Freitag, 24. August 2012

Über die ersten Pässe der Tenkinskaya

Die Nacht war recht kühl, es hatte wohl leichten Frost, dennoch komme ich sehr früh los, bin ja motiviert bis unter die Haarspitzen noch ein paar Gewaltetappen hinzulegen. Um 7.30 bin ich schon auf der Piste, eingepackt im Anorak und mit Handschuhen, da die Luft noch etwas Zeit braucht, zudem ist es leicht bewölkt. Selbst die Fjäll Räven Hose kommt nun mal zum Einsatz, die hatte ich bisher fast nie an. Dabei hatte ich die TNF-Hose nur als leichtes Gegenstück und Ersatz dabei, aber mit den Mücken war es bislang einfach nicht so schlimm. Und nach den Erfahrungen letztes Jahr, bei der die Fjäll Räven Hose nach 4 Wochen durch war, war ich erstaunt, dass die TNF-Hose über 7 Wochen gut durchhielt. Nach ein paar Kilometern steht ein Auto am Wegesrand. Es ist Alexander, der auf dem Weg von Magadan nach Ust-Nera eine Panne hat. Nachdem ich ihm meine Reiseroute erzähle, versucht er mir noch die Sperrung der Tenkinskaya zu erklären. Jetzt bin ich aber wirklich mal gespannt, was da Sache ist. Gleich geht es noch über einen kleinen Pass, der sich Arkagalinskij nennt. Ab und zu ist am Strassenrand eine Goldmine zu sehen, das äussert sich im wesentlichen durch viele Kieshaufen, also das Material, das schon ausgesiebt wurde. Entgegen den Ankündigungen der polnischen Motorradfahrer hatte ich mit den Leuten keine Probleme, man kommt auch fast nicht in Kontakt mit ihnen. Nach 40 Kilometern bin ich am Abzweig, dort hängt allerdings ein Schild, welches besagt, dass Magadan sakrtika wäre, d.h. geschlossen, die Strasse ist damit offiziell nicht offen. Jetzt bin ich aber mal gespannt. Bevor ich zur Brücke komme, muss ich aber den ersten grossen Pass der Tenkinskaya Trasse fahren, es ist der Loschkalach-Pass. Ich gewinne erstaunlich schnell an Höhe und bin früher als erwartet oben. Oben gibt es die obligatorischen Gipfelphotos, von hier hat man auch eine super Sicht auf eine interessante Landschaft, es ist hier alles deutlich rauher und kahler, viel graues Gestein ist zu sehen. Als ich einen der grauen Rücken photographiere, bemerke ich wie sich darauf 3 Punkte bewegen, es sind Bären, eine Mutter mit ihren beiden Kindern. Schnell wird das Teleobjektiv herausgekramt und auf die Bären gehalten. Sie sind weit weg, da sie ja am Gegenhang sind. Dennoch mache ich mir Gedanken, was ich machen würde, wenn sie auf mich weiter zu wandern. Sie bewegen sich den Hang herunter zu einigen Büschen, wo die Mutter wohl etwas sucht. Sie geht rascher voran und die Jungen kommen nach, zwischendurch dreht sich die Mutter um und richtet sich auf um zu schauen, dass ihre Kinder auch wirklich kommen. Das sind die ersten Bären, die ich in Russland sehe und das nach über 2 Monaten. Im Anschluss stecke ich mir die Fackel gleich in die Hosentasche und die Bahntröte wird umgehängt und alle paar hundert Meter in sie hineingestossen. So präpariert mache ich mich auf die Abfahrt, ich fliege durch geniale Landschaft, es ist hier der schönste Abschnitt bisher auf der Kolyma-Trasse. Angeblich soll die Tenkinskaya auch die erste Strasse hier sein und auch durch Gulag-Insassen gebaut worden sein, das hatte mir zumindest meine Familie aus Ust-Nera erzählt.

Die weiten Flächen von Mjaundscha
Ein kalter Morgen
Endlich kommt die Sonne raus
noch knapp 700 km nach Magadan
Anstieg zum Arkagalinskij-Pass
Verlegung von Strassenarbeitern
Landschaft unter Wasser
Jeder Kilometer ist angeschrieben
Goldminengelände
Abzweig zur Tenkinskaya
Das Schild sagt, dass die Strecke nach Magadan gespertt ist
künstlicher Teich auf Goldminengelände
Die Piste führt in die Berge
Die Tenkinskaya fängt gleich mit einem Pass an
Das sorgt für schöne Ausblicke
Auch die Tenkinskaya ist gut im Schuss
Gut geführt geht es nach oben
Wieder ein Marterl, diese Mal von einem LKW-Fahrer
Meine ersten russischen Bären
Das ist bereits die grösste Vergrösserung

Zum Glück sind die Bären weit entfernt
gigantische Aussicht
schönster Abschnitt auf der Kolymastrecke
Auf der Abfahrt
Am Bergfuss wartet die ominöse Brücke
Die Berge sind ziemlich kahl
im Winter ist es hier ziemlich lebensfeindlich
Am Pass ist mir kein Fahrzeug begegnet
Nach der Bärenbegegnung stosse ich alle paar hundert Meter ins Horn
weitere Bären treffe ich jedoch nicht
unten angekommen
Sumpfland
Gleich kommt die Brücke über den Ajan-Jurach
Nach der langen Abfahrt überhole ich die ersten Fahrzeuge auf der Piste, es sind eine Raupe und ein Grader, welche die Piste zurechtrichten. An der Brücke stehen dann viele Container und LKW herum, sie ist noch nicht fertig, weshalb sie gesperrt ist, aber man kommt selbst mit einem LKW schon rüber, teils sind noch Bretter angebracht und eine Fahrbahnoberfläche muss wohl noch finalisiert werden. Als ich auf der Brücke essen will schickt mich der Wachmann in die Stalovaja, welche in einem der Container untergebracht ist. Es gibt Borschtsch und Kompott aber leider auch jede Menge dieser kleinen beissenden Fliegen. Die Arbeiter geben mir zudem einen Tipp für die nächste Übernachtung, die meisten Ortschaften auf der Karte sind verlassen, aber in Kulu soll es noch eine Strassenmeisterei (Daroschniki) geben, welche besetzt ist, ich solle aber auf den Hund dort aufpassen, der sei bissig. Als ich meine Hosenbeine hochziehe um auf die Wunde von Deljankir zu zeigen, lacht einer der Arbeiter und zeigt auch eine Wunde am Bein und meint dass der weisse Hund in Deljankir ihn auch schon gebissen hat. Gut gestärkt kann es zum grossen Pass gehen, der 1180 m hoch sein soll. Doch ich bin wieder schneller oben, als gedacht, mein Höhenmesser zeigt zudem nur 1000 m an. Dafür wurden mir heute auf der Kolymatrasse wieder 10 Kilometer abgezogen, analog zu der Kilometrierung vor Ust-Nera, jedoch mit dem Unterschied, dass die Kilometer hier zwei Mal durchlaufen werden. Bei der Abfahrt vom Pass (Pereval Gavrjuschka), kommt mir auch das erste Fahrzeug, ein LKW, entgegen, so gesperrt ist die Strecke also doch nicht. Nach der Abfahrt geht es in die Ebene und dort treffe ich bei einer Wüstung einen weiteren LKW-Fahrer, der mich auf einen Tee einlädt. Es ist Walodja, der hier Pause macht (Kühlschrank und Telefon stehen hier zum Spass rum) und von Jakutsk zu einer Goldmine Fleisch transportiert. Für die Strecke hat er bislang 8 Tage gebraucht, da bin ich ja mit dem Rad fast genauso schnell. Er hat familiäre Beziehungen nach Deutschland, seine Tochter arbeitet in Rosenheim.

Bauarbeiter arbeiten noch an der Brücke
Daher hat es viele Container hier
noch ist die Brücke nicht ganz fertig
aber in wenigen Wochen wird sie wieder frei gegeben
Auch der Ajan-Jurach führt viel Wasser
Auf der anderen Seite
Bärenkot?
Der nächste Pass wartet
es geht wieder schön geführt und nicht zu steil nach oben
Auch hier hat der Herbst begonnen
Streckenführung
Blick nach unten, weite Waldflächen
Kurve vor dem Pass
Der Pass ist erreicht
Abfahrt I
Abfahrt II
Abfahrt III
Der Pass war allerdings nur 1000 m hoch, nicht 1180 m
Nun folgt ein Stück in der Ebene
Seitenbach
schnurgerade I
 
schnurgerade II
Ort und Fluss Matrajbyt
Kühlschrank, Boiler, Herd und Telefon - gut versorgt in der Tundra
Walodja bringt Fleisch aus Jakutsk zu einer Goldmine
Heute kommen keine grossen Pässe mehr, ich bin jetzt im Einzugsgebiet der Kolyma und muss nur noch über den Hauptfluss der Kolyma, der hier Kulu heisst. Bei einer der nächsten Brücken treffe ich schon wieder Leute, ein LKW steht im Wasser und ein paar Männer versuchen zu Fuss durch den Fluss zu gehen. Es sind Goldsucher, die eine Furt suchen um flussabwärts zu ihrem Boot zu kommen, welches sie wohl dort hinterlassen hatten. Als ich sie auf ihrer Rückfahrt noch einmal treffe, geben sie mir eine Telephonnummer in Magadan und auch noch eine Dose Fleisch. Ein anderes Fahrzeug, das ich hier treffe drückt mir noch eine Flasche Wasser in die Hand, obwohl ich eigentlich nichts brauche. Es ist hier doch viel mehr los, als ich angesichts der Streckensperrung erwartet hatte und am Anfang bin ich ja auch recht einsam hier unterwegs gewesen. An einer weiteren Baustelle werde ich von einem sehr aggressiven Hund verfolgt, durch Anhalten und bestimmtes Anschreien lässt er aber wieder von mir. Das Wetter ist heute akzeptabel, aber gerade auf dem Weg nach Kulu ziehen wieder einige Wolken mit Schauerstreifen vorüber und ich versuche durch gezielte Pausen einem Schauer zu entgehen. Ganz klappt das nicht, aber so bekomme ich immer nur leichte Schauer ab.
Kulu zieht sich am Abend dann doch noch hin und ich bin froh als ich am Fluss bin, welcher noch immer ein ziemliches Hochwasser führt. Leider nehme ich danach einen falschen Abzweig und lande bei einer Aussenstelle des Ortes Kulu, in der aber noch Leute hausen. Hier stand wohl früher auch das Hotel, es ist zumindest mit Gostiniza angeschrieben. Ich muss aber wieder zurück und nehme einen Kilometer weiter den richtigen Abzweig zu den Daroschniki. Kulu wurde erst vor kurzem aufgegeben. Wie ein kleines Kadyktschan sieht es aus, mit den Wohnblöcken. Damit holt sich die Natur hier die Gegend wohl bald wieder zurück, denn Kulu war wohl vor allem auch eine Kolchose, schon einige Kilometer vor dem Ort begannen weite Wiesenflächen.
Kurz vor den Daroschnikis erwischt mich noch einmal ein Schauer, so dass ich das Tempo verschärfe und ohne Anorak zur Strassenmeisterei eile. Bei den Daroschnikis komme ich im gemeinsamen Schlafsaal unter und kann in der Küche vom Abendbuffet auswählen, sogar frisches Gebäck hat es. Evgeni kümmert sich gut um mich und zeigt mir auch die Banja, so dass ich nach Artik mich mal wieder waschen kann.

die Strecke nach Kulu zieht sich noch
Am Nachmittag zeigt sich der eine oder andere Schauer
hier verfolgt mich noch einmal ein Hund
Im Tal des Flusses Kulu
unter Wasser I
unter Wasser II
Die Trasse wird enger
Fluss mit Hochwasser
Die Leute suchen eine Furt um zurück zu ihrem Boot zu gelangen
Brückenunterbruch
hier geht es nur mit dem Rad drüber
dabei hat sich der Bach wieder beruhigt
es geht in den Abend
Fluss Nerjutschi
Die grosse Kulu-Brücke
Der Fluss hat noch recht hohen Wasserstand
Es ist gleich 20 Uhr
Aussenstelle von Kulu
Bei den Daroschnikis in Kulu
Ortsschild eines toten Ortes

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