute, will ich vorsichtig sein.
|
Wieder auf der Hauptstrasse |
|
Ausnahmsweise hat es hier wieder landwirtschaftliche Wiesen |
|
Kreuzung Mjaundscha/Kedrovyj |
|
farbenfroher Ortseingang Mjaundscha |
|
Hier ist noch Leben |
|
ich fahre trotzdem wieder raus |
|
und zelte |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen