Mittwoch, 15. August 2012

Zum Fuss der Berge (Khandyga und Tjoply Kljutsch)

Es hat schon am Abend ein bisschen rumgezogen, so dass es nicht überraschte als in der Nacht Regen einsetzt. Dieser hält auch am Morgen noch leicht an. Ich breche trotzdem auf. Die Piste nach Khandyga ist wegen tiefem Kies teils mühsam. Kurz hinter dem Ort treffe ich noch einen Feldarbeiter. Hier hätte ich wohl auch übernachten können. Khandyga ist der letzte grössere Ort vor Ust-Nera und dann Magadan. Das bedeutet, dass ich hier noch einmal gut einkaufen sollte. Tatsächlich zeigen die meisten Karten nicht mehr wirklich Orte zwischen Khandyga und Ust-Nera und auch die Motorradfahrer, die ich nach Infrastruktur gefragt hatte, meinten, da wäre nichts mehr. In Khandyga hat es einen guten Supermarkt, in dem ich einen Grosseinkauf mache, dort treffe ich auch auf einen der Armenier von der Fähre. Auf der Post kann ich ins Internet, dort gibt es schlechte Nachrichten von der Uni, die mir ein bisschen den Tag vermiesen. Dafür habe ich aber auch eine längere Mail von Dina im Postfach, die wieder aufbaut. Nachdem ich im Marktgebäude noch ein einfaches Café gefunden habe, kann es weiter gehen. Khandyga ist ein wichtiger Umschlagplatz, auch für Ust-Nera. Schiffe fahren bis Khandyga, insbesondere mit Benzin, welches dann per LKW nach Ust-Nera transportiert wird. Die Strasse ist recht gut bis Tjoply Kljutsch, auch wenn ich meine schwere Beladung schon spüre. Es geht meist schnurgerade in Richtung Berge, da hier noch Schwemmebene ist, sieht es recht monoton im Wald aus, einzig ein Fluss unterbricht diese Monotonität.
Mein Aufpasser

Morgendliche Begegnung ein paar Kilometer vom Ort weg

Reste von Winterstallungen

Es bleibt heute trüb

kiesige Piste nach Khandyga
Khandyga
letzte grösser Siedlung vor Ust Nera
Tjoply Kljutsch, Rasvilka und Kyubeme, die nächsten Wegpunkte
Ehemaliger Verkehrspolizeiposten, im ganzen Urlaub habe ich keine besetzte Posten gesehen
Heute gibt es weniger landschaftliche Höhepunkte
Die vielen Marterl am Wegesrand machen nachdenklich
Dafür hat es zu meiner Überraschung in Tjoply Kljutsch sogar zwei Cafés, wovon eines ausgiebig genutzt wird. Auch von der Ladeninfrastruktur wird profitiert, wenngleich ich aus Khandyga noch genug dabei habe. Aber Cola ist halt schnell aufgebraucht und nicht so transportabel. Als ich aus dem Ort raus fahre, passiere ich noch den Ortsteil Aeroport, ein Passant sagt mir, dass es hier sogar ein Hotel habe. Da haben die englischen Motorradfahrer, die mir rein gar nichts zwischen Kyubeme und Khandyga voraussagten, wohl vergessen neben die Strasse zu schauen. Das ist aber normal, dass Radfahrer deutlich mehr wahrnehmen und infolge der Versorgungsproblematik auch wahrnehmen müssen. Es geht schon in den Abend, daher muss ich bald einen Schlafplatz suchen. Die Bärenproblematik geistert dann natürlich durch den Kopf. Gleich hinter Tjoply Kljutsch treffe ich einen Pilzsammler, welcher meint, dass es im Umfeld des Ortes aktuell keine Bären gäbe. Tagsüber habe ich jedoch den Tipp bekommen, dass an der Kreuzung Topolynoe ein Parkplatz ist, auf dem auch LKW-Fahrer übernachten, das wäre also ein gutes Plätzchen zum Übernachten. 15 Kilometer vor dem Platz treffe ich auf Edward, er hat mit seinem LKW extra angehalten und fragt mich, ob wir nicht zusammen am Parkplatz übernachten wollen. Ich willige gerne ein, wenngleich seine Beschreibung des Parkplatzes eine andere ist, als meine. Doch schlussendlich ist es der gleiche Parkplatz kurz nach dem Fluss und kurz vor der Kreuzung nach Topolinoe. Das ist ein Ort der über 100 km von der Piste weg ist, was noch nah ist, wenn man auf das Schild an der Kreuzung schaut. Dort ist sogar Deputatsky angegeben, mit über 1500 km Entfernung. Wie mir gesagt wird sind das aber Winterstrassen, jetzt im Sommer kommt man da nicht durch. Obwohl Edward meinte wir wären gleich da, war es gut, dass ich eher 15 km im Kopf hatte, denn es zieht sich. Wir suchen uns einen Platz etwas abgelegen vom eigentlichen Parkplatz. Auf diesem stehen schon andere LKW. Wir haben schon am Fluss vorher Wasser genommen, da er meint am Parkplatz wäre das Wasser nicht so gut, wegen den ganzen Öl- und Benzinresten. Edward ist aus Artyk und erzählt mir noch viel vom harten Winter auf den Strassen und natürlich wird auch über Putin philosophiert. Die Bahnlinie nach Jaktusk hält er für keine gute Idee, die sei nur zur Ausbeutung der Bodenschätze Jakutiens gebaut. Es ist eine Sicht, wie sie mir noch häufiger hier unterkommt. Die Menschen hier fühlen sich ziemlich alleine gelassen von der Zentralregierung.
Café in Tjoply Kljutsch
Streckenkarte im Café
Laden im Ort
Tankstelle in Tjoply Kljutsch
Heute mal weniger Brücken
Das erste Schild mit Magadankilometrierung! Noch gut 1500 km

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